Was tun mit dem Pensionskassengeld?

Aktien, Amortisation oder doch lieber liquid bleiben: Unser Geldberater gibt Tipps zum Umgang mit hohen Bargeldbeträgen.

Teure Liquidität: Aufgrund der Negativzinsen sollten keine hohen Bargeldbeträge auf dem Konto brachliegen. Foto: iStock

Meine Frau und ich lassen uns pensionieren. Wir haben uns entschieden, mein Pensionskassenkapital zu splitten. Wir beziehen eine Rente und das Rentenkapital von 500’000 Franken. Uns stellt sich nun die Frage, wie wir den Kapitalbetrag mittel- bis langfristig anlegen. Uns schwebt ein mittleres Risikoprofil bei der Firma Avadis Vorsorge und eine Amortisation unserer Hypothek vor. M.N.

Avadis ist ein Vermögensverwalter, der für institutionelle Anleger wie Pensionskassen aktiv ist, aber auch Privatkunden für eine begrenzte Produktepalette offensteht. Das Unternehmen ist vor zwanzig Jahren aus der Verwaltung der ABB Vorsorgeeinrichtungen entstanden und beschäftigt heute 130 Vermögens- und Vorsorgespezialisten in Zürich und Lausanne. Privatkunden können unter sieben Anlagefonds auswählen – von stockkonservativ bis hundert Prozent Aktien.

Die Strategie: Basis, die wie von Ihnen gewünscht einem mittleren Risikoprofil entspricht, enthält 30 Prozent Frankenanleihen, 12 Prozent Staatsanleihen mit gesicherten Fremdwährungen, 3 Prozent Schuldpapiere aus den Emerging Markets, 15 Prozent Unternehmensanleihen mit abgesicherten Fremdwährungen, 8 Prozent Aktien Schweiz, 20 Prozent Aktien Welt ebenfalls abgesichert, 6 Prozent Aktien von kleineren Unternehmen weltweit und 6 Prozent Aktien von Firmen aus den Emerging Markets.

Damit wurde im Langzeitvergleich eine ansprechende Rendite erzielt. In den vergangenen fünf Jahren betrug die Rendite im Durchschnitt 3 Prozent. In den Jahren 2011, 2015 und 2018 erlitten die Anleger aber trotz breiter Diversifikation Buchverluste. Und auch im Corona-Jahr 2020 resultieren trotz der Erholung seit dem Crash auf einem Teil der Anlagen Buchverluste.

Dank Zinseszins können Sie mehr aus dem Kapital machen, und dieses reicht länger für Ihren Lebensunterhalt.

Sie müssen einen langen Anlagehorizont von sieben bis zehn Jahren haben und bereit sein, Buchverluste zu verkraften. Da rund drei Viertel des Geldes passiv verwaltet werden, sind die Gebühren mit einer Gesamtkostenquote Total Expense Ratio (TER) von 0,55 Prozent recht günstig.

Wie Sie mir schreiben, wollen Sie gleich eine Viertelmillion allein in diesem Fonds anlegen. Das würde ich nicht, da Sie bei diesem Gefäss trotz breiter Diversifikation ein Klumpenrisiko eingehen. Ich würde wenigstens mehrere verschiedene Gefässe der Avadis nutzen oder auch vergleichbare Fondsvehikel von anderen Anbietern mitberücksichtigen. So erhöhen Sie Ihre Diversifikation.

Da die Renten von Ihnen und Ihrer Frau aus der Pensionskasse und AHV gesamthaft wohl kaum reichen, um Ihren Lebensstandard voll zu decken, sind Sie auf einen Vermögensverzehr angewiesen. Daher macht es Sinn, dass Sie einen Teil Ihrer Gelder liquide behalten.

Wenn Sie allerdings mit dem Rest aus dem Kapitalbezug die Hypothek vollständig amortisiert haben, bleiben Ihnen immer noch liquide Mittel auf mehreren Konten von rund 300’000 Franken sowie gebundene Mittel von 100’000 Franken in einer Einmaleinlage. Die liquiden Mittel halte ich für zu hoch, zumal Sie je nach Verteilung sogar noch riskieren, dass Sie bei einer Bank Negativzinsen bezahlen. Auch die 100’000 Franken in der Einmaleinlage dürfte kaum eine attraktive Rendite bringen.

Wenn Sie diese rund 400’000 Franken faktisch brachliegen lassen und jedes Jahr 30’000 Franken davon aufzehren, ist das Geld nach etwas mehr als 13 Jahren aufgebraucht. Ihnen bleibt dann nur die Rente. Ich halte dies für zu eng berechnet, zumal Sie immer auch noch mit unerwarteten Kosten rechnen müssen.

Ich rate Ihnen zu versuchen, auf den gemäss Ihrem Plan brachliegenden Geldern auf die lange Sicht von zehn Jahren ebenfalls wenigstens eine kleine Rendite zu erwirtschaften, zumal auch die Teuerung stetig am Wert des Kapitals nagt. Dank Zinseszins können Sie mehr aus dem Kapital machen, und dieses reicht länger für Ihren Lebensunterhalt.

