
Essen um die Ecke
Adieu, Asia-Take-Away im Berner Bahnhof. Die Essensecke wird nun vom Lifestyle bestimmt. Die Hauptstädter Gastro-Fraktion hat sich durchgegessen.
Seit zwei Monaten ist die Essensecke im Berner Bahnhof komplett. Da die Gastro-Fraktion des Hauptstädters nun mal aus Hauptstädtern und nicht aus pendelnden Menschen besteht, ist das neue Take-Away-Angebot aber bislang schmählich ignoriert worden. Das soll nun nachgeholt werden: Drei Testessende haben sich aufgemacht, drei Take-Aways auszuprobieren.
Rice Up
Testesserin Nummer eins wendet sich Rice Up zu, dem Take-Away, das sich ganz dem Reis verschrieben hat. Die gewählte «Rice Up Bowl» soll eine grosse Schüssel Reis mit verschiedensten Beilagen sein. Die Auflistung auf der Karte scheint lang: Jasmine Rice, Chicken Meatballs, Broccoli, Green Curry, Papaya Carrot Slaw, Herb Salad, Puffred Rice. In der Tat wird grosszügig Reis in die Schüssel gelöffelt, vom Rest darf es wohl nicht zu viel sein, da sonst der Preis von 12.90 Franken ein Schnäppchen wäre. Immerhin stösst die Testesserin hie und da dafür auf ein paar grössere Broccoli-Stücke, ein paar Karotten-Stückchen und leider auf zu viele Minze Blätter – da ist sie aber selbst schuld. Problemlos hätte sie diese kostenlose Beilage zum Schluss ablehnen können.
Die Sauce Green-Curry sei extrem scharf, warnt die Verkäuferin, worauf sich die Kundin dankend für die süss-saure Tamarind-Vinaigrette entscheidet, angeblich die einzige nicht-scharfe Sauce im Haus. So richtig passen tut die Sauce aber nicht zum Menü. Die Verkäuferin hatte auch nur von «Süss-Sauer-Sauce» gesprochen und nicht von Tamarind-Vinaigrette, wobei die Testesserin an diese leckere, rötliche Sauce mit Zwiebelstückchen dachte, die sie jedes Mal bekommt wenn sie Poulet-Süss-Sauer bei einem Asiaten bestellt.
Dean & David
Testesser Nummer Zwei geht bei Dean & David vorbei, was auf den ersten Blick mehr nach Pflanzenmarkt als nach Takeaway aussieht. Die kleine Ladenfläche wird konsequent in grün und hellbraun gehalten, was einem beim Anstehen das Gefühl gibt, durch einen Garten zu wandern. Über der Kasse sind verschiedene Kräuter eingetopft. Diese fanden leider nicht den Weg in das Sweet Chili Chicken Sandwich des Testessers. Das hat zur Folge, dass er hier von einer eher faden Mahlzeit berichten muss. Hervorzuheben sind die luftige Brotscheiben, die leicht erwärmt und dann mit Salat, Peperoni und Hünchenstückchen belegt wurden.
Die Zutaten sind zweifelsohne frisch, Frische macht aber noch lange keinen Geschmack. Für den Preis von 6.90 Franken hat das Sandwich eine akzeptable Grösse. Hier kehrt ein, wer seinen ökologischen Fussabdruck über kulinarische Abenteuer stellt.
Yooji’s
Testesserin Nummer drei mit Vorliebe für Sushi fällt die Entscheidung leicht. Im Laden mit dem unaussprechbaren Namen Yooji’s fällt die Wahl auf eine gemischte Box, die den auch nicht ganz nachvollziehbaren Namen «Fast Line» trägt. Die Mischung aus Wrap mit Crevetten, zwei Typen umgedrehten Rollen und klassischen Lachs-Nigiris mundet – insbesondere die «French Roll Inside Out» mit Thunfisch, Ei, Edamame und Limetten. Vor allem hebt sie sich wohltuend von den üblichen Sushi-Ausaben der hiesigen Detailhändler ab, die immer nur dieselben fantasielosen Lachs- und Avocado-Rollen anbieten.
Auf Empfehlung der Verkäuferin gibt es zum Dessert ein «Kuri Anpan», ein japanisches Brötchen mit Marronifüllung. Das schmeckt verdächtig wie ein mit Crème de Marron gefülltes Weggli, zwar nicht schlecht, aber auch keine Neuentdeckung. Einziger Abzug gibt es bei Yooji’s in finanzieller Hinsicht: Rohen Fisch in einem Land ohne Zugang zum Meer zu essen hat zwar seinen Preis, 23.10 Franken für Fisch und Brötchen ist für ein Take-Away-Mittagessen aber doch etwas teuer.
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