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Wo bleibt die Buschigkeit?

Die diesjährige Berner Weihnachtstanne ist wohl das kahlste Exemplar aller Zeiten. Ein Blick in andere Städte zeigt: Ein solch mitleiderregender Baum müsste nicht sein.

Nun steht sie auf dem Bahnhofsplatz, die Berner Weihnachtstanne. Schön gross und wunderbar klassisch erleuchtet. Doch stopp. Warum sieht man durch die Äste des Baums hindurch, dass die Heiliggeistkirche nach zehn Jahren der Renovation tatsächlich kein Gerüst mehr trägt? Oder in Richtung Bahnhof geschaut: Warum erkenne ich zwischen den Nadeln, dass sich gerade ein Punk eine Zigarette anzündet?
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Nach der Beleuchtungsenttäuschung vom letzten Jahr droht nun der Unbuschigkeitsskandal. Zwar haben die Verantwortlichen versucht, die Kahlheit der Berner Weihnachtstanne noch zu vertuschen. Kurz vor dem Anzünden wurden im untersten, wirklich sehr unbuschigen Bereich der Tanne noch die traurigsten Äste abgeschnitten.
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Doch trotz aller improvisierten kosmetischen Notmassnahmen – der erste Eindruck trügt nicht. Auch aus der Nähe gebart sich die Berner Weihnachtstanne nämlich äusserst kahl, wie ein exklusiv der «Hauptstädter»-Redaktion vorliegender Original-Tannenast zeigt:
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Im Vergleich eine haushaltübliche Weisstanne für die Stube: Schön regelmässig stehen die Nadeln in alle Richtungen ab.
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Ganz klar in diesem Fall auch die harten Fakten. Während der Ast der Berner Weihnachtstanne nur 4 Nadeln pro Zentimeter Baum aufweist, punktet die haushaltsübliche Weisstanne mit mehr als 15 Nadeln je Zentimeter.

Die «Hauptstädter»-Redaktion fragt sich: War das Budget für die Berner Weihnachtstanne so knapp, dass dieses Jahr eine billigere Tanne eingekauft werden musste? Ist die Tanne womöglich sogar krank und droht weitere Berner Weihnachtstannen anzustecken? Auf eine nicht eingereichte Medienanfrage des «Hauptstädters» nahmen die Weihnachtstannen-Verantwortlichen innerhalb der gegebenen 5-Minuten-Frist leider keine Stellung.

Derweil führt ein Blick in andere, ähnlich grosse Städte der Welt den Bernern vor Augen, wie buschig solche Weihnachtsbäume eigentlich sein könnten.
 
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Ein Exemplar aus Basel.

 
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Und hier eine Prachtstanne aus New York.

 
Die Weihnachtstanne wird auf dem Bundesplatz aufgestellt. © Adrian Moser
Sogar die letztjährige Berner Tanne zeigt: Buschigkeit wäre auch hier möglich. Trotzdem wartet die Schweizer Hauptstadt nun ein weiteres Jahr auf den perfekten Weihnachtsbaum.

Simon Preisig

Nach einem Ausflug nach Quito, Chur, Kopenhagen und Zürich wohnt Simon Preisig endlich wieder in Bern. Hier vermisst er manchmal die Berge, manchmal die Urbanität und ist trotzdem zufrieden.


Publiziert am 4. Dezember 2015

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