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  • Anlage mit Hundeleinenpflicht und gelber Rutschbahn: Der Monbijoupark.

  • Ort ohne Reizüberflutung – zumal an einem ruhigen Wintersonntagmorgen.

  • Eher für die schneefreien Saisons: Der «Sinnesgarten».

  • Die «Sinnesgarten»-Tafel.

Der Berner «Sinnesgarten»

Eine unterschätzte Perle in der eher kargen Berner Parklandschaft ist der Monbijoupark – zumal dort ein «Sinnesgarten» zu entdecken ist.

Es gibt einige Parklandschaften in der Stadt Bern, doch der Ruf ist nicht immer der beste. Orte wie der Flora- oder der Kocherpark zehren schwer an ihrer Vergangenheit, die Münsterplattform an der alten Beiz und der Rosengarten an der Touristenschar. Da tut es gut, dass die Stadt über eine Anlage wie den Monbijoupark verfügt. Eine halsbrecherische Rutschbahn für die Kinder, Grillstellen für ausladende Grilladen, genügend Bänke zum Kiffen für die Jugend, eine Liege- und Spielwiese, die selten dicht belegt ist, kurz: alles ist zu finden in diesem idealen Stadtpark, der immer ein wenig unterschätzt ist.

Auch zu finden ist ein sogenannter «Sinnesgarten», der auf je einer Tafel bei der Monbijou-Tramhaltestelle sowie beim Parkeingang eingeführt wird. Auf diesen reliefartigen Tafeln steht geschrieben: «Dieser Garten im Park ist ein Geschenk des Gärtnermeister-Vereins Bern und Umgebung an die Bevölkerung der Stadt Bern aus Anlass seines 100-jährigen Jubiläums im Jahre 1997. Er entstand in Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei Bern und mit der Unterstützung verschiedener Behindertenorganisationen.» Im «Bund»-Archiv ist zur Eröffnung zu lesen: «Der Garten möchte an zentraler Lage den Menschen die Möglichkeit bieten, für kurze Zeit dem ‘reizüberfluteten Alltag zu entrücken’.» Und in der Eröffnungsansprache wurde betont, «dass der Garten vor allem für Behinderte gedacht sei. So ermöglicht eine neue Rampe Menschen im Rollstuhl den Zugang zum Sinnesgarten; die Bezeichnungen sind zusätzlich in Brailleschrift gehalten.» Weiter: «Klangstäbe in Bäumen, ertastbare Holzstücke, Pflanzen und verschiedene Bodenmaterialien sowie stark duftende Kräuter: Von der neuen Anlage waren alle – ob sichtbar behindert oder nicht – rundum begeistert.»

Derzeit, überdeckt vom winterlichen Schnee, sind die Reize dieser angejahrten Anlage nicht wirklich überprüfbar – und auch nicht, ob die Klangstäbe wirklich noch in den Bäumen hängen. Wohl aber fände man in den Töpfen dank der Beschilderung Pflanzen wie das «Lungenkraut» oder das «Heiligenkraut», es gäbe «Hölzer zum Betasten auf beiden Seiten» und eine «Natursteinpflästerung». Aber eben: der Schnee lag schwer an diesem stillen und schönen Sonntagmorgen. Was mit Sicherheit gesagt werden kann, ist, dass die auf dem Plan eingezeichnete Telefonkabine der Vergangenheit angehört.

Benedikt Sartorius

Benedikt Sartorius ist «Hauptstädter»-Veteran – schaut dann und wann hier vorbei.


Publiziert am 26. Januar 2015

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