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Der grosse Toiletten-Test

Heute ist Welt-Toilettentag. Wir sagen Ihnen, wo Sie in der Stadt Bern hinmüssen, wenn Sie müssen.

Kleine Anmerkung zu Beginn:

Liebe Leserinnen,

Wenn Sie unseren Blog schon seit längerem verfolgen, wissen Sie, dass beim «Hauptstädter» Gendergerechtigkeit gross geschrieben wird. Umso unangenehmer ist es uns deswegen, dass sich der heutige Ratgeber nur an jene richtet, die sich dazu berufen fühlen, einen Herrentoilette zu betreten. Gerne hätten wir im heutigen Beitrag auch Damentoiletten mit einbezogen. Doch leider hat das die investigativen Kompetenz von Hauptstädter-Blogger Erdmann überstiegen. Wir hoffen, dass bald ein weibliches Teammitglied den Drang verspürt, die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wir bitten Sie um Verständnis und wünschen Ihnen einen schönen Welt-Toilettentag.

Schon seit 2001 ist der 19. November Welt-Toilettentag. Damals hat davon aber noch niemand grosse Notiz genommen, weil dies lediglich ein Beschluss von der WTO war. WTO steht in diesem Fall übrigens nicht für World Trade Organisation sondern für World Toilet Organization. Wenn Sie nun glauben wir machen hier infantile Witze, dann googeln Sie doch. Der Welt-Toilettentag ist kein Spass! Das sah auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen so und hat den 19. November als Welt-Toilettentag bestätigt. Denn 40 Prozent der Menschheit verfügen nicht über hygienisch ausreichende sanitäre Einrichtungen. Gehören die Benutzer der öffentlichen Toiletten in der Stadt Bern auch dazu? Wir haben nachgeschaut.

Lorrainestrasse
lorraine
Unsere Testreihe beginnt mit einer bösen Überraschung. Das öffentliche WC im Lorrainepark ist verriegelt. Die Begründung: «Wegen Frostgefahr bleibt diese WC-Anlage vom 1. November bis 31. März geschlossen.» Wie sollen da die ganzen redbullgetränkten und dönergestopften Berufsschüler noch ihre Pause geniessen können?

Botanischer Garten
botanishcer garten
Wir probieren unser Glück im Botanischen Garten. Aber auch hier erfahren wir anstatt Erleichterung bloss Enttäuschung. Die Türen sind ebenfalls zugesperrt, diesmal ganz ohne Begründung. An einer Tür wurde sogar die Türklinke entfernt. Es ist sehr irritierend.

Nydeggtreppe
nydeggtreppe
Endlich! Dieses Pissoir lässt Sie nicht sitzen! Gut versteckt, am unteren Ende der Nydeggtreppe befindet sich dieses Schmuckstück der Herrentoilette. Wegen der etwas abgelegenen Lage hält sich der Besucherstrom in Grenzen, was den Vorteil hat, dass das Innere des WC-Häuschens sauber und gepflegt daherkommt. Dank der offenen Bauweise wird die Anlage gut durchlüftet. Schöne Pinkelgelegenheit im Mattequartier!

Rathausparking
rathausparking
Wagen wir uns nun hinunter auf die Toilette des Rathausparkings. Unser Besuch zeigt, dass nicht nur auf den kurvigen Parkhauswegen viel Verkehr herrscht. Eine aufgerissene Kondomverpackung lässt diesen auch in der WC-Kabine dieser etwas schmuddeligen Anlage vermuten. Neben der Kabine gibt es hier drei Pissoirs, die über einem Boden hängen, von dem man gar nicht wissen will, ob er seine Trockenheit wegen des tropfenden Wasserhahnes in der Ecke oder wegen etwas ganz anderem aufgeben musste. Zudem riecht es sehr streng.

Oberes Gerechtigkeitsgässchen
obere gerechtigkeitsgasse
Auch hier ist der Boden nicht gerade trocken, doch geruchlich macht dieses Zweierpissoir eine gute Figur. Wer auf der Suche nach Männerliebe ist, findet an der Wand einige Telefonnummern.

Gerechtigkeitsgasse
gerechtigkeitsgasse
Wenn Sie diese Anlage aufsuchen wollen, dann brauchen Sie dichtes Schuhwerk. Um zu einem der drei Pissoirs zu gelangen, müssen Sie durch stinkiges Wasser waten. Dort angekommen, ist zu hoffen, dass Sie nicht zu viel Ballast in Ihrer Blase mitführen, denn den leicht verstopften Abflüssen darf nicht allzu viel Arbeit zugemutet werden.

Münsterplatz
münsterplatz
Den etwas feineren Herren sei die Toilette auf dem Münsterplatz empfohlen. Zwar gibt es hier so viele Knöpfe, dass man sich beinahe eine Anleitung wünscht, doch für den einfachen Toilettengang reicht dann doch der gesunde Menschenverstand. Wer etwas mehr will, kann sich hier auch noch duschen, die Haare föhnen oder einfach nur seine Spritzen entsorgen.

Münstergasse
münstergasse
Auch in der Münstergasse ist eines dieser Edel-WCs zu finden. Leider mussten wir bei unserem Besuch feststellen, dass kürzlich jemand darauf geraucht hat und die Lüftung eher für die Beseitigung von übelriechenden Düften als für Rauchschwaden konzipiert wurde. Nichtraucher dürfen jedoch beruhigt sein, die geruchlichen Absonderungen des Qualms werden durch beissende Urinnoten überdeckt.

Casinoparking
zytglogge
Hier kostet der Toilettengang einen Franken. Nicht mit uns! Wir haben doch nicht den Geldscheisser!

Zytglogge
zytgollge
Was für eine mysteriöse Anlage. Obwohl hier praktisch im freien gepinkelt wird, ist der Uringeruch immens. Schuld daran sind wohl die ganzen Touristen, die vor dem Zytgloggeturm auf die volle Stunde warten und sich vor Aufregung fast in die Hose machen. Wer pinkeln aber als Privatsache einstuft, wird hier Mühe haben. Der Sichtschutz lässt tief blicken.

Dalmazibrücke
dalmazi
Beim Kreisel vor der Dalmazibrücke befindet sich eine weitere dieser Luxusschüssel. Es ist wohl die schönste der Stadt. Die Kabine ist so warm, rein und wohlriechend, dass man Stunden darin verbringen könnte. Wieso liegen hier eigentlich keine aufgerissenen Kondomverpackungen? Wer unbedingt nach Makeln suchen will: Die Wände sind etwas verkratzt.

Heiliggeistkirche
heiliggeistkirche
Sehr merkwürdig: Draussen ist der Uringestank wesentlich stärker als drinnen. Und wer da rein will, muss warten können. Denn hier stehen oft Leute an, die einen zeitintensiven Toilettengang pflegen. Immerhin wird das Häuschen in tadellosem Zustand hinterlassen. Trotzdem: Nichts für kalte Wintertage.

Neubrückstrasse
neubrückstrasse
Auch hier wird für die Ausübung wichtiger körperdienlichen Manövern Geld verlangt. Ein satter Franken kostet eine Sitzung. Achtung: Rückgeld gibt es keines. Ein WC für Grossverdiener.

Martin Erdmann

Martin Erdmann


Publiziert am 19. November 2014

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