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Lachse in die Welt und die Welt lächelt zurück

Hefige Bliny aus Russland haben viele Verwendungszwecke: als Apérohäppchen oder als Familien-Znacht.

Meine Grosseltern reisten viel und brachten von den Reisen stets viele Schätze mit nach Hause. Eine Arabia-Tasse aus Helsinki, Suppenschalen aus Ungarn, Silberlöffelchen aus Kopenhagen und viele, viele Leibspeisen. So kleben in den Notizheften von Grossmami auf Servietten geschriebene fremde Hausrezepte und viele Ausschnitte von «exotischen» Speisen aus Zeitschriften. Besonders liebten die Beiden osteuropäische und russische Gerichte. So finden sich in den Heften auch zwei Rezepte für russische Bliny.

Für diejenigen Bliny, die ich neulich getestet habe, verrührt man 15 g Hefe mit ½ TL Zucker in 250 ml lauwarmer Milch. Dies rührt man unter 150 g Buchweizenmehl, lässt es 30 min gehen und erfreut sich des Hefedufts. Dann kommt ein Eigelb, 100 g Weizenmehl, 125 ml Wasser, etwas Salz und 10 g geschmolzene Butter dazu. Das Ganze lässt man wiederum 30 min gehen, anschliessend zieht man ein zu Schnee geschlagenes Eiweiss darunter.

Nach und nach bäckt man in einer Bratpfanne mit etwas Butter kleine Küchlein aus jeweils ca. 2 EL der Masse. Auf die Bliny, die möglichst sofort serviert werden, kommt zum Beispiel ein Klacks Sauerrahm, etwas Rauchlachs und Dill. Oder Kaviar, wenn Sie unbedingt wollen. Aber auch Kräuterquark oder süsse Varianten mit Pflaumenmus oder karamellisierten Apfelstückchen sind denkbar. So haben die Bliny viele Verwendungszwecke: mit einem Salätchen serviert vom personalisierbaren Familien-Znacht für eine wählerische Klientel bis zum schmucken Apérohäppchen.

Mir hat dieses Rezept äusserst zugesagt, weil Buchweizen und Hefe hier geschmacklich richtig gut zur Geltung kommen. Man könnte dran allerdings aussetzen, dass bei den Eiern etwas gar fest gespart wird. Spätestens, wenn Sie das mickrige einzelne Eiweiss unter die Masse für ein Bataillon Soldaten (wie Grossmami zu sagen pflegte) ziehen, fragen Sie sich, ob man das nicht gleich auch noch hätte weglassen können. Aber sonst sind wir dann bald mal bei den ebenso luftigen amerikanischen Pancakes, die deutlich eiiger aus der gegenübergesetzten Himmelsrichtung daherkommen.

Nicolette Kretz

Nicolette Kretz ist in Bern geboren, kehrte nach einigen Abstechern immer wieder hierhin zurück, arbeitet als Festivalleiterin und Autorin und kocht für den «Hauptstädter» Rezepte aus den Notizheften ihrer Grossmutter nach.


Publiziert am 5. Dezember 2012

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