
Shimmy Shimmy Ya! im Kung Fu Burger
Es gibt was Neues in der Stadt: An der Speichergasse hat der Kung-Fu-Clan das ehemalige Restaurant Peking geentert. Ein Besuch im Burger-Lokal.
Böse Zungen behaupteten auch schon, das Kung Fu Burger in der Speichergasse sei «ein Papa Joe’s für besonders Trendbewusste». Ganz verübeln kann man den Lästermäulern diese Zuschreibung nicht: Nicht viele Lokale nennen einen Instagram-Account ihr eigen. Wenn sich auf den quardratischen Bildchen dann noch Disc Jockeys, Models und Radiomoderatoren an üppigen Burgern gütlich tun, bleibt nur noch ein Besuch vor Ort, um die Behauptung zu überprüfen.
Es ist etwas schummrig im Lokal, welches ganz auf das Flair des chinesischen Vorgängers setzt. Dazu gabs einen Schuss Comic-Ästhetik und eine Prise Kitsch aus Schnapsflaschen, Vasen, Drachen, «Winkekatzen» und Lampionen. Das ganze abgeschmeckt mit Referenzen aus der Popkultur, von Quentin Tarantino als Heiligenbild an der Wand bis zum Wu-Tang-Clan mit den «36 Chambers», ein Begriff, der nicht nur ein Wu-Tang-Album zierte, sondern auch das Séparée oder versteckt auf der Rechnung, vertreten mit dem Songtitel und Schlachtruf Shimmy Shimmy Ya!.
«Baby, I like it raw», rappt der Wu-Tanger O.D.B. in besagtem Song, die bestellten Burger kommen aber gut gebraten. Die Testesserin entscheidet sich für eine der drei vegetarischen Burger-Kreationen. «The Vegetarian Aztec» nennt sich die Kombination aus Maistortillaburger, getrockneten Tomaten und Hüttenkäse (19.- Franken für 120 g, 22.- Franken für 170 g).
Der Burger mundet zwar durchaus, es fehlt ihm aber das gewisse Etwas; er schmeckt ein bisschen fade, um nicht zu sagen: langweilig. Die getrockneten Tomaten sind entweder so gut versteckt, dass unauffindbar oder wohl schlicht nicht existent.
Ob der hausgemachten «Kung-Fu-Sauce», die sich als Chili-Tomaten-Sauce herausstellt, gerät das Hauptstädter-Gourmet-Team gar in philosophische Diskussionen: Sind wir derart von billigem Chemie-Ketchup geprägt, dass wir die wahre Qualität nicht mehr zu schätzen wissen, oder hat die Tomaten-Chili-Kreation nicht doch einen etwas eigenwilligen Beigeschmack?
An der Fritten-Beilage gibt es dagegen nichts auszusetzen, auch nicht am Umfang des Burgers, dessen kleine Ausführung ein durchaus währschaftes Mittagessen hergibt.
Testesser zwei versuchts mit dem Klassiker: Der «Kung Fu Cheeseburger», in der kleinen Variante für 21 Franken. Die Wahl für die Beilage fällt auf Baked Potatoes. Ein Töpfchen Mayonnaise und ein Töpfchen Kung Fu Sauce gibt’s dazu. Für reichlich Schmiermittel ist also gesorgt – etwas zu reichlich nach des Testessers Erachten, denn der Burger enthält schon genug Sauce und auch die Kartoffeln sind bereits mit einem Kräuterdressing bestrichen.
Etwas mehr Festes wäre hingegen durchaus erwünscht gewesen. In anderen Lokalen kriegt man für diesen Preis standardmässig einen Side-Salad mit Coleslaw, Gurken oder anderem Grünzeug dazu.
Die Qualität des Burgers nimmt von innen nach aussen ab und kann insgesamt als mittelmässig bezeichnet werden. Das Rindfleisch schmeckt tiptop, der Appenberger Käse hat sich offenbar aufgelöst und kann nur noch dem Geschmack nach erahnt werden, die restliche Füllung könnte ein bisschen üppiger sein in Anbetracht des fehlenden Beilage-Salats, und das Brot, das „Bun“, hat die Konsistenz und den Geschmack der tiefgefrorenen Hamburgerbrote aus der Migros. Die Kartoffeln sind leider nur knapp lauwarm, was durch die leckere Kräutersauce wenigstens teilweise wettgemacht wird.
Es gäbe auch den Kalbsburger. Der würde dann aber mit 27.- respektive 30.- Franken zu Buche schlagen. So entscheidet sich der dritte Testesser für die Variante mit Huhn. Diesen Burger gibts schon ab 21.-, die grosse Variante kostet 24.- Franken. «The Chick-Han» punktet mit einem würzigen Apfel-Curry-Chutney als Sauce. Obendrauf gibts süsse Nussflakes. Eine Kombination, die durchaus ihren Reiz hat.
Zu den Maiskolbenrädchen werden Ketchup und Mayonnaise bestellt, auch wenn sie nicht so richtig zu passen scheinen, simple Butter gibts aber leider nicht. Auch hier kommt das Brot etwas trocken daher, was sich aber prima mit den beiden Saucen beheben lässt.
Sympathisch: Das Kung-Fu-Eiswasser gibts gratis, es steht in Flaschen auf dem Tisch bereit und wird auch gerne nachgefüllt. Der Filter-Kaffee nach dem Essen lässt sich nach einmaligen 4.- Franken beliebig oft auffüllen, überzeugt im Geschmack aber nicht so richtig.
Weil die aus regionalen Zutaten frisch zubereiteten Burger für hungrige Magen etwas gar lange auf sich warten liessen, bleibt für mehr als ein Tässchen Kaffee aber sowieso nur wenig Zeit.
Die Testesser verlassen den Tisch geteilter Meinung über das Burger-Erlebnis. Einerseits «eher nicht mehr», andererseits, «bei Gelegenheit gerne wieder». Einig ist man sich beim Preis-Leistungs-Verhältnis: Der Kung-Fu-Clan lässt sich seine Gefälligkeiten einiges kosten.
Gianna Blum, Benjamin Hämmerle, Christian Zellweger
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