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Blackout im Metropolen-Rating

Jedes Jahr darf die Stadtberner Bevölkerung jubeln: Ja, wir gehören zur polyglotten Weltbürgerschaft. Denn gemäss einer Rangliste ist die Lebensqualität in der Bundesstadt schön hoch. Ein Blackout hinterlässt nun aber Zweifel, ob Bern eine Metropole bleiben darf.

Kollektiver Jubel in der Bundesstadt: Die Beratungsgesellschaft Mercer platziert die Stadt Bern im grossen Metropolen-Lebensqualitäts-Ranking auf den zehnten Platz. Das bedeutet: Top Ten! Geschlagen nur von den Destination Wien, Zürich, Auckland, München, Vancouver, Düsseldorf, Frankfurt, Genf und Kopenhagen, immerhin gleichauf mit Sydney. Kurz: Die Stadt Bern, die zählt anscheinend was – und zwar zum wiederholten Mal, trotz dem Rückstand auf die Städte an der Rhone und der Limmat.

Natürlich: Gelebt wird in der Stadt ohne Eventhalle gerne – zumindest, wenn man eine bezahlbare Wohnung gefunden hat, einige Abstriche bei der Restaurant-Vielfalt in Kauf nimmt und das smarte Bad in der Aare super hoch «ratet». Und dank dem erwartbaren Zusammenschluss auf dem Bankenplatz Bern und der schleichenden Expansion des Regionalflughafens liegt im nächsten Jahr die Rückeroberung des neunten Platzes aus dem Jahr 2011 durchaus drin. Oder gar noch mehr. Denn ältere Semester erinnern sich allenfalls an das Jahr 2000: Damals hat die Stadt Bern zusammen mit Wien, Vancouver und Zürich noch den Rang 1 belegt.

Ein Zwischenfall könnte den vom Rating-Durchmarsch Träumenden allerdings einen Strich durch die imaginierte Rangliste machen. Denn bis am gestrigen Donnerstagabend war am Entwicklungsschwerpunkt Wankdorf dank der Unihockey-WM die Welt zu Gast. Nicht die Leistungen des Schweizer Nationalteams gaben aber Anlass zur Rating-Besorgnis – die Vorrunde wurde mit einem Torverhältnis von 57:7 abgeschlossen – sondern der Versorgungsengpass am Mittwochabend: Während geschlagenen eineinhalb Stunden fiel in der Wankdorfhalle der Strom aus. Ergibt: Geschätzte zehn Ränge minus im Infrastrukturrating, so denn die Mercer-Menschen der Anhängerschaft der Randsportart Floorball angehören.

Wird die Stadt Bern eine Metropole bleiben? Antworten für Ungeduldige gibt allenfalls die Kaffeesatzleserin an der Eso-Natura-Messe, die ab heute auf das Bea-Gelände lockt. Ansonsten gilt: Warten bis zum nächsten Mercer-Rating.

Moment der Dunkelheit in der Sporthalle. (Bild: Keystone)

Benedikt Sartorius

Benedikt Sartorius lebt seit dem Transfer aus dem Oberland in Bern und hat seit einiger Zeit Frieden mit der Stadt geschlossen. Eine gewisse Neigung zum Sandstein- und Laubenallergiker ist aber immer noch spürbar.


Publiziert am 7. Dezember 2012

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