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Bijoux, BEA und begehbare Brüste

Die BEA weiss, was Frauen wollen, und bringt das mit einer Sonderschau zum Ausdruck.

Zur BEA gehören Anachronismen wie der Weisswein zum Fondue. Denn neuen Apps und wechselnden Mottos zum Trotz gehört es immer noch zu den Kernzielen der Industrie- und Landwirtschaftsmesse, Traktoren an den Bauern und Whirlpools an die Besserverdienenden zu bringen. Hier sind Pferde noch Bierwagen-ziehende Nutztiere, und von der Chalet-Attrappe her dudelt die Volksmusik.

Aus dem Konzept fällt auch die diesjährige Sonderschau BEA Woman nicht. Eine Ecke einer Ausstellungshalle ist ganz den «Frauenthemen» gewidmet. Auffallend ist die Showbühne, wo es gerade Gespräche zum Thema Frauen und Karriere zu belauschen gibt. Es wird Iris Flückiger auf die Bühne gebeten, CEO des Hotels Schweizerhof. Um Flückigers Karriere – in der Hotellerie sind weibliche Führungskräfte immer noch die Ausnahme – geht es allerdings nur am Rande. Stattdessen beschränkt sich Moderatorin Monika Erb weitgehend auf die Rolle der Stichwortgeberin für einstudierte Schweizerhof-Werbung. Oder fragt nach berühmten Gästen des Fünfsternhotels.

Zeit, sich den Ausstellern selbst zu widmen. Originellster und sinnvollster Beitrag ist zweifellos derjenige der Krebsliga. Hier wird über die Gefahren des Brustkrebses in Form eines riesigen, begehbaren Plastikmodells einer weiblichen Brust informiert. Die restlichen Stände zeigen dagegen ein eher ernüchterndes Frauenbild: Schminke, Schmuck und Thermomix dominieren. Von Letzterem wird auch ein Stück verlost. Neben dem Stand stehen aber ausgerechnet drei Männer mittleren Alters, welche über die Vorzüge der Küchenmaschine fachsimpeln. Ob sie von der Verlosung ausgeschlossen sind?

Später gebe es noch einen Kurs im Cupcake-Backen, wirbt Erb inzwischen von der Bühne her, schliesslich sei der Samstag der Kochtag der BEA. Gut, ein bisschen Anpassung an die Neuzeit muss man der BEA zugestehen: Bei der Erstausgabe der 1951 hiess das noch Hausfrauentag.

Gianna Blum

Gianna Blum hat 2006 das Land- gegen das Stadtleben eingetauscht und sucht immer noch nach dem Unterschied. Für Hinweise ist sie dankbar.


Publiziert am 2. Mai 2016

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