Zudem würde ich mir gut überlegen, ob Sie wirklich die volle Hypothek amortisieren möchten. Grundsätzlich unterstütze ich zwar Amortisationen im Alter, da Sie die Hypothek ja auch Zinsen kostet. Allerdings müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie im höheren Alter – falls Sie dann eben doch etwas mehr Geld brauchen – kaum mehr oder nur unter erschwerten Bedingungen wieder eine neue Hypothek bekommen. Hier würde ich mir in Ihrem Fall mehr Spielraum offenhalten.

7 Kommentare zu «Was tun mit dem Pensionskassengeld?»

  • Peter Rohner sagt:

    Ich selbst bin ein Fan von Avadis, da einfache und kostengünstige Lösungen im Angebot. Ich würde problemlos auch 500k in einen Fonds stecken, da ich das Klumpenrisiko im Gegensatz zu Herrn Spieler nicht sehe (es handelt sich bei den Avadis-Fonds ja immer um Weltportfolios mit mehr oder weniger Aktienanteil).

    Da Sie mittel- bis langfristig anlegen wollen, würde ich den Aktienanteil bei 60% bis 80% ansetzen. Beim Entnahmebetrag nicht übertreiben, denn wenn dieser zu gross ist, ist auch das Geld schnell weg. Gemäss Trinity-Studie ist eine jährliche Entnahme von 4% relativ sicher (4% vom Anfangskapital wird jährlich entnommen + Erhöhung um Inflation). So sollte das Geld ca. 30 Jahre reichen.
    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Trinity_study

  • Peter Rohner sagt:

    Eine weitere und sehr einfach Entnahmestrategie: Jährlich wird 6% (oder monatlich 0.5%) des aktuellen Portfoliowertes entnommen (bei einem Aktienanteil von 80–100%). Auf diese Weise reicht das Geld ewig, die jährlichen Bezüge können aber stark schwanken.

    Wenn man bereit ist, sogar 100% in Aktien anzulegen, dann kann man sich auch einen einzigen Welt-ETF kaufen (z.B. Vanguard FTSE All-World, VWRL). Ist viel günstiger als bei Avadis, man muss dann aber zu einem Online-Broker gehen (z.B. Swissquote).

  • Martin sagt:

    Das ist mir jetzt zu hoch. Das Geld aus der Pensionskasse nehmen und dann in einen Fond legen? Dann kann es ja in der Pensionskasse bleiben. Die machen das ja nicht schlecht.

    Hypothek zurückzahlen, 50’000 rausnehmen als Cash, Rente beziehen, die AHV kommt ja auch lebenslang. Dann reicht das sehr weit, auch für ein Pflegheim. Dazu kann man ja dann das Haus verkaufen.

    Ach ja, und ein Kilogramm Gold noch (ca 50’000), 100 Vreneli (35’000) und 3 x 100g Barren (15’000). Sclhiessfach kostet 70 Fr im Jahr auf der Bank.

    • Nico Meier sagt:

      @Martin
      Wir kennen die Krankheitsgeschichte dieses Herrn nicht eventuell rechnet er mit einer tiefen Lebenserwartung und wählt daher den Kapitalbezug oder er traut sich selber bessere Anlageergebnisse zu als sie eine PK erzielen kann.

  • Werner Wenger sagt:

    Wenn das Kapital ausbezahlt ist, weiss man, was man hat. Die Anlage bei so tiefen Zinsen ist nicht schwierig, wenn man das oder die Koten mit den günstigsten Spesen wählt und keine Verwaltungskosten, weil ohne „Anlagen“, zu leisten hat. Der Finanzbedarf – ausser bei einem Heim – sinkt mit zunehmendem Alter, denn man wird halt älter und mag nicht mehr, oder tut sich mit Reisen schwer!

    • Paul Kellenberger sagt:

      Der Finanzbedarf wird bei einem Wechsel in ein Alters-und Pflegeheim stark steigen.
      In einer Pflegeabteilung bei Pflegestufe 7 entstehen monatlich Kosten von rund 9‘000 Franken. Dies stemmen dann die meisten nicht mehr mit einer vollen Pensionskassenrente und der AHV-Rente. Da braucht es einen Vermögensverzehr. Ist das Vermögen mehrheitlich in Aktien-ETF‘s angelegt, kann wenigstens ein Teil der Kosten noch mit der Rendite auf dem Vermögen kompensiert werden.

      • Jessas Neiau sagt:

        @P. Kellenberger: Von wegen – die meisten haben nie ein Vermögen gehabt oder es bis dahin längst verjubelt. Dafür sind sie sich im Alter nicht zu schade, sich den teuren Aufenthalt im Heim oder den noch teureren im Krankenhaus von den anderen finanzieren zu lassen. Die müssen ja zahlen und können sich nicht weigern. das nennt sich dann sozial und solidarisch.

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