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Frittenbuden (Teil 2)

Fingerfood auf dem winterlichen Bärenplatz? Unbedingt. Ein zweiter Testbesuch in einer Frittenbude dieser Stadt.

Es ist eiskalt in der Stadt – wie es sich gehört für einen Winter. So kalt, dass das Schachfeld von den Spielern vor der aufmerksamen Nachmittagspartie erstmal vom Schnee und Eis freigeschaufelt und freigepickelt werden muss. Man schaut den schwerarbeitenden Denkern zu, denn man hat Zeit heute Mittag. Zeit genug, um sich am Stand mit dem wahrscheinlich langsamsten Fast Food der Stadt zu verköstigen.

Mit «Der Bio-Biss am Bärenplatz» ist der gut ausgebaute Imbisswagen von Micha Zoar angeschrieben, der auch in diesen Tagen tapfer vor den Geldinstituten ausharrt und Bratwürste, Lammburger, Bäreburger, Merguez, Halloumi und Knobliblrot zubereitet.

Selbstverständlich gibt es auch einfach Pommes Frites, denn wegen diesen sind wir da. Diese sind wahrscheinlich die frischesten der Stadt – und für diese muss man halt auch ein wenig ausharren. Wenigstens weiss die Kundschaft, woran sie ist – dank dem Schild, das gleich oberhalb des lustigen Kartoffels prangt: «Wir lassen uns nicht hetzen. Wir sind an der Arbeit und nicht auf der Flucht.» So machen sich die Ungeduldigen auf die Suche nach einem anderen Stand, denn die Auswahl ist ja ganz okay auf dem Bärenplatz.

Schliesslich werden die wohlfrittierten Kartoffeln vom Wagenherr gereicht, dazu ein Schälchen Ketchup, und ich verschlinge sie sehr gerne, auch wenn es mit klammen Fingern nicht gerade einfach ist, diese aus der konischen Tüte angemessen herauszuklamüsern. So werde ich wiederkommen, spätestens, wenn die Eisfläche auf dem Schachfeld wieder aufgetaut ist – und ich wieder einmal genug Zeit mitbringe, um diesen Slow Food zu geniessen.

Benedikt Sartorius

Benedikt Sartorius lebt seit dem Transfer aus dem Oberland in Bern und hat seit einiger Zeit Frieden mit der Stadt geschlossen. Eine gewisse Neigung zum Sandstein- und Laubenallergiker ist aber immer noch spürbar.


Publiziert am 12. Dezember 2012

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