
Die Verbesserung der Hot-Dog-Kultur
Um die Hot-Dog-Kultur in der Schweiz steht es schlecht. Nun bahnt sich eine Image-Korrektur an – dank einem fliegenden Händler, der den «Best Hot Dog Ever» verspricht. Wir haben diese Wurst-und-Brot-Kreationen getestet.
Der Hot Dog hat einen zweifelhaften Ruf, wird er doch oft zum Opfer von höchst überflüssigen Wettessern, die labbrige Exemplare im Akkord in ihren Mägen verschwinden lassen. Wenn ich an Hot Dogs denke, denke ich aber immer auch an den Filmklassiker «Zwei bärenstarke Typen», wo ein Würstchen- und Hamburger-Verkäufer namens «Würstchen» die beiden Helden Bud Spencer und Terrence Hill fortwährend beobachtet. Andere Spuren führen natürlich nach New York City, während in der Popkultur die klassische Fast-Food-Speise auch im grandiosen Captain Beefheart-Song «Tropical Hot Dog Night» ihre Spuren hinterlassen hat. Natürlich dürfen auch die schlimmen Sachen nicht fehlen, man denke an die furchtbaren Limp Bizkit und ihr Album «Chocolate Starfish and the Hot Dog Flavored Water» sowie an den schlechten Bandnamen Dogs Die in Hot Cars.
Nicht viel besser sieht es in hiesigen Gefilden aus, kennen wir die Wurst im Brot doch vor allem aus den Hallen- und Freiluftbäderküchen. Dort sammelt sich in den Tiefen des Hot-Dog-Semmels wahlweise Senf oder Ketchup oder beides zusammen, so dass der letzte Bissen immer auch mit schwierigem Geklecker zusammenhängt.
Doch nun wird vieles besser. Denn einmal pro Woche gastiert in der Stadt Bern der Stand «Phil’s Fresh & Delicious Food Revolution» – und verspricht nicht weniger als den «Best Hot Dog Ever». Und da «Phil» – so dass Wetter mitspielt – seinen Stand einmal pro Woche in unmittelbarer Nähe zu den «Hauptstädter»-Redaktionsräumlichkeiten aufbaut, war ein Testessen Pflicht, zumal diverse vielversprechende Hot-Dog-Kreationen auf dem Menü zu finden sind. Das Essen fand unter erschwerten Bedingungen statt, pfiff doch ein bissiger Wind an der unteren Ecke des Viktoriarains, der die Flamme des Wurst-und-Brot-Grills immer wieder zum erlöschen brachte.
Hier die Beurteilungen der temporären Hot-Dog-Jury:
Chuck Norris
Allein der Name dieser Hot-Dog-Kreation macht gwundrig. Denn wie 100’991 Witze bezeugen, kann der Namensvetter dieser Wurst-Brot-Speise bekanntlich alles. Und ja, der Hot Dog erweist dem «Texas Ranger»-Darsteller alle Ehre: Scharfe Jalapeños und rote Bohnen finden sich im Brot wieder, die die versteckte Wurst geschmacklich verstärken. Dank diesen sättigenden Zutaten ist das Gute am «Chuck Norris» denn auch: Ein Hot Dog reicht völlig – und so bleibt mehr Zeit für das Fitness-Programm mit Lehrer Norris übrig. Jedenfalls: Ein sehr guter Hot Dog. (bs)
Brooklyn‘s Finest:
Ob der Name eine Anlehnung an Jay-Z und Biggie ist, bleibt unklar. Gewiss ist nur, dass die Zusammenarbeit von red sauce, Chiliflocken und Senf in diesem Fall nicht ganz so gut funktioniert wie die Zusammenarbeit von Brooklyns Rap-Schwergewichten. Das Ganze ist leider etwas fad.(mer)
I ♥ N.Y. als Vegivariante
Der Biss ins Würstchen lässt den Vegetarier an der Fleischlosigkeit des fleischlosen Metzgerprodukts zweifeln. Unnötigerweise, denn es handelt sich dabei tatsächlich um Fleischersatz. Solcher, bei dem der «Ersatz» aber offensichtlich nicht herauszuschmecken ist. Und so erinnert mich der Hotdog an meinen pre-vegetarischen Lebensabschnitt, nicht aber an meine Kindheit. Denn damals war mit Bestimmtheit kein Sauerkraut und kein Käse in den von mir verspeisten Hotdogs, ebenso wenig Mango-Mayonnaise. Doch die gewagte Kombination harmoniert geschmacklich erstaunlich gut. Schade, funktioniert des Meisters Grill nicht so richtig und der heisse Hund bleibt für einmal trotz des scharfen Senfs ziemlich kalt. (bwg)
Chicago:
Passend zum windigen Wetter, der Hot Dog benannt nach der «windy city» Chicago. Dieser ist aber alles andere als luftig, sondern eher intensiv in der Schärfe. Chili-Schoten und Zwiebeln machen sich deutlich bemerkbar, ohne aber dabei aufdringlich zu wirken.(mer)
Samurai:
Beim asiatisch angehauchten Samurai-Hotdog macht die Testesserin eine faszinierende Entdeckung: Es gibt Geschmackskombinationen, die aus irgendeinem Grund keine sind. Stattdessen blenden sie sich gegenseitig aus oder überlagern sich. So schmeckt die Kreation Biss für Biss entweder nach Wasabi, oder nach Ingwer, oder dem Würstchen, aber nie aus einer Mischung der Zutaten. Brötchen und Würstchen an sich schlagen jeden Durchschnitts-Hotdog um Längen, allerdings ist das Werk trotz der Dreingabe von Mu-Err-Pilzen etwas trocken. Phil’s diverse Saucen würden eigentlich bereit stehen, diesem Missstand abzuhelfen – nur schreckt die Testesserin vor einem Wasabi-Ketchup-Abenteuer feige zurück. Lieber wechselt sie zum unvergleichlichen Chuck-Norris-Hotdog. (gbl)
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Wann «Phil’s Fresh & Delicious Food Revolution» wieder in Bern auftaucht, entnehmen Sie der Facebook-Seite. Was sicher ist: Am 7. Dezember gibts in Ittigen im Haus des Sports den Hot Dog Fabian Cancellara zu verkosten. Wir sind gespannt, was diese Kreation für Zutaten bereit hält.
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