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Wie japanisch ist Mr. Mori?

Wie japanisch ist ein japanisches Pop-up-Restaurant in Bern? Wir waren im Mr. Mori und haben die Antwort.

Seit Anfang Jahr wird am Kornhausplatz im Pop-up-Restaurant «Mr. Mori» von Tom Weingart und Markus Arnold japanisch gegessen. Wir waren da und haben fünf Punkte ausgemacht, die nicht sehr japanisch sind:

1. Pünktlichkeit
Wer bei Mr. Mori pünktlich kommt, ist zu früh. Zwei Stunden haben die Macher für das Menu ursprünglich berechnet, das reicht nicht ganz. Und so heisst es bei Ankunft: Erst ein japanisches Bier, weil der Tisch noch nicht frei ist – nicht schlimm, aber nicht sehr japanisch.

2. Das Oshibori
Kein Restaurant in Japan ohne das obligatorische Feuchtigkeits-Tuch – für Hände, Arme und gar Gesicht. Ob im edlen Sushi-Laden oder im Suppen-Ketten-Schuppen. Das Tüchlein gehört dazu – bei Mr. Mori fehlts.

3. Besteck
Natürlich isst man sowohl in Japan als auch in Bern vorzugsweise mit Stäbchen. Oder auch mal von Hand, die Japaner haben hier weniger Berührungsängste, als man denken mag. Aber: In vielen japanischen Restaurants liegt – gerade in Gegenden, die auch von Ausländern frequentiert werden – neben den Stäbchen oft auch schon Besteck in einer Kiste auf dem Tisch. Schliesslich will niemand, dass der Gast bei der Nachfrage sein Gesicht verliert.

4. Trinkgeld
Diese Geschichte gehört in jeden Reiseführer: Wer in Japan Trinkgeld auf dem Tisch liegen lässt, muss damit rechnen, dass einem der Kellner nachrennt, in der Meinung, man habe Geld vergessen. Ob das wirklich so stimmt oder nicht: Trinkgeld ist jedenfalls ein an eine Beleidigung grenzendes No-go. Bei Mr. Mori gibt man natürlich trotzdem – und sogar gerne.

5. Rauchverbot
In Japan wird in den meisten Restaurants noch geraucht, was das Zeug hält. Die Lüftung macht zum Glück meist ganz gut mit. Im Mr. Mori herrscht (wahrscheinlich, versucht hat es niemand) Rauchverbot. Auch hier: nicht schlimm, oder gar: gut! – aber nicht sehr japanisch.

Aber genug gemotzt. Man kann den Besuch beim Mr. Mori nämlich durchaus wagen. Das Menü ist eine Überraschung (78.- Franken, Getränkebegleitung mit Alkohol/ohne Alkohol 33.-/24.-), zumindest, für alle, welche die in japanisch gehaltene Karte nicht lesen können. Wenn Sie trotzdem wissen wollen, was es gibt: Klicken Sie hier.

Aktuell ist es schwierig, noch einen Platz zu bekommen. Wer sich aber bis März gedulden kann, darf sich gute Chancen ausrechnen.





Christian Zellweger

Christian Zellweger geht seit 2010 unter den Lauben Berns und schaut, wer auch schaut.


Publiziert am 13. Januar 2017

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