
Kino mit Badeschlappen-Obligatorium
Dinge, die für sich genommen toll sind, werden in der Kombination nicht unbedingt besser. So getestet im Fall von Kino und Baden im Cinébad.
Kinofilme gucken: Meistens eine tolle Sache. Ein Bad nehmen: Sowieso. Eigentlich kann bei einer Kombination der beiden als nicht viel falsch laufen, müssen sich die Cinébad-Macher gedacht haben. In der «Wellness-Oase» lässt sich nämlich nicht nur saunieren, sondern auch badend Kino schauen. Bis das auch möglich war hat es eine Weile gedauert – lange bewegten sich auf der Breitleinwand nur die Slides mit Gänseblümchen. Inzwischen steht das Programm aber, und eine Vorstellung des «Grand Budapest Hotel» scheint die perfekte Gelegenheit, das Kino im Bade mal auszuprobieren.
«Ich muss Sie warnen», sagt die Dame am Telefon, als es um die Reservierung geht, «bei uns herrscht Badeschlappen-Obligatorium». Auch vor Ort sind die Regeln streng. Und verwirrend. «Umziehen können Sie sich in Kabine zwei, in Kabine vier können Sie ihre Sachen unterbringen», heisst es. Endlich ist aber alles geschafft, und in Badesachen und -schlappen wagen wir uns in den Vorführungsraum. Der ist eher klein, von der Hälfte von einem Pool eingenommen und auf dem Trockenen mit gemütlich aussehenden Liegesesseln bestückt. Natürlich liegt da auf jedem einzelnen bereits ein Territorium markierendes Badetuch, und im Wasser sind die Sitzplätze ausnahmsweise besetzt.
Mit Beginn des Films entspannt sich aber die Platzproblematik, als eine Cinébad-Mitarbeiterin erklärt, dass nach der Pause jeweils nasse gegen trockene Plätze zu tauschen sind. Wir entscheiden uns also für die erste Hälfte des Films für den Pool. Zirka eine Viertelstunde lang macht das nasse Kinoabenteuer ziemlich Spass. Dann allerdings wird langsam klar, dass im warmen Wasser sitzen nicht all zu viel daran ändert, dass man eigentlich auf harten Metallbänken sitzt. Metallbänke, die mit zu vielen, zu fremden und zu nackten Menschen viel zu lange geteilt werden müssen. Letztes macht auch die Konzentration auf den Film ziemlich schwierig, weil das eigene Unterbewusstsein ständig wieder mit halbvergessenen Statistiken über Bakterien und Pilze in öffentlichen Badeanstalten attackiert. Herumschwimmen ist auch nicht, da das Geplansche für die Mitzuschauer wohl kaum eine willkommene Geräuschkulisse darstellt.
Bis zur Pause sind wir gründlich eingeweicht und haben endgültig genug vom Wasser, also verziehen uns dankbar auf die auch wirklich sehr bequemen Sessel. Die Sorge, dass es aus dem Wasser raus kalt würde, zerstreut sich bald. Tatsächlich ist es nicht nur nicht kalt, sondern so richtig unangenehm feucht-warm. Auf dem Bildschirm kämpfen sich Monsieur Gustave und Zero durch verschneite Berge, während wir uns verzweifelt nur einen Hauch von all dieser frischen Luft wünschen.
Nach Ende des Filmes ist die Erleichterung ziemlich gross, endlich nach draussen flüchten zu können. Und die Erkenntnis da: Kino und Baden sind wunderbar einzeln, in der Kombination aber höchstens bei Kurzfilmen ertragbar.
4 Kommentare
Verbleibende Anzahl Zeichen:
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.