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  • In Ostermundigen, nicht in Bern: Das Hochhaus.

  • Von hier aus regiert man in der Agglo-Gemeinde Ostermundigen.

  • In der Stadt sieht es derweil so aus: Oey-Diemtigens Finest Wenger Kilian gibt Autogramme.

  • Auch ein Bär ist da.

  • «Wer beim Schweizer Schwingfest siegt, bekommt ein Rindvieh», schreibt die «Berliner Zeitung». Die Attrappe gab es in Bern zu sehen.

  • Darauf hat die Stadt gewartet: Der Roadshow-Hit, früher bekannt als Risotto.

Weniger Sägemehl! Mehr Hochhaus!

Das urbane Zentrum verschiebt sich in die Agglomeration. Denn während Ostermundigen ein Hochhaus baut, gibts auf dem Bundesplatz Sägemehl zu bestaunen.

«Hoch! Hoch!» ist es. Gemäss den Plänen ist es genau 100 Meter hoch, das Hochhaus, das dereinst nicht auf der Berner Schützenmatte, sondern auf dem Bärenareal in Ostermundigen entstehen soll. «Ein Wahrzeichen mit Ausstrahlung für die gesamte Region» ist das «Bären-Hochhaus» – und eine Niederlage für die Stadt Bern, die in Sachen Urbanität ausgerechnet von der Nachbarsregierung im Barackengemeindehaus düpiert wird.

Während die Agglo in Bälde immer urbaner wird, schickt das Umland immer weitere Duftmarken des folkloristischen Landlebens in die Stadt. Ein Sägemehl-Haufen wurde etwa am Donnerstag auf den Valser Gneis geleert, Festbänke und Sponsoren-Sonnenschirme aufgebaut, ein Streichelzoo mit Ziegen war ebenso da – und als Krönung spielten die Ländlergiele Hubustei vor dem Bundeshaus auf. «Roadshow Schwingen» nannte sich dieser Anlass, der gemäss dem Speaker für «dä Event, das Happening» namens Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest warb. Wenger Kilian war auch da, ein Bär im Schwingtenü auch, und zum Essen gabs neben Bratwurst und einer Prise Exotik (Flambierte Riesencrevetten) den «Roadshow-Hit» (Risotto).

Später wurde gemäss dem Roadshow-Plan zur Schau auch noch geschwungen. Es ist nicht überliefert, ob es in der Sponsorenwüste ein wenig so war, wie damals an der Lueg-Schwinget, an der auch die Burgdorfer Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch zugegen war. Jedenfalls gab die Gastgeberin des Eidgenössischen, die wie ihr Genosse Andy Tschümperlin nicht dem Lager der Cüpli-Sozialisten zugerechnet werden darf, dem «Bund» zu Protokoll: «Und plötzlich waren einige Jodler da, irgendwo am Rand, und jodelten. Einfach so. So etwas ist weder Kitsch noch Kommerz, sondern etwas Echtes, etwas Charaktervolles.»

Weder Kitsch noch Kommerz, sondern etwas Echtes, etwas Charaktervolles scheint mir im Gegenzug zu dieser inszenierten Roadshow-Swissness die Hochhaus-Idee zu sein, die es nun dringend irgendwo auf Stadtboden umzusetzen gilt – damit der Versägemehlisierung der Stadt Einhalt geboten werden kann.

Benedikt Sartorius

Benedikt Sartorius lebt seit dem Transfer aus dem Oberland in Bern und hat seit einiger Zeit Frieden mit der Stadt geschlossen. Eine gewisse Neigung zum Sandstein- und Laubenallergiker ist aber immer noch spürbar.


Publiziert am 16. August 2013

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