Welche Form von Aktien passt zu mir?

Je nach Aktie hat man kein Stimmrecht, sondern kann lediglich am allfälligen Gewinn partizipieren.

Die Namenaktie von Lindt & Sprüngli kostet an der Börse über zehnmal mehr als der Partizipationsschein: Schokoladeproduktion in Kilchberg ZH. Foto: Patrick Gutenberg

Können Sie den Unterschied zwischen Partizipationsschein und Namenaktien erklären? Einige Gesellschaften sind mit beiden Aktientypen kotiert. Welche Form ist für den Kleininvestor von Vorteil? C.K.

Bei der Gründung einer Aktiengesellschaft wird zunächst das Grundkapital festgelegt. Dieses muss wenigstens 100’000 Franken betragen und wird in einzelne Aktien mit dem gleichen Nennwert gestückelt. Multipliziert man die Anzahl Aktien mit dem Nennwert, ergibt sich das Aktienkapital.

Der Nennwert einer Aktie ist nicht mit dem Marktwert zu verwechseln. Wie es der Name andeutet, bestimmen beim Marktwert – abhängig von der Beurteilung der Unternehmensperspektiven – Angebot und Nachfrage den Preis der Aktie. Verbunden mit dem Aktienerwerb sind Rechte. Je nach Art der Aktie verfügt man als Aktionär sowohl über Mitgliedschafts- als auch Vermögensrechte.

Dank des Mitgliedschaftsrechts kann man als Aktionär an der Generalversammlung teilnehmen und über den Kurs der Gesellschaft mitbestimmen. Man hat aufgrund des Mitgliedschaftsrechts ein Stimm- und Wahlrecht sowie Einsichts- und Auskunftsrecht für die Firma.

Noch wichtiger ist für die meisten Aktionäre allerdings das Vermögensrecht. Damit verschafft man sich das Recht, am Vermögen und Gewinn der Firma zu partizipieren. Man erkauft sich das Recht, von den Dividendenausschüttungen zu profitieren – vorausgesetzt, die Firma ist in der Lage, eine Dividende auszuschütten und es die Generalversammlung bewilligt.

Wie wir es gerade während der Corona-Krise erlebt haben, gibt es nie eine Garantie auf eine Dividende. Diese kann auch gestrichen oder reduziert werden. Dank Vermögensrecht hat man zudem ein Bezugsrecht auf neue Aktien, falls eine Kapitalerhöhung durchgeführt wird, und man hat Anspruch auf einen Liquidationsanteil, wenn die Firma aufgelöst wird.

Neben den von Ihnen erwähnten Namenaktien gibt es auch Inhaberaktien. Namenaktien lauten auf den Namen des Eigentümers. Bei den Inhaberaktien ist der Inhaber der Aktie dem Unternehmen unbekannt. Trotzdem hat er Anspruch auf die Vermögens- und Mitgliedschaftsrechte.

Bei Namenaktien kennt die Firma ihre Aktionäre, bei den Inhaberaktien indes nicht. Inhaberaktien können über die Börse oder auch ausserbörslich übertragen werden. Anders als das Unternehmen kennt die Bank den Namen der Inhaberaktien. Denn über diese kauft und verkauft man die Papiere und diese wickelt auch die Dividendenzahlung sowie die Wahrnehmung der Mitwirkungsrechte wie Stimmabgabe an der GV oder Aktienbezug bei Kapitalerhöhung ab.

Beim Partizipationsschein, wie ihn beispielsweise der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli aufweist, hat man kein Stimmrecht. Mit dem Kauf einer solchen Aktie verzichtet man auf die Mitgliedschaftsrechte und kann nicht über den Kurs der Gesellschaft abstimmen. Aber man verfügt trotzdem über ein Vermögensrecht – man partizipiert also am Vermögen und Gewinn der Firma und bekommt auch eine Dividende, falls eine ausgeschüttet wird.

Bekannt ist an der Schweizer Börse ausserdem der Genussschein wie ihn der Pharmariese Roche hat. Auch da hat man kein Stimm- bzw. Mitgliedschaftsrecht, kommt aber in den Genuss einer allfälligen Dividende oder eines Liquiditätserlöses.

Im Falle von Lindt & Sprüngli ist es offensichtlich: Wenn man sich als Aktionär auch das Mitgliedschaftsrecht sichern will, muss man tief ins Portemonnaie greifen. Die Namenaktie von Lindt & Sprüngli kostet an der Börse über zehnmal mehr als der Partizipationsschein und wird weniger intensiv gehandelt. Man muss in diesem Fall also für den Kauf von Namenaktien deutlich mehr Kapital in die Hände nehmen, was viele Privatanleger überfordert. Und man kann weniger diversifizieren, was aber gerade für Privatinvestoren besonders wichtig ist.

6 Kommentare zu «Welche Form von Aktien passt zu mir?»

  • Rolf Rothacher sagt:

    Wichtiger als das Stimmrecht ist der Streubesitz. Liegt er unter 70%, so haben in der Regel Grossaktionäre das alleinige Sagen im Unternehmen. Das kann zum finanziellen Ausbluten der Firma führen (z.B. über Beraterverträge) oder das Unternehmen wird zu billig über die Köpfe der Kleinaktionäre hinweg verkauft.
    Wer Aktien von Unternehmen mit einem Streubesitz unter 70% kauft, darf sich nicht wundern, wenn er „von den Grossen“ übervorteilt wird.

  • Tinu sagt:

    Noch zu erwähnen:
    Beim PS ist die Rendite im Normalfall eine Spur höher,
    da (wie geschrieben) kein Stimmrecht Vorhanden ist.

  • Anh Toàn sagt:

    Es geht doch nicht um das Stimmrecht des Kleinaktionärs, oder Anteil am Liquidationserlös, sondern darum, ob sich die stimmberechtigten Aktionäre die anderen, die nichts oder wenig zu sagen haben, über den Tisch ziehen können: Siehe Sika!

    Der Genussschein von Roche ist ein Partizipationsschein, wird bei Roche nur anders genannt.

    Wenn man nun denkt, dass jemand sich die Stimmenmehrheit kaufen möchte an der Gesellschaft, kauft man selber Stimmrecht, ansonsten kauft man Dividende.

    Eine Lindt & Sprüngli Aktie kostet 10 mal den PS, weil man 10 mal soviel Dividende bekommt. Die Rendite ist sehr ähnlich. Die Aktie kostet also kaum mehr als der PS. Also rechnet der Markt nicht damit, dass sich jemand die Stimmenmehrheit kaufen möchte.

  • DerRealist sagt:

    Wenn ich für 10Mio „richtige“ Roche/Lindt etc. Aktien kaufe, dann habe ich immer noch kein Stimmrecht was wirklich zählt also ist für „Normalos“ das nicht relevant. Ausser Essen gehen an der GV hat man nichts zusagen oder man wird nicht gehört….wer denkt es sei anders sollte mal das Hirn einschalten.

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