Was sich bei Hypotheken ändert

Ende nächstes Jahr ist mit dem Libor als Referenzsatz für Geldmarkthypotheken Schluss – an seine Stelle tritt der Saron.

Da der Saron negativ ist, bezahlt man faktisch die Marge der Bank. Foto: Andrea Piacquadio (Pexels)

Wir haben eine Libor-Hypothek. Unsere Bankberaterin hat uns gesagt, dass es diese bald nicht mehr gibt. Was sollen wir künftig machen? Wir sind bis jetzt mit der günstigen Liborhypothek gut gefahren. E.D.

Es stimmt, dass Liborhypotheken ein Auslaufmodell sind. Voraussichtlich Ende des nächsten Jahres ist damit Schluss, denn der Libor-Satz, der als Referenzzins für diese Produkte dient, wird abgeschafft. Dennoch müssen Sie sich keine Sorgen machen. Es wird auch künftig Geldmarkthypotheken geben.

Aus der bekannten Liborhypothek wird künftig eine Saronhypothek. Das hätte Ihnen Ihre Bankberaterin ebenfalls sagen müssen. Einige Banken nutzen aber die Ablösung des Liborsatzes, um ihre bisherigen Liborhypotheken möglichst in Festhypotheken umzuwandeln, die teils mehr Marge bringen, es aber vor allem ermöglichen, die Kunden mit längeren Laufzeiten an das Institut zu binden.

Allerdings schliessen die meisten Banken auch heute schon Liborhypotheken mit einem zusätzlichen Rahmenvertrag ab, bei dem man zwei bis drei Jahre gebunden ist. Ein Wechsel von der Liborhypothek in eine Festhypothek ist dann sinnvoll, wenn die zwei- oder dreijährige Festhypothek günstiger ist als die Liborfinanzierung – was phasenweise vorkam.

Der Swiss Average Rate Overnight kann nicht mehr manipuliert werden.

Für die Kunden halte ich den Wechsel vom Libor zum Saron grundsätzlich für positiv. Denn der Libor wurde auf der Basis von Zinsabsprachen von einigen wenigen Banken ermittelt, was prompt zu skandalösen Manipulationen führte. Von diesem Vertrauensverlust hat sich der Libor nie mehr erholt.

Der neue Saron, der für Swiss Average Rate Overnight steht, kann hingegen nicht mehr manipuliert werden. Denn der Tagesgeldsatz basiert auf dem Schweizer Franken-Repo-Markt und Transaktionen sowie repräsentativen Preisstellungen auf der Handelsplattform der Schweizer Börsenbetreiberin SIX. Der Saron wird also täglich auf Basis effektiv abgeschlossener Transaktionen und Kursen im Schweizer Geldmarkt berechnet und von der Schweizer Börse administriert.

Nicht nur Hypotheken, sondern auch andere Verträge für weitere Kredite, Spareinlagen und strukturierte Instrumente nehmen zu diesem Referenzzinssatz Bezug. Zwar gibt es punkto genauer Ausgestaltung der künftigen Saronhypotheken noch Unsicherheiten. Der Zins unterscheidet sich aber kaum vom Libor. Bezahlen müssen Sie bei neuen Saronfinanzierungen einen Zins, der sich statt dem Libor neu aus dem Saron und wie bisher der Marge Ihrer Bank zusammensetzt. Da der Saron ebenfalls negativ ist, bezahlen Sie faktisch die Marge der Bank.

Die Entwicklung des Saron können Sie heute schon verfolgen.

Wenn Sie eine Liborhypothek halten, die über 2021 geht, dürfte die Bank den Vertrag anpassen, sobald sie neue Saronhypotheken im Angebot hat. Der Zins bleibt weiter kurzfristigen Marktveränderungen ausgesetzt, die Marge der Bank sollte hingegen nicht ansteigen. Ansonsten müsste Ihre Bank dies begründen.

Schon heute können Sie die Entwicklung des Saron verfolgen. Erst kürzlich hat die Schweizer Börsenbetreiberin SIX die Saron Compound Indizes für Laufzeiten von einem, drei und sechs Monaten eingeführt. Diese Saron Compound Indizes sind eine Konzentration aller täglichen Saron-Sätze über die Laufzeit von einem, drei oder sechs Monaten.

Ein Kommentar zu «Was sich bei Hypotheken ändert»

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.