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Hollywood-Mafiosi und die Berner Politiker

Schonungslos enthüllt: Das haben eine mordslüsterne amerikanische Mafiafamilie und die Geschäftspraktiken Hollywoods mit der gutbürgerlichen Berner Kantonspolitik gemein.

Mitte der 70er-Jahre löste Al Pacino im zweiten Teil von Francis Ford Coppolas «Der Pate» Marlon Brando als Oberhaupt eines Mafia-Clans ab. Dies sorgte nicht nur für so manchen Mord innerhalb der Corleone-Familie, der Erfolg dieser Film-Fortsetzung löste in Amerikas Filmindustrie eine wahre Flut an Fortsetzungsgeschichten, sogenannten Sequels aus. Rückblickend betrachtet erreichte diese Sequelmania aber bereits mit ebendiesem Film ihren künstlerischen Höhepunkt. Denn war der zweite Teil der «Pate»-Trilogie noch ebenso hochstehend wie erfolgreich, kippte dieses Gleichgewicht bereits im dritten und abschliessenden Teil der Mafia-Saga zu ungunsten der Qualität.

Was anschliessend folgte, ist bekannt. Heute scheinen in Hollywood mehr Fortsetzungen gedreht zu werden als Erstlinge. Letztere wohl auch nur, um später eine Fortsetzung darauf drehen zu können. Und so folgen auf grottige B-Movies noch grottigere Fortsetzungsfilme, meist unterirdische Streifen ohne jeglichen Tiefgang. Zwei wunderbare Beispiele unter vielen: «Bloodsports 2» und «Bloodsports 3» (Fans sprechen von BS2 und BS3), in denen Daniel Bernhardt beweist, dass man mimisch noch versteinerter, noch hölzernen agieren kann als Muskelmann Jean-Claude van Damme, der sich vor ihm im ersten Teil von Bloodsports um die Wette geprügelt hatte. Daniel Bernhardt? Unser Mann in Hollywood, der die Wolkenkratzer Worblaufens gegen eine Villa in Kalifornien eintauschte und seither von Erfolg zu Erfolg zu Erfolg rast.

Bern hat also seinen Anteil am Sequel-Wahn Hollywoods. Und dieser hat – man glaubt es kaum – wiederum einen Einfluss auf die urchige Politik im Kanton Bern.

Eben noch unterhielten uns die Paten der Berner Politik mit der Ausgaben- und Strukturüberprüfung (Fans sprechen von ASP), dieser Mischung aus Gruselschocker, Politthriller und Kammerspiel, die unter anderem Leistungskürzungen für Behinderte und psychisch Kranke zur Folge hat. Die Kritiken waren durchzogen, ja gar bescheiden. Und dennoch wird das Publikum, werden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, schon bald mit einem Sequel, mit ASP2, beglückt. Don Corleone und Daniel Bernhardt werden dem Vernehmen nach nicht mitspielen, unschuldige Opfer und harte Kämpfe dürfte es aber auch diesmal nicht zu knapp geben. Der Fortsetzungswahn Hollywoods scheint am Berner Rathausplatz seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht zu haben.

Basil Weingartner

Als Basil Weingartner vor 12 Jahren nach Bern zog, erhielt er als Begrüssungsgeschenk eine Packung exquisiter Jodtabletten.


Publiziert am 31. Januar 2014

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