
Kein Ort für «Hipster»
Bern bietet beste Lebensbedingungen für den Hipster. Doch trotz Kitchener-Säckli, Velokurier und zunehmender Brunch-Dichte: Die Stadt ist ein hartes Pflaster.
Derzeit dreht der gar nicht mehr so neue Kurzfilm «De Roni» mit seinem Fixie-Velo erneut seine Runden in den Medien und auf den Smartphones der Zielgruppe. Das Tier aus der Agglo, das in der Stadt kreativwirtschaftet, bruncht und Vernissagen besucht, ist natürlich eine überzeichnete Hipster-Kreatur. Eine ungeliebte und vielgeschmähte und doch bewunderte Figur, weil man ja selber dazugehören möchte. Sein liebstes Wohngebiet: Metropolen wie Berlin, Barcelona, und wie der «Roni» zeigt, Zürich.
Nun ist die Diskussion um den herablassenden Figurenbegriff «Hipster» eine eher lässliche, zumal in Bern. Natürlich: Das berühmteste Turnsäckli der Schweiz ist vom Kitchener, wir kennen Ron Orp, der Velokurier ist ein Klassiker, das Gemüse kommt vom Märit, Grafikbüros gibts auch immer mehr, junge Galerien und Off-Spaces auch und «Brunchen», ja, das kennt man mittlerweile auch sehr sehr gut.
Aber hip bzw. eine lebenswerte Stadt für «Hipster», für Figuren wie Roni? Nein, das ist Bern nicht – zumindest in den Augen der zum Argwohn und aber auch zur Bescheidenheit neigenden Eingeborenen nicht. Man verschanzt sich lieber in den Lieblingsbeizen unter den Lauben, führt seine Macbooks und die grossen Brillen nur scheu, wenn überhaupt spazieren, denn zu gross auffallen, das möchte man doch wieder nicht, auch weil die Abkanzelung allenthalben droht.
Und so fügt sich der arme «Hipster» (der sich natürlich nie freiwillig so bezeichnet) in Bern in sein Schattendasein, betreibt öfters mal verknorzte Bernflucht, bis ihm das grösser Gedachte in den Metropolen wieder auf den Geist fällt und er merkt: Eigentlich ist es ja auch nett hier, so ganz ohne Hipness-Druck sein Tagwerk zu verrichten.
5 Kommentare
Verbleibende Anzahl Zeichen:
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.