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  • Höchst wahrscheinlich die gesuchte «intellectual bar»: Das 3Eidgenossen. (Bild: Valérie Chételat)

  • Top-Destination: Die Stadt Bern (Bild: Valérie Chételat)

  • «Albert Einstein's former house». (Bild: Valérie Chételat)

  • «Futuristic»: Das Zentrum Paul Klee. (Bild: Manu Friederich)

  • «It fills the streets of Old Town with music and performances for free (or whatever you can toss in the hat)»: Das Buskers. (Bild: Manuel Zingg)

Der Name des Spiels heisst «intellectual bars»

Grosser Jubel: Gemäss der Reisefibel Lonely Planet ist Bern «the most underrated european capital» – und hievt die Stadt in die Top-Ten-Destinationen Europas. Allein: Die Laudatio macht dann doch skeptisch.

Porto, Budapest, «Nord-Island», Cinque Terre, Moravia, Marseille, Kroatien, Nordirland, Kopenhagen – und Bern: Das sind die zehn höchst heterogenen Top-Reisedestinationen Europas im Jahr 2013, jedenfalls gemäss der amerikanischen Reisefibel «Lonely Planet». Das ist ein schöner Grund zum Jubeln für das Stadtmarketing und auch für unsereinen, denn in der gleichen, wenn auch höchst disparaten Liste wie die persönliche Traumdestination Porto zu figurieren, ist schon gut. Und die Bezeichnung «perhaps the most underrated capital city on the continent» bringt den Bewohner der Bundesstadt in glückselige Feierlaune, zumal devisenbringende Touristen dem Stadtbudget nur gut tun.

Die weitere Laudatio bringt den Ortsansässigen dann aber doch ins Grübeln. Denn der «Lonely-Planet»-Autor bringt in der schmeichelhaften Jubelrede Sätze wie diesen unter: «Artsy boutiques, intellectual bars and cutting-edge locavore cuisine is the name of the game here.» Das tönt eigentlich grossartig, doch an welche Orte der honorige Reisende damit genau denkt, weiss ich leider nicht. Tübeli-Bar? JetLäg? Fassbar? Volver? Pyri – oder das 3Eidgenossen? Jedenfalls: Das einzig namentlich aufgeführte Lokal ist das «Lötschberg», das auch schon in der «New York Times» seinerzeit aufgeführt wurde.

Nach dem Besuch des Einstein- und Bundeshauses verlassen wir via dem «futuristic Renzo Piano designed Paul Klee Center» mit dem E-Bike auch schon wieder die Stadt – und finden uns auf der «Emmental Cheese Route» (eine App führt uns «from cheese to cheese») wieder. Zurück in die Stadt gehts pünktlich zum Buskers-Festival («ideal for budget-conscious music lovers», dieses sucht übrigens noch 100 Freiwillige für die Jubiläumsausgabe) – und stürzen uns wiederum in die intellectual bar Jedenfalls: Bonne route!

Benedikt Sartorius

Benedikt Sartorius lebt seit dem Transfer aus dem Oberland in Bern und hat seit einiger Zeit Frieden mit der Stadt geschlossen. Eine gewisse Neigung zum Sandstein- und Laubenallergiker ist aber immer noch spürbar.


Publiziert am 19. Juni 2013

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