
Korrespondenz mit Polo
Polo Hofer hat jetzt eine eigene Briefmarke, die aber eigentlich Gölä gehören sollte. Und: Nicht alle Berner haben das Format, um auf eine Briefmarke gedruckt zu werden.
Wenn Polo Hofer Briefe schreiben will, dann hat er nun seine ganz eigene Briefmarke, um diese zu verschicken. Die Post lancierte anfangs Monat eine Briefmarken-Sonderedition, die von Hofer designt wurde. Darauf zu sehen ist ein sonderbarer Mischling aus Gitarre, Engel und Schwan. Neben dem weissen Wesen kritzelte Polo Hofer auf türkisem Hintergrund seinen Namen hin.
Doch spätestens bei der Kombination der Wörter weiss und Schwan werden bei Freunden von so grausamen Dingen wie Mundartrock die Alarmglocken läuten. Ist es denn nicht ein ungeschriebenes Gesetz in der Schweizer Musiklandschaft, dass das Symbol des weissen Schwans einzig und alleine Gölä gehört? Natürlich ist es das. Und deshalb wäre es nur fair, wenn auch Gölä eine eigene Briefmarke bekäme. Aber würden Sie gerne Briefe und Pakete erhalten, von denen Ihnen aus der rechten oberen Ecke Göläs Autoritätsblick entgegenschiesst?
Die Gölä-Briefmarke würde von den Verfassern freundlicher Korrespondenz wohl gemieden werden. Für Inkassobüros und Steuer- und Betreibungsämter wäre sie jedoch ein Segen. Die Zahlungsmoral der Bevölkerung würde durch die Decke schiessen, wenn mit Göläs Todesblick Forderungen eingetrieben würden.
Es müssen jedoch nicht unbedingt Briefmarken sein, um mittels Gesichtern Botschaften zu vermitteln. Nehmen wir Sicherheitsdirektor Reto Nause als Beispiel. Er weiss ja oft nicht so richtig, wem er überhaupt schreiben soll, wie wir seit dem letzten «Tanz dich frei» wissen. Und wenn er es tut, dann immer öfter über das briefmarkenlose Facebook. Deshalb würde es bedeutend mehr Sinn machen, wenn Nauses Gesicht von anderen Dingen prangte. Zum Beispiel von einer Douchegel-Flasche. Überschrift: Bleib sauber.
Apropos duschen: Die private International School of Berne (ISB) scheint mit allen Wassern gewaschen zu sein. Denn sie schaffte es, dem Kanton fünf Millionen Franken für ihren Ausbau zu entlocken. Weil in der Kantonskasse etwas Flaute herrscht, bringt die Bevölkerung wenig Verständnis dafür auf. Höchste Zeit also, in die Charmeoffensive zu gehen. Und was wäre für diese Kampagne besser geeignet als das treuherzige Mopsgesicht des ehemaligen ISB-Schülers Kim Jong-un.
Anhand von Jong-uns Erfolg lässt sich das Fünf-Millionen-Geschenk des Kantons leicht rechtfertigen. Eine eigene Briefmarke hat er zwar noch nicht, dafür hat er ein eigenes Land. Es wäre also nur fahrlässig, Schulen, die solche Aussichten auf Erfolg bieten, nicht finanziell zu unterstützen. Wie im Fall Nause wäre es aber schlicht und einfach falsch, Kim Jong-uns Gesicht auf eine Briefmarke zu setzten. Schliesslich könnte das missverständlicherweise so verstanden werden, dass Jong-un, wenn es sein muss, den Weg in jeden Haushalt findet. Das wirkt etwas bedrohlich und wird der ISB nur schaden. Förderlicher: Kim Jong-uns Gesicht als Zuckerglasur auf Zimtsternen, die in der Fussgängerzone verteilt werden. «Berne – where I learned to lead», wäre der passende Slogan dazu.
Nun stellt sich nur noch die Frage, wieso Polo Hofer darauf verzichtet hat, sein eigenes Gesicht auf seine Briefmarke drucken zu lassen. Unterentwickelter Narzissmus? Erhöhter Selbstzweifel? Die Antwort darauf bleibt schleierhaft, genauso wie die Absichten, die er mit der Erschaffung seines Gitarren-Schwan-Engels verfolgt. Nur eines ist klar. Wie Hofer dem SRF-Bildungsformat «Glanz & Gloria» verriet, strebt er neben der eigenen Briefmarke auch noch einen Ehrendoktortitel an.
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