
Der Berner Clubsandwich-Index
Genf schwingt obenaus – im Clubsandwich-Index eines Hotel-Portals. Nicht aufgeführt im Index um das teuerste Sandwich der Welt ist die Stadt Bern. Doch ein Feldversuch zeigt: Die Clubsandwich-Dichte ist zwar gering, die Preise aber hoch. Sehr hoch.
Normalerweise fristet diese Mahlzeit ein Schattendasein in den elitären Luxus-Kreisen: Das Clubsandwich. Denn serviert wird das aufgetürmte Poulet-Speck-Mayonnaise-Eier-Brot beinahe ausschliesslich in den Bars und Zimmer der weltweiten Luxushotellerie. Diese Einschränkung hielt das Hotelbuchungsportal hotels.com nicht davon ab, das Preisniveau einer Stadt an den Kosten eines Clubsandwichs zu spiegeln – und gleich dem Big-Mac-Index zu indexieren. Gemäss diesem Clubsandwich-Index, der unter der Abkürzung CSI firmiert, ist Genf die teuerste Stadt der Welt: Durchschnittlich 29,14 Franken muss man in der Stadt der Diplomaten für ein Clubsandwich berappen.
Beinahe selbstverständlich, dass Bern fehlt. Denn Hotels, zumal der Luxusklasse, sind in der Stadt bekanntlich rar gesät. Und so beschränkt sich die Clubsandwich-Dichte mutmasslich auf gerade mal drei Lokale: Den Kursaal, den Schweizerhof und das Bellevue. In ersterem kostet die Mahlzeit 29 Franken, in zweiterem 35 Franken – und in letzterem zwischen 29 und 32 Franken.
Da im Bundeshotel auch eine vegetarische und eine Krabben-Varianten angeboten werden, entscheiden sich ein paar Hauptstädter zu einem Testessen auf der Bellevue-Terasse, gibt es doch nach dem Preisüberschlag auch etwas zweifelhaftes zu feiern: Bern führt nämlich den Clubsandwich-Index mit 30.8 Franken pro Sandwich souverän an.
Die indexierte Mahlzeit wird im Bellevue nicht in die Höhe gestapelt, sondern «liegt» auf dem Teller. Was prima ist, denn so erhält das Sandwich eine soziale Komponente, da es leichter zu teilen ist. Der Speck wird beim klassischen Clubsandwich mit Bestnoten eingedeckt, ebenso die mitservierten Kartoffelkissen, die den Frittenbuden-Reisenden entzücken. Weniger gut und auch reichlich ernüchternd: Das Toast ist kaum warm und kross, und die Eier-Komponente zu dominant. Ähnlich verhält es sich beim Crevetten-Clubsandwich, das insbesondere dank gross geschnittenen Zitronenstücken für Verwunderung am ungewöhnlichen Mittagstische sorgt. Man registriert allerdings: zwei Sandwiches für drei Personen reichen zumindest in der warmen Jahreszeit völlig.
Zurück im Alltag, wo der CSI überhaupt keine Rolle spielt, überprüft man nach der vorschnellen Index-Siegesfeier zur Sicherheit doch noch einmal die Berner Hotellerie. Und ja, die vermeintliche Clubsandwich-Hochpreisinsel Bern stellt sich dann doch als weniger hochpreisig dar als bisher angenommen. Schuld ist das Hotel Kreuz, das den Berner CSI auf 28 Franken pro Sandwich ins graue Mittelmass reisst. Und das ist auch gut so.
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