
«Bubenberg – Das Rock-Musical»
Kein Landstrich gibt in Sachen Musicalproduktionen so viel her wie der Kanton Bern. Das beweist aktuell «Der Besuch der alten Dame – Das Musical». Doch die Möglichkeiten sind längst nicht ausgeschöpft.
In der Welt der Musicals gibt es wunderliche Kreationen: «Moses – Die 10 Gebote», «Heisse Zeiten – Die Wechseljahr-Revue» oder «Mann o Mann – Die Midlife-Crisis-Revue» sind erprobte Publikumsfänger, um nur einige Beispiele zu nennen. Von Katzentanz («Cats») bis Klassenkampf («Les Misérables») war thematisch alles schon mal da.
Dass der Versuch, neue, unverbrauchte Stoffe durch die Musiktheatermangel zu drehen, hin und wieder absonderliche Blüten treibt, ist also kaum erstaunlich. Mehr als auffällig ist es hingegen, wenn sich findige Musicalmacher ihre Inspiration zunehmend in einem besonderen Landstrich suchen: Bern und seine Geschichten scheinen besonders geeignet, um schmissig vertextet und lüpfig vertont zu werden.
Der jüngste Coup: Der Schweiz-Exilant im Geiste, Friedrich Dürrenmatt, liefert die Vorlage für die nächste Produktion der Thuner Seebühne, der vielleicht schweizerischsten aller Kulturstätten der Schweiz. «Der Besuch der alten Dame – Das Musical» dürfte aus der doppelbödigen Meuchelmordsatire einen Schwank über kleingeistige Kleinstädter machen. Der letzte hiesige Mythos, der von denselben (Berliner) Musicalmachern in Puderzucker gewendet und als flockiges Unterhaltungsspektakel präsentiert worden war, ist «Dällebach Kari – Das Musical». Suizid gabs keinen, dafür eine Hochzeit und viele, viele Duette. Davor kam der Emmentaler Schriftsteller Gotthelf («Gotthelf – Das Musical») zum Zug, und dazwischen – daran war Thun unschuldig – Polo Hofer, dessen halbe Diskografie in «Alperose – Das Musical» Niederschlag fand.
Eine ähnliche Ballung von lokalkolorierten Musicalproduktionen ist uns von anderswoher nicht bekannt. «Lange Summer – Das Böögg-Musical»? Gibts nicht. «Lovebugs – Das Musical»? Muss erst noch geschrieben werden. Derweil wir schon wieder sprudeln vor lauter guten Musical-Ideen. Vor Geschichten, deren Soundtrack wir noch nicht kennen, aber gerne kennenlernen würden.
Etwa das wechselvolle Leben des Soldaten und Schultheissen Adrian von Bubenberg («Bubenberg – Das Rock-Musical»). Auch denkbar: «Reitschule – Die Vorplatz-Revue». Oder, für mehr Drama: Der Bau des Bärenparks mit zweieinhalbfacher Kostenüberschreitung und rutschendem Aarehang («Schräglage – Das Bärenpark-Musical»). Einer der Höhepunkte wäre dann jeweils der Chor der Geologen kurz vor der Pause. Oder, für mehr Gefühl: «Jesse Ritch – Das Musical»*. Auch ein YB-Musical wäre gut, die Taschentücher lägen jeweils bei der Kasse auf.
* Auf die Rechte für die Ideen verzichten wir. Solange sie nur jemand verwirklicht.
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