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  • Ein Blick in die Zukunft: Berner Bahnhof 2025.

  • Wird den weissen Berner Bahnhof lieben: Dr. Best.

  • Werden wohl bis 2025 bis nach Bern gespühlt werden: Eisbären.

  • Sollten Sie lieber schon einmal lernen: Bärenzucht.

  • Bald ihr künftiges Berufsidol: Admir Smajic.

  • Ein Relikt vergangener Zeit: Analoguhr.

  • Will er uns alle unsichtbar machen? Mark Zuckerberg.

Ein Blick in die Kristallkugel

Wie sieht die Gesellschaft der Zukunft aus? Ein Werbevideo für den Ausbau des Berner Bahnhofs liefert Anhaltspunkte.

Sie mögen Überraschungen? Dann sollten Sie nicht weiterlesen, denn wir verraten Ihnen die Zukunft. Anhand eines Werbevideos für den Berner Tiefbahnhof lässt sich relativ einfach ablesen, wie wir im Jahr 2025 leben werden.

Das Video beginnt im Hier und Jetzt. Wir wandern vom Baldachin in die Haupthalle und bleiben dann vor dem Migros Take-Away stehen. Dann wird an der Uhr gedreht. Nach einem verblüffenden Bildeffekt befinden wir uns plötzlich im Jahr 2025. Doch es ist nicht diese technische Finesse, die uns die Augen reiben lässt, sondern das strahlende Klinik-Weiss, in das sich die Bahnhofsinnereien nun hüllen. Man rechnet fast damit, dass jeden Moment Dr. Best ins Bild tritt, um einen von einem Zahnbürstenkauf zu überzeugen.

Das futuristische Bildmaterial lässt vermuten, dass der grösste Teil des neuen Bahnhofs aus edlem Marmor besteht. Das war bestimmt teuer. Daraus lässt sich schliessen, dass Bern in den nächsten Jahren einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erleben wird. Die vermutlich erfolgreichsten Wirtschaftszweige: Profifussball und Bärenzucht. Doch nicht nur in der Ökonomie ist ein rasanter Anstieg zu erwarten, sondern auch beim Klima. Achten wir uns einmal genau auf die Kleidung. Im grauen Jetzt tragen die Menschen Jacken, Schale und sogar Wollmützen. Unsere zukünftigen Ichs sind leger in T-Shirts, kurzen Hosen und Röcken unterwegs. Ist an der Klimaerwärmung vielleicht doch etwas dran? Oder wird der Bahnhof der Zukunft einfach sehr gut geheizt?

Im Jahr 2025 wird noch an Rolltreppen festgehalten. Was jedoch überrascht: Auch in zwölf Jahren wird es noch Leute geben, welche die «links gehen, rechts stehen»-Regel nicht begriffen haben. Daraus lässt sich ableiten, dass für den Marmorbau so viel Geld verschleudert wurde, dass kaum noch etwas für das Bildungssystem übrig bleibt. Das macht nichts. Denn wenn die Bilder aus dem Jetzt mit denen aus der Zukunft verglichen werden, fällt auf, dass es 2025 deutlich weniger Menschen geben wird. Das heisst, dass eine akademische Laufbahn sowieso Zeitverschwendung wäre, da es viele offene Stellen im Profifussball und in der Bärenzucht gibt.

Dass die Menschenpopulation abnehmen wird, könnte jedoch ein Fehlschluss sein. Es wäre ebenfalls möglich, dass das Bahnfahren in den nächsten Jahren so teuer wird, dass selbst eine Fahrt nach Ausserholligen oder Stöckacker ein Privileg der Oberschicht ist – trotz Hochkonjunktur. Eines wird sich jedoch nicht ändern: Wie im Video zu sehen ist, lebt die analoge Uhr weiter. Aus dieser Erkenntnis können wir schliessen, dass die Tage auch in der Zukunft weiterhin 24 Stunden lang sein werden. Aber es ist damit zu rechnen, dass durch fehlende Innovation die Uhrenindustrie stagniert. Dadurch werden wohl einige Wirtschaftsflüchtlinge aus der Westschweiz in Bern eintreffen. Wegen dem Abbau im Bildungswesen wird es wohl zu sprachlichen Schwierigkeiten kommen.

Der grösste Unterschied zur Gegenwart macht jedoch das anatomische Erscheinungsbild des Menschen aus. Nach ausgiebiger Analyse des Videomaterials ist eindeutig festzustellen, dass der Bürger der Zukunft sehr gläsern wirkt. Die Ursache dafür lässt sich wohl mit einem übermässigen Gebrauch von sozialen Medien begründen. In Sorge um Ihre körperliche Transparenz raten wir daher dringendst davon ab, diesen Artikel auf Facebook zu verbreiten.

Martin Erdmann

Martin Erdmann


Publiziert am 26. Juli 2013

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