schliessen

Ist doch nur Spass

Im heutigen Beitrag geht es um gesellschaftliche Themen von hoher Relevanz und Elefantenpolo.

Ach, manchmal ist das Leben in dieser Stadt einfach derbe unlustig. Immer diese hitzigen Diskussionen über irgendwelchen Kram. Ständig kriegen sich alle in die Haare. Velofahrer sind sauer auf Autofahrer, weil sie von ihnen ständig beinahe über den Haufen gefahren werden. Autofahrer sind sauer auf Velofahrer, weil sie Rotlichter nicht beachten. Fussgänger stören sich an Graffitis an Hauswänden. Sprayer sind genervt, weil sie wegen Graffitis an Hauswänden von der Polizei eingepackt werden. Die Polizei ist ausser sich, weil sie von Autonomen angepöbelt wird. Autonome ärgern sich über Politiker. Politiker enervieren sich über alles, wodurch sie im Wahlkampf punkten können. Und wer in diesen Wut-Zirkel noch nicht aufgenommen wurde, nervt sich einfach über die Gesamtheit dieser Dinge.

Klar, sich aufregen ist wichtig. Aber mies gelaunt zu sein, muss nicht zwingend ein Fulltime-Job sein. Manchmal muss man doch einfach abschalten können. Zum Beispiel bei einer Partie Elefantenpolo. Wenn Ihnen dazu Mannschaftskameraden fehlen, dann melden Sie sich am besten bei Ursula Wyss und Alexander Tschäppät. Die haben an der Museumsnacht Elefantenpolo gespielt und fanden es «mega lustig», beziehungsweise «witzig» (Der Trendsport-Sender «Tele Bärn» hat die Bilder). Aber leider ist unsere Gesellschaft schon dermassen der Missgunst verfallen, dass man nicht einmal mehr in Ruhe eine Runde Elefantenpolo spielen kann. Die Spassbremsen beim «Blick» fanden vor allem Tschäppäts Auftritt peinlich. Ob sich die Zeitung dabei auf das rosa Elefantenkostüm bezog oder darauf, dass der Stapi als Verlierer vom Platz musste, bleibt unklar. Der Aufschrei wäre natürlich berechtigt, wenn bewiesen wäre, dass Elefantenpolo die politische Leistungsfähigkeit mindert. Nach einigen Recherchen können wir dies jedoch nicht wissenschaftlich belegen. Wer Elefantenpolo spielt, wird kein schlechterer Politiker, sondern bloss ein besserer Elefantenpolo-Spieler.

Dieser Vorfall zeigt auf, dass Dinge, die «mega lustig», beziehungsweise «witzig» sind, einfach nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen. Was ist nur aus der guten alten Spassgesellschaft geworden? Woher rührt bloss diese Abneigung gegen Albernheiten? Dagegen sollte man eigentlich einmal was machen. Zum Beispiel eine Demonstration. Aber das geht ja nicht, weil die Strassen dauernd von diesen bescheuerten Velo- und Autofahrer blockiert werden.

Martin Erdmann

Martin Erdmann


Publiziert am 29. März 2016

Schlagworte

Verbleibende Anzahl Zeichen:

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.