
Stadtoasen: Auf dem Velo-Flohmarkt
Das alte Wifag-Areal im Nordquartier ist wieder besetzt – diesmal allerdings mit Bewilligung. Einmal pro Monat findet dort jetzt ein Flohmarkt statt, wo unter anderem alte Velos auf neue Besitzer warten.
Der Wyler führt ein Schattendasein, so im toten Winkel zwischen Lorraine und Breitenrain gelegen. Aufmerksame Quartierbewohner werden aber bemerkt haben, dass sich auf der Brache des alten Wifag-Areals etwas getan hat: Einmal im Monat findet zwischen der Wylerring- und der Wylerfeldstrasse ein Flohmarkt statt. Ins Leben gerufen haben ihn Mino Recce und Eric Wöhler. Das Wifag-Areal, das auf seinen Abrisstermin wartet, hat ein schöneres Ende verdient, fanden die beiden, und setzten sich kurzerhand mit den Besitzern in Kontakt.
Es ist nicht das erste Mal, dass im leerstehenden Gebäudekomplex wieder Leben einkehrt. 2013 richteten sich hier die «Kinder von Bern» ein, bevor sie auf der Druck der Polizei wieder verschwanden. Letztes Jahr veranstaltete schliesslich ein namenloses Kollektiv eine Party in der grossen Produktionshalle. Eric Wöhler und Mino Recce dagegen wird die Polizei kaum ins Haus stehen, denn sie haben sich mit den Besitzern geeinigt. «Bis abgerissen wird, dürfen wir hier wirken», sagt Recce.
Im Innenhof stehen Secondhand-Mode, -bücher und -möbel zum Verkauf. Auf der Seite Wylerfeldstrasse sind einige Bistrottische des kleinen angegliederten Cafés aufgestellt – sowie eine Reihe Vintage-Velos. Recce, ursprünglich im Gastgewerbe tätig, ist heute passionierter Velorestaurateur. Früher verkauften er und Wöhler die aufgemotzten Renner, Damen- und Kindervelos im Onlineshop, doch mit dem Wifag-Areal haben sie nun ein Ladenlokal gefunden. «Was andere mit Oldtimern machen, machen wir mit Velos: wir möbeln sie auf und bringen sie so wieder auf die Strasse», so Recce.
Bis das Wifag-Areal abgerissen wird und die geplanten Wohnungen entstehen, könnte es noch eine Weile dauern. Die Umzonung von einer Gewerbe- in eine Wohnzohne steht noch aus. Darüber freuen sich die Künstler, die im angrenzenden Gebäude Ateliers betreiben – und natürlich die neu dazugestossenen Flohmarktbetreiber. Ihre Oase bleibt noch ein wenig bestehen.
Der nächste Flohmarkt findet am 25./26. Juli statt.
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