schliessen

Die Zürcher können es besser

Braucht es eine Polizei und wenn ja, welche? Um von den Leuten verstanden zu werden, muss die Polizei reden können. Wir haben die Twitter-Accounts der Stapo Zürich und der Kapo Bern verglichen und gelernt: Die Berner brauchen dringend Nachhilfe.

Wir sind die Letzten, die behaupten würden, in Zürich sei alles besser. Aber es gibt Bereiche, da müssen wir es ihnen voll zugestehen: Die Zürcher haben den Dreh raus. Jetzt kann man natürlich entgegnen: Seien wir doch froh, dass es hier nur um polizeiliche Öffentlichkeitsarbeit geht und nicht um etwas Wirklich wichtiges wie etwa den Bärenquotienten oder verkehrsberuhigte Südanflugschneisen, wo wir Berner deutlich die Nase vorn haben.

Doch so einfach ist es nicht. Wie wir seit kurzem wissen, prägen Polizeimitteilungen unseren Blick auf die Welt. Ein Beispiel: Wer die Herkunftsländer der Täter nicht nennt, wie es die Stadtpolizei Zürich künftig tun soll, bewegt sich in einer Realität, in der Nationalität keine hinreichende Begründung für kriminelle Taten ist. Wir haben die beiden Twitter-Accounts der Kantonspolizei Bern und der Stadtpolizei Zürich verglichen und haben gelernt: Sie messen sich in derselben Disziplin – Verbrechensaufklärung und die Kommunikation darüber – und benutzen sogar dieselben Kniffe. Doch der Effekt könnte anders nicht sein. Der Direktvergleich:

1. Sei kompetent: Bekämpfe Verbrechen auf und sprich darüber.



2. Sei relevant.



3. Jedes nicht begangene Delikt ist ein gutes Delikt: Mach Prävention.



4. Dein Freund und Helfer? Pfleg die Community.



5. Wenn sich sonst nichts aufdrängt: Mach was mit Tieren.



6. Die Leute wollen sich wiederfinden: Sei lebensnah.



7. Die Leute wollen Menschen zum Anfassen: Sei volksnah.



8. Die Welt ist verwirrend genug: Sei deutlich.



9. Unter der Uniform steckt ein Mensch: Personalisiere:



10. Das Leben ist kurz: Sei lustig.

Wir lernen: Die Stadtpolizei Zürich schaltet und waltet in einer Welt, in der Polizeihundwelpen, Minderheiten und Alltagskalamitäten Platz haben. Die Kantonspolizei Bern dagegen lebt in einer Welt der erhobenen Zeigefinger, verhaspelten Geschwindigkeitskontrollen und brennenden Akkuladegeräte.

Entscheiden Sie selbst, in welcher Sie lieber leben möchten. Die Berner Polizei mit ihrem hölzernen Gebaren hat ein massives Charme-Problem. Vorschlag: Ein Kommunikationsworkshop bei den Zürcher Kollegen.

Vielleicht, man weiss es nicht, würde dann auch dieses Phänomen mittelfristig verschwinden:

Hanna Jordi

Hanna Jordi lebt in Bern seit 1985. Etwas anderes hat sich bislang nicht aufgedrängt.


Publiziert am 26. Juni 2015

Verbleibende Anzahl Zeichen:

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.