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  • In der Lorraine findet man meist politisch motivierte Aufkleber.

  • Sticker sind nichts für die Ewigkeit.

  • In der Lorraine unterwegs: Revolutionäre Tiere

  • Haben in der ganzen Stadt Präsenz markiert: YB-Fans.

  • Vor dem Stade de Suisse herrscht Sticker-Krieg.

  • Was nun? Basel oder eben doch nur der Wuppertaler Sport Verein?

  • Auch das Tiefbauamt der Stadt Bern hat Aufkleber.

  • Die Lebeserwartungen von Stickern um das Stade de Suisse sind eher gering.

  • Auch Tierschützer mögen Aufkleber.

  • Sion-Supporter haben ihre Spuren hinterlassen.

  • Dieser Kleber ist natürlich vor dem BKW-Hauptsitz zu finden.

  • Auch Künstler kleben gerne.

  • Sogar der Lehrverband Panzer und Artillerie hat Aufkleber.

  • Die Roadrunners feierten 2007 ihr 20-jähriges Jubiläum. Die Party ist längst zu ende, der Sticker bleibt.

  • Wieso nicht einfach mal saufen und singen für Ried?

  • Veganer machen ebenfalls von Stickern Gebrauch.

  • Klare Ansage!

  • Grossartig destruktiv: Der «Sucks»-Aufkleber.

Aufgeklebte Demokratie

Aufkleber sehen nicht nur cool aus, sondern dienen auch als aufrechte Stützen der Gesellschaft. Wir haben uns umgeschaut, was in Bern so alles herumklebt.

Eine Stadt ohne Aufkleber ist eine Stadt ohne Gedächtnis. Strassenlaternen, Regenrinnen, Mülleimer und sonstige freie Flächen in der Öffentlichkeit werden zu einer Art Archiv von Dingen, die sonst nirgends Platz haben. Aufkleber sind Erinnerungen, die mit den Jahren langsam verblassen und schliesslich abblättern und nichts als weisse Streifen hinterlassen, auf denen wiederum bald etwas Neues kleben wird.

Aufkleber sind die schlecht erzogenen und immer etwas ranzigen Stiefkinder der grossen und teuren APG-Plakate. In der Öffentlichkeit nehmen sie deshalb etwa den gleichen Platz wie Graffitis, ihre völlig verkorksten Cousins, ein. Dementsprechend sind Aufkleber vielen ein Dorn im Auge, falls sie überhaupt beachtet werden. Dabei stiften sie Identität.

Wäre zum Beispiel die Lorraine nicht völlig langweilig und steril ohne liebevoll gebastelte Sticker gegen das System? Oder wäre das Gelände um das Stade de Suisse nicht atmosphärisch tot ohne den wilden Stickerkampf verschiedener Fangruppierungen? Und was wäre die Altstadt ohne das Skurrilitäten-Sammelsurium, das von jemandes Lieblingsband bis zu politisch zwielichtigen Blogs aus Polen reicht? Auf manchen Aufklebern wird auch einfach nur ein neuer Gitarrist oder eine neue Wohnung gesucht oder es wird angeboten, die Sache mit der Steuererklärung zu übernehmen.

Zudem fördern Sticker die direkte Demokratie. Denn es ist das Volk, das entscheidet, welche Aufkleber bleiben und welche nicht. Als aufgeklärter und mündiger Mensch sollten Sie sich Gedanken darüber machen, was in Bern so alles rumklebt. Wenn Sie einen Systemwechsel anstreben, dann werden Sie bei ihrem nächsten Spaziergang durch die Lorraine die Pfosten der Strassenlaternen so lassen wie sie sind – oder gar die Aufkleberdichte noch etwas erhöhen. Oder falls Sie die Ostkurve schon immer sympathisch fanden, dann werden Sie als guter Demokrat die Sticker in der Wankdorfstrasse unberührt lassen. Doch ging Ihnen der Lehrverband Panzer und Artillerie nicht schon immer auf die Nerven? Fanden Sie Greis seit dem letzten Album ein wenig doof? Oder sind Sie sogar für Tierversuche? Dann sollten Sie als gewissenhafter Bürger heute Nacht die entsprechenden Aufkleber abkratzen gehen.

Folgende Aufkleber sind besonders aufgefallen (Bilder sind in der Bildstrecke zu finden):

Oldschool-Award: 20 Jahre Roadrunners Bern. Der Aufkleber hängt seit 2007 in der Scheibenstrasse.

Attitude-Award: saufen und singen für Ried! Natürlich vor dem Stade de Suisse gefunden. Knapp dahinter: «Take me to the bar», geklebt von Supportern des FC Sion.

Presence-Award: Ostkurve Bern. Niemand klebt mehr als Fussballfans.

Destructive-Award: Der Aufkleber, auf dem nur «Sucks» steht. Lässt sich prima mit jedem anderen Aufkleber kombinieren. Einige Beispiele sind in der Altstadt zu finden.

Martin Erdmann

Martin Erdmann


Publiziert am 14. Januar 2013

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