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  • Westside, Sonntagnachmittag: Der wohl deprimierendste Flecken Berns.

  • Diese Maschine ist gar nicht so einfach zu bedienen.

  • Alles Bio: Joli Mont vom Progr-Hof.

  • Joli Mont setzt auf Lokalkolorit. Hier gibt es «grfrornigs Joghurt».

  • Ach Loeb. Es hätte so, so schön sein können.

  • Genug für ein ganzes Rudel Hipster: Die Yoomoo-Version.

Zwinkernde Kühe und schwindender Zauber

«Frozen Yogurt» wo man hinschaut: In Bern ist die Eisspeise bald an jeder Ecke zu haben. Das verlangt nach einem Feldversuch.

Joli Mont, Progr

Das «grfrornige Joghurt» von Joli Mont im Innenhof des Progr setzt auf Lokalpatriotismus und wirbt mit «Frozen Yogurt auf Berndeutsch». Hier ist von der verwendeten Milch bis zum Zwetschgenkompott alles Bio, auf Aroma und Farbstoffe wird verzichtet. Enttäuschend: Früchte als Topping gibt es keine, sie seien noch nicht geschnitten, erklärt die Verkäuferin. Warten ist anstrengend, darum gibt es eine Version mit besagtem Kompott und Caramel-Baumnuss-Topping (Preis: 4.70 Sfr.), die hausgemachte Eigenkreation der Zitronen-Ingwer-Sauce wird feige verschmäht.

Die karamellisierten Baumnüsse sind eine Entdeckung, die Zwetschgen aber definitiv zu dominant, da der Geschmack des Joghurts unter all dem Kompott beim besten Willen nicht erkennbar ist. Die erste «Frozen Yogurt»-Lektion drängt sich auf: An einem heissen Sommertag empfiehlt sich schnelles Essen, denn wenn das Ganze schmilzt, verwandelt sich das «Trendprodukt aus den USA » in, nun ja, Natur-Joghurt. Nicht, dass das eine gewaltige Überraschung wäre, aber trotzdem: Irgendwie schwindet der Zauber.

Energy Kitchen Bar, Loeb

Das Warenhaus Loeb, sonst nicht unbedingt als Trendsetter bekannt, beherbergt für einmal einen Vorreiter, denn «Frozen Yogurt» wurde in der Energy Kitchen Bar bereits 2012 verkauft. Vielleicht liegt es an der zusätzlichen Erfahrung, diese Version schmeckt jedenfalls wunderbar, eben wie Nature-Joghurt in Glace-Konsistenz. Als Topping gibt es diesmal Erdbeeren und Schokolade (Preis kleiner Becher: 4.90 Sfr.), immer eine gute Kombination. Alles in allem hätte der Besuch beim Loeb eigentlich eine Lobeshymmne verdient, und es hätte auch so schön sein können. Wenn da nur nicht diese Sauce wäre.

Was als Schokolade betitelt wird, geht bestenfalls als braun gefärbter Zucker durch. Wer auch immer das Zeug zusammengemischt hat, verdient es, mit einer Toblerone eins übergezogen zu bekommen (natürlich die kleine im Schoggistengel-Format, nicht die gigantische Angeber-Version für besonders solvente Touristen – man will ja nicht gleich rabiat werden). Wie kann man nur.

Yoomoo, Westside

Weit abgeschlagen im «Frozen Yogurt»-Test ist die neu eröffnete Filiale der Kette Yoomoo im Westside – und das liegt nicht nur daran, dass das Einkaufszentrum an einem sommerlichen Sonntagnachmittag der wohl mit Abstand deprimierendste Flecken Berns ist. Sympathisch wäre das System ja eigentlich, denn hier ist Selbstbedienung angesagt und man darf Brownies türmen, dass es eine Freude ist. Leider erfordert die Maschine Bedienungskünste, die ein durchschnittliches Talent übersteigen: Bereits ein zaghafter Druck auf den Hebel liefert eine Masse an Joghurt, mit dem man ein ganzes Rudel Hipster durchfüttern könnte, und bei der noch genug für die Eltern auf dem Land übrig bliebe. Immerhin lässt sich dafür von der mitleidig grinsenden Verkäuferin Rabatt herausschlagen (Normalpreis: 3.90 Sfr. pro 100 Gramm).

Am Topping – diesmal Heidelbeeren, Brownies und Caramel – ist gar nichts auszusetzen. Das Joghurt, Version Nature, schmeckt dagegen ein bisschen wie Vanilleglace, bei der die Vanille mit Zucker verwechselt wurde: Sehr süss, sehr künstlich, und von der Konsistenz her ist die weisse Masse irritierend schmierig. Mit Joghurt hat das etwa so viel zu tun wie die neckisch zwinkernde Kuh auf dem Logo mit einer echten milchproduzierenden Wiederkäuerin. Falls Gründe gesucht sind, warum man sich das Westside im Hochsommer antun sollte: «Frozen Yogurt» ist keiner davon.

Gianna Blum

Gianna Blum hat 2006 das Land- gegen das Stadtleben eingetauscht und sucht immer noch nach dem Unterschied. Für Hinweise ist sie dankbar.


Publiziert am 21. August 2013

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