
Die Hauptstädter des Jahres 2013
Sie rückten unversehens ins Rampenlicht und blieben doch weitgehend unbesungen: Die Köpfe des Jahres 2013 der Hauptstädter-Redaktion.
Berna: Als Jungbärin im Bärenpark stand sie schon von Geburt an immer wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. Mit zunehmendem Alter mutierte die junge Berna aber zu einer aggressiven Provokateurin, die letztlich einmal zu oft die Krallen gegenüber Mutter Björk ausgefahren hat. Dem Tierpark reichte es; Berna wurde ruhiggestellt und mir nichts, dir nichts in Richtung Bulgarien abtransportiert. Allem Anschein nach hat sich Berna in ihrem neuen Zuhause zwar gut eingelebt, uns aber bleibt sie als unerschrockene Revolutionärin in liebevoller Erinnerung.
Alexander Feuz: Der Berner Stadtrat ist der politische Überläufer des Jahres: Von der FDP versetzt, schloss sich Feuz nur drei Monate nach seiner harzigen Wiederwahl im fliegenden Wechsel der SVP an. Auch abseits des politischen Parketts war Feuz für eine Schlagzeile gut: Der «wohl eifrigste Stadtpolitiker» beendete im Januar seine Tätigkeit als Anwalt. Gegen ihn lief ein Disziplinarverfahren.
Takasa: Sie begannen als Heilsarmee-Band und endeten als Takasa. Die Schweizer Gesandten für den Eurovision Song Contest rekrutierten sich 2013 aus der Berner Heilsarmee. In Malmö fand man aber die uniformierte Big Band mit religiöser Botschaft gar nicht lustig. Um doch noch teilnehmen zu können, mussten Tenue und Name angepasst werden. Genützt hat es nicht viel: Wie üblich scheiterte der Schweizer Beitrag auch diesmal am ESC und Takasa wurden aus dem Halbfinal nach Hause geschickt. Inzwischen ist es still geworden um die Big Band, uns bleibt der Kultstatus des 95-jährigen Emil am Kontrabass und das legendäre Roadtrip-Musikvideo in Gottes Namen trotzdem in Erinnerung.
Raúl Bobadilla: Er hat im Jahr 2013 die Bundesstadt nur einmal gesehen – und zwar am 29. Mai als wirkungsloser Stürmer des FC Basel. Denn der «Stier mit dem weichen Herzen» demonstrierte, wie man sich während den Weihnachtsferien vom YB-Spieler in einen Angestellten des Erzfeindes verwandeln kann. Der Abgang des damaligen Wunschspielers von Christian «Titelgarant» Gross in Richtung Basel hinterliess ausser Löcher in den Kassen des Kursaal-Casinos keine merklichen Lücken. Und auch YB kann Überläufer Bobadilla nicht mehr gefährlich werden: Der Argentinier wurde bereits im Sommer ins mondände Augsburg wegtransferiert, der 111km/h-Raserfahrt durch seinen damaligen Wohnort sei Dank.
Der Nachwuchs-Revoluzzer: So richtig einig über die Ursachen und Motivationen von «Tanz dich Frei» war man sich auch 2013 nicht; und wo die Grenze zwischen tanzwütigem Partyvolk und politisch motivierten Kapitalismusgegnern verlief, blieb unklar. Sobald es mit Tränengas, Schachfigurenwurf und Wasserwerfern so richtig losging, liessen sich die Demonstrierenden ohnehin hauptsächlich in Schaulustige und Möchteger-Widerstandskämpfer unterteilen, die im Zuge einer Atmosphäre der Gesetzlosigkeit auch mal zur Flasche respektive zum Flaschenwurf griffen. Besondere Berühmtheit erlangte der unbekannte junge Herr mit dem hübschen Polo-Pullover und den markigen Gesten, der zum stellvertretenden Symbol für all jene Nachwuchs-Revoluzzer wurde, die das mit der Kapitalismuskritik noch nicht so ganz verstanden haben.
Ursula Wyss: Die SP-Gemeinderätin landete 2013 im Fokus durch das von ihr ausgetüftelte Abfallgebühren-Reglement, das neu auch das Gewerbe für Littering zur Kasse bitten will. «Der Berner Güsel-Wahnsinn» titelte die Weltwoche, kurz darauf gefolgt von «Der Berner Güsel-Wahnsinn – Teil II» und schliesslich von «Der Berner Verkehrs-Wahnsinn», bei dem es um Wyss’ Ziel ging, den Individualverkehr in der Innenstadt einzuschränken. Wir finden: Wer so viel Wahnsinn in die Bundesstadt bringt, verdient es, unter den Köpfen des Jahres aufzutauchen.
Jesse Ritch: Der DSDS-Podestsänger aus dem Jahr 2012 eroberte dieses Jahr die Altstadtkellerbar Jet Läg. Mit seinem Konzert zeigte der Sänger, wie man die Musikbusiness-Ochsentour auch bestreiten kann – nämlich mit Höflichkeit, Nettigkeit, ohne Ecken und Kanten und vielen Tränen. Diese Methode bringt dem Schönbühler 2014 den verdienten Lohn ein: Ritch wird im überdimensionierten «Circus» von DJ Bobo als Support-Act seine Lieder singen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.
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