
Im Tea-Room (2): Confiserie Beeler
Die Confiserie Beeler hat nicht nur keine Spannteppiche, sondern auch keine Polstermöbel. Tea-Room-Stimmung ist hier trotzdem zu finden.
Ohne überhaupt eine der «trendimmunen Kapseln» zu betreten, vermittelt allein der Begriff Tea-Room ein gewisses Bild. Ein Bild leicht verstaubter Gemütlichkeit, wuchtiger Polstermöbel, plaudernder älterer Damen und hoher Stapeln an Bäcker- und Zuckerwerk. Kindheitserinnerungen nach vermittelte die damalige Confiserie Abegglen an der Spitalgasse all dies, und – dank Spiegeln und Stuckrahmen – sogar einen winzigen Hauch der Grandeur eines Wiener Kaffeehauses.
Nun, die Confiserie Abegglen ist nicht mehr, ein Tea-Room ist hier aber immer noch zu finden: Inzwischen ist die Confiserie Beeler eingezogen. Vielleicht kämpft Beeler gegen die Trend-Immunität an, möglicherweise sind Kindheitserinnerungen aber eben einfach trügerisch, denn mit verstaubter Gemütlichkeit ist es hier nicht so weit her. Die Confiserie ist ein Café der harten Ecken und Kanten, Holzstühle stehen schwarzen Lederbänken gegenüber und pinke Designerleuchten zieren die Decke. Die erwartete gedämpfte Stimmung fehlt genauso wie der Spannteppich, zwei ältere Paare diskutieren leidenschafltich auf französisch, und die Absätze der Bedienung knallen nur so.
Immerhin: Coca-Cola ist hier immer noch ein «Erfrischungsgetränk» und wird laut Karte in der Glasflasche serviert. Auch die bestellte heisse Schokolade kommt wunderbar grossmütterlich daher, das Tässchen überbordet fast mit Bemalungen und Stuck. Und als sich eine ältere Dame an den Nebentisch setzt, lächelt, und prompt beginnt, über das Wetter zu plaudern, kommt tatsächlich ein bisschen Tea-Room-Stimmung auf. Geht doch.
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