
Advent, Advent (24)
Der «Hauptstädter» hat einen Adventskalender gebastelt – und öffnet täglich ein Fensterchen. Zu Weihnachten beschenken wir die Stadt Bern.
In der Stadt Bern zu leben und abzustimmen hat auch seine frustrierenden Aspekte. Es reicht schon, dass Gastgewerbebewilligungen jeweils über den Regierungsstatthalter laufen müssen, was dem hiesigen Nachtleben soweit alles andere als gut getan hat. Obendrein besteht auch politisch ein tiefer, breiter Graben zwischen Stadt und dem Rest des Kantons. Die Hess’sche Einbürgerungsinitiative? Kantonal wurde sie mit 55,7 Prozent Ja-Stimmen angenommen. In der Stadt Bern wäre sie mit 64,7 Prozent Nein abgeschmettert worden. Die Motorfahrzeuginitiative? Wäre in der Stadt Bern auch bei der zweiten Abstimmung bachab geschickt worden. Bern erneuerbar? Hat in der Stadt Bern ein knappes Ja erreicht, wurde aber kantonsweit mit über 65 Prozent abgelehnt.
Zwar hat Bern weder zu 1:12 noch der Abschaffung der Wehrpflicht Ja gesagt – dafür hätten die Stadtbernerinnen und -berner im Gegensatz zum Rest des Kantons die Waffen ins Zeughaus verbannen wollen, und zwei Drittel hätten Nein zur Ausschaffungsinitiative gesagt.
Kurz, die Stadt Bern wird mit schöner Regelmässigkeit von den ländlichen Gebieten des Kantons überstimmt. Als ob das nicht genug wäre, ist die städtische Stimme im Grossen Rat so leise, so dass man sie eigentlich schon als stumm bezeichnen könnte. Auch die Stadtberner Vertreterinnen und Vertreter stimmen lieber gemäss den Interessen ihrer Partei als den Interessen ihrer Herkunftstadt – im Kantonsparlament ist Bern «nullprozentig vertreten», monierte einst ein SP-Grossrat aus der Stadt.
Als Weihnachtsüberraschung schenken wir der Stadt Bern daher einen Stadtkanton. Dann wird es vielleicht auch mal was mit diesem Nachtleben.
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