
Nichts als Hits
Jetzt seien Sie einmal etwas euphorisch. Das Gurtenprogramm ist doch voll gut.
Wenn Sie an einer Stauballergie leiden, dann machen Sie sich schon einmal auf ein paar heftige Nieser gefasst, denn heute geht es um das diesjährige Gurtenprogramm. Dessen Booker sind bekanntlich darauf spezialisiert, Bands auf den Berg zu holen, die seit ihrer Blütezeit mehr Staub gefangen haben als die Fenstersimse eines Geisterhauses. Dementsprechend haben wir uns wieder einmal erschrocken, als die ersten Acts des diesjährigen Gaudis durchgesickert sind.
Aber im Gegensatz zum Gurtenfestival probieren wir dieses Jahr neue Wege zu gehen und versuchen dem sympathischen Freiluft-Anlass auf dem Hügel nur das Beste abzugewinnen. Zugegebenermassen mussten wir dabei auf etwas eigentümliche Kriterien zurückgreifen. Aber lesen Sie selbst.
Der Bravo-Hits-Faktor!
Wieso das relevant sein sollte, fragen Sie sich? Na hören Sie mal, wir zahlen doch nicht einen Haufen Geld, nur um zuzuhören, wie irgendwelche Sonderlinge etwas rumjazzen. Nein, wir wollen ausschliesslich solide Hits hören, die wir bereits aus der Dorfdisco oder dem Bierhübeli kennen. Zum Glück scheinen die Gurten-Booker grosse Verehrer der legendären Szene-Samplerreihe zu sein. Denn von den 21 bereits bekanntgegebenen Bands können 14 das begehrte Bravo-Hits-Gütesiegel vorweisen. So war beispielsweise Patent Ochsner auf der Bravo Hits 81 vertreten, Lo & Leduc waren auf der Folge 87 zu hören. Die Fantastischen Vier sind Bravo-Gütesiegel-Veteranen und waren auf der zweiten Ausgabe überhaupt gleich zweimal vertreten. Wir dürfen uns also auf Hitfeuerwerk gefasst machen, bei dem sich uns vor lauter Mitjohlen der Bierhumpen-Karabiner vom Gürtel löst. Aber leider gibt es auch schwarze Schafe, die irgendwie nicht so gut sind. Diese Patti Smith hat es tatsächlich geschafft, nie auf einer der 88 Ausgaben unterzukommen. Aber die ist ja auch schon etwa eine Million Jahre alt und was nicht mehr was trendy ist.
Der Gurten-Gedächtnis-Preis!
Dann spielen eben die Fantastischen Vier schon bereits zum sechsten Mal auf dem Gurten, so what?! Mit denen kann man ja nun wirklich nichts falsch machen, schliesslich waren sie auf der Bravo Hits Vol. 2 gleich zweimal vertreten. Und wissen Sie, für uns, die es ausser am Gurtenfestival nicht so mit der Musik haben, sind Programmwiederholungen durchaus praktisch. Beim sechsten Mal haben wir die Songs langsam intus und können vor der Hauptbühne mitpatschen bis uns der BKW-Hut auf die Nase rutscht. Und wenn uns unser Gedächtnis nicht täuscht, dann haben elf der 21 bekanntgegebenen Bands bereits schon mindestens einmal auf dem Gurten gespielt. Weil unser Gedächtnisvermögen über die Gurtentage aber eher geschwächt als gestärkt wird (Bierhumpen-Karabiner), verfügen wir sowieso nicht über die nötige Hirnkapazität, um uns auf mehr als elf Bands konzentrieren zu können und verbringen deshalb die restliche Zeit im Bacardi-Dom, in dem bestenfalls gerade das Bravo-Hits-DJ-Team auflegt.
Die Hausberg-rocken-Fähigkeit!
Vom 16. bis am 19. Juli reduzieren wir unseren Wortschatz auf das Minimum. Besonders die Verb-Kultur lassen wir völlig verkommen. Denn entweder rockt etwas oder es rockt eben nicht. Sie finden das etwas niveaulos? Oh, Verzeihung, Herr Duden! Aber das ist Gurten, nicht Goethe! Es rockt zum Beispiel, ohne lange anstehen zu müssen in diesen «Rock the Block»-Würfel, dessen Name übrigens auch sehr rockt, hineinzukommen. Vor allem sollen doch aber die Bands rocken. Um auf dem Gurten spielen zu dürfen, sollte man eigentlich so gut rocken können, dass wenn man bei Google Bandname und rocken in der passenden konjugierten Form eintippt, auf der ersten Seite mindestens einmal erwähnt wird, dass die Band schon einmal irgendwo etwas gerockt hat. Und auf eins können sie Gift nehmen: Der Hausberg wird dieses Jahr gewaltig gerockt. Ganze 17 der bisher 21 bekanntgegebenen Bands wissen, wie man rockt. Unter den vier Langweilern ist übrigens, wen überrascht es, Patti Smith. Die schafft es ja nicht einmal die Bravo Hits zu rocken.
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