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Butterkuchen von der Hallig Hooge

Nichts für die Entschlackungswoche: Das Zwei-Komponenten-Gebäck aus dem Nord-Deutschland-Urlaub der Grosseltern.

Die Quellen der Rezepte in den Notizheften meines Grossmamis sind unterschiedlich gut belegt. Zu den meisten eingeklebten oder von Hand geschriebenen Notizen gibt es keine Hinweise zur Herkunft. Zu einigen kann man sich die Geschichten denken. Immer mal wieder steht zum Beispiel hinter einem Kuchenrezept «Frau Gloor». In unserer Familie erinnert sich niemand an Frau Gloor, aber offensichtlich lud man sich gegenseitig zu Kaffee und Kuchen ein und tauschte die Rezepte bei besonderem Wohlschmecken aus.

Eine sehr detaillierte Quellenangabe, die mich jedoch besonders freut, lautet: «Von unserer Nord-Deutschland Reise 9. Sept. – 22. Sept 1986. Rezept aus der Teestube auf der Hallig Hooge (16.9.86).» Der 16.9. ist mein Geburtstag und ich bin sehr sicher, dass Grossmami und Grosspapi da nachmittags einkehrten und den Geburtstag ihrer Enkelin feierten. Sie gönnten sich dazu ein Stück Butterkuchen, der wohl so sehr mundete, dass sie nach dem Rezept fragten. Dieses wurde auf einem König-Pilsner-Notizblöcklein aufgeschrieben – oder wenigstens die Zutatenliste.

«Teig:
250 g Sahne
250 g Zucker
1 Van. Zucker
1 Backpulver
4 Eier
300 g Mehl
Prise Salz
Belag:
125g Butter
250 g Zucker
1 Van. Zucker
4 Essl. Milch
200 g Mandeln»

Ich hatte bisher keine besonders erfreulichen Begegnungen mit Butterkuchen. Einmal wich ich darauf aus, als im Bordbistro der Deutschen Bahn der (sehr feine) Schokokuchen alle war. Seither erachtete ich diese norddeutsche Spezialität eher als ein Gebäck, dem eine definierende Zutat fehlt: ein Früchtekuchen, dem die Früchte abhandengekommen sind, ein Marmorcake, bei dem die Schokolade vergessen wurde, oder ein Mohnkuchen ohne Mohn. Doch da meine Ahnen von diesem Rezept angetan waren, gab ich dem Butterkuchen (zu Recht) nochmals eine Chance.

Dieser Blechkuchen ist eine blitzschnelle Sache, er schmeckt lauwarm oder kalt sehr fein und eignet sich locker als Zvieri für eine 12-köfpige Familie (die Sie statistisch gesehen wahrscheinlich nicht haben). Für den Teig mixt man einfach alle oben aufgeführten Zutaten zusammen, wobei «1» beim Vanillezucker und beim Backpulver wohl jeweils ein Päckchen bedeutet.
Das giesst man in ein hohes, gefettetes Blech (oder eine grosse Gratinform) von ca. 28 x 34 cm Grösse.

Gebacken hab ich den Boden ca. 12 Minuten bei 180° (Umluft). In der Zwischenzeit erhitzt man die Butter, löst den Zucker darin auf und mengt die übrigen Zutaten dazu. Diese Mandel-Pampe wird dann sanft auf den Boden gestrichen und das ganze nochmals für ca. 10 Minuten in den Ofen geschoben.

Das ist zugegebenermassen alles andere als eine Diät. Aber Sie backen das ja hoffentlich auch nicht gleich in Ihrer Saftwoche nach.

Nicolette Kretz

Nicolette Kretz ist in Bern geboren, kehrte nach einigen Abstechern immer wieder hierhin zurück, arbeitet als Festivalleiterin und Autorin und kocht für den «Hauptstädter» Rezepte aus den Notizheften ihrer Grossmutter nach.


Publiziert am 29. Mai 2013

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