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  • Dreiste Falle: An diesen Ständen gibt es Produkte nur gegen Bezahlung.

  • Wollen Ihnen nur das Geld aus der Tasche ziehen: Putzige Welpen.

  • Edler Tropfen für runde Geburtstage: Bäriwy.

  • Hier kann man leicht ausgestochen werden: Zahnstocherkampf um Käsestückchen.

  • Darf gratis gestreichelt werden: Faule Sau.

  • Nicht zum mitnehmen: Schafskopf.

Schnorren an der BEA

Geht es um die BEA, wollen doch alle nur das Eine: Gratis-Sachen. So sollten Sie es angehen.

Wer diesen Blog schon länger liest, weiss, dass der Hauptstädter äusserst messebegeistert ist. So haben wir schon die Spielwaren-, Wein– und Esoterikmesse besucht. Natürlich mussten wir dieses Jahr also auch an die Bea – die Mutter aller Messen. Doch für uns elitäre Messenkenner ist die Bea natürlich fast ein wenig zu mainstream. Die Begeisterung über den Besuch hält sich in Grenzen. Schliesslich treffen sich hier nicht einfach die üblichen unterhaltsamen Vertreter eines Fachgebietes, wie es an den anderen Messen der Fall ist, sondern vielmehr Volksfest-Freunde. Und es riecht nach Pferd.

Ohnehin: Bei diesen endlosen Reihen von sehr interessanten Ständen ist es am besten, keine Interessen zu haben. Und sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren – jene, die gratis sind. Um wirklich Profit aus dem Messebesuch zu schlagen, müssen Sie sich ein wenig anpassen. Verraten Sie Ihre Ideale, vergessen Sie Ihre Allergien und verleugnen Sie Ihre Vorlieben. Sie leben vegan? Probieren Sie in Halle 671 einen Gratis-Wurstzipfel. Sie sind laktoseintolerant? In derselben Halle gibt es auch Gratis-Käse. Sie sind ein Mann? Lassen Sie sich in Halle 1.1 gratis Lippenstift auftragen.

Doch passen Sie auf: Egal, was Sie probieren, tun Sie es emotionslos. Verrät Ihre Mimik auch nur den kleinsten Anflug von Euphorie, wird Ihr schlimmster Feind auf den Plan gerufen: der Messeverkäufer. Er wird Sie in ein Gespräch verwickeln, seine Produkte in den Himmel loben, Ihnen das Gefühl geben, ohne seine Ware nicht mehr leben zu können. Bleiben Sie gelassen, benutzen Sie nur neutrale bis abwertende Adjektive, erzählen Sie nichts aus Ihrem Privatleben. Schütteln Sie den Verkäufer ab und lassen Sie mindestens eine halbe Stunde verstreichen, bis Sie den Stand wieder aufsuchen, um ein weiteres Mal Gratisprodukte abzustauben.

Für Anfänger gilt die Regel: Wo es Zahnstocher hat, gibt es etwas zu holen. Meist nur kleine Häppchen, doch das Messegelände ist weit und die Stände zahlreich. Nach etwa zwei Stunden dürften Sie so etwas wie zu Mittag gegessen haben. Fortgeschrittene Sparfüchse lassen sich jedoch nicht nur von den Ständen anziehen, die offensichtlich etwas gratis abgeben. Kundenorientierte Aussteller haben meistens Knabbereien auf ihren Präsentationstischchen stehen, die Sie sich möglichst unauffällig in den Mund schaufeln sollten, während sie rein alibimässig irgendwelche Broschüren über Balkonverglasung durchblättern.

Seien Sie hart. Seien Sie herzlos. Verfallen Sie nicht den Tieren. Halten Sie sich vor allem von den Berner-Sennenhund-Welpen fern. Sie mögen niedlich sein und mit ihren Kulleraugen Ihr Herz erwärmen. Doch bleiben Sie fokussiert, Sie sind ausschliesslich der materiellen Dinge wegen hier. Hundeblicke haben einen sehr niedrigen Realwert. Da kann der Euro kriseln wie er will, selbst er wird wohl immer über eine höhere Kaufkraft verfügen als Hundeblicke. Deshalb vergeuden Sie vor dem Hundekäfig bloss nicht Ihre Zeit.

Genauso sollten Sie einen weiten Bogen um alle Stände machen, die Formen von körperlicher Betätigung anbieten. Wieso? Sie wollen schliesslich das hart erarbeitete Gratis-Fett, das Sie sich im Verlauf des Tages angefuttert haben, nicht gleich wieder loswerden. Nicht zu reden von den ganzen Gratis-Getränken, die Sie pausenlos in sich hineingeschüttet haben: Es wäre doch schade, diese gleich wieder auszuschwitzen. Da rinnt Ihnen der Gewinn förmlich durch die Finger. Bewegen Sie sich so wenig wie möglich bei Ihrem Messebesuch. Und legen Sie wenn nötig in einem der ausgestellten Sessel oder Betten eine Nickerchenpause ein.

Martin Erdmann

Martin Erdmann


Publiziert am 10. Mai 2013

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