Warum die Hypozinsen noch lange tief bleiben

Nach einem Anstieg wegen der Coronakrise sind die Hypothekarzinsen bereits wieder im Keller. Das wird noch lange so bleiben.

Entspannte Aussichten: Eigenheimbesitzer können sich über langfristig tiefe Zinsen freuen. Foto: iStock

Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass im Zusammenhang mit der Coronakrise die Hypozinsen nächstens steigen werden? Wir hatten von der ZKB noch vor der Krise im Februar einen Zinssatz von 0.980% für eine 5-Jahres-Festhypothek über 100’000 Franken per 25. Oktober 2021 angeboten erhalten. Denken Sie, dass es Sinn macht, bald mal abzuschliessen oder eher zuzuwarten? N.F.

Ich würde zuwarten, denn ich rechne nicht damit, dass die Hypothekarzinsen in nächster Zeit deutlich steigen werden. Wegen der Coronakrise und dem vom Bundesrat angeordneten Lockdown in grossen Teilen der Schweizer Wirtschaft war es im Frühling auch an den Kapitalmärkten zu Turbulenzen gekommen. Die Kapitalmarktzinsen hatten phasenweise stark angezogen, weil viele Investoren Zahlungsausfälle bei Anleihen von Schuldnern mit einer schlechten Bonität befürchteten.

In diesem Kontext sind im März und April die Sätze für Hypotheken mit langen Laufzeiten in die Höhe geklettert. Auch waren einige Anbieter wie Pensionskassen oder Versicherer wegen des Lockdowns kurzfristig nicht in der Lage, Abschlüsse zu ermöglichen, was die Konkurrenzsituation phasenweise entschärft hatte. Auch das bedeutete höhere Preise.

Inzwischen hat sich der Markt entspannt und auch die Hypozinsen sind wieder gesunken. Zwar kann es auch künftig wegen der Coronakrise und ihren gravierenden Folgen für die Wirtschaft am Schweizer Geld- und Kapitalmarkt wieder Kursschwankungen geben. Die Zinsen sind aber wieder tief und werden es auch länger bleiben.

Panikreaktionen sind beim Abschluss von Hypotheken generell nie zu empfehlen. Hier lohnt es sich besonders, gelassen zu bleiben und die fundamentalen Trends zu analysieren, welche die Zinsen künftig beeinflussen dürften.

Solange die Krise anhält, werden wir eine Flucht in den sicheren Hafen des Frankens erleben.

Entscheidend ist die Geldmenge. Diese wurde im Zuge der Coronakrise weltweit nochmals deutlich ausgeweitet. Die grossen Notenbanken haben die Märkte mit riesigen Geldsummen geflutet, um einen Zusammenbruch der Liquiditätslage und des Kreditmarktes zu verhindern. Dieses Geld wird noch lange im Markt bleiben.

Die Notenbanken werden sich lange davor hüten, die Zinsen auch nur leicht anzuheben, da sie eine spätere Wirtschaftserholung nicht gefährden wollen. Das signalisierte auch die Schweizerische Nationalbank anlässlich ihrer letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni. Während der Rezession könnte es international sogar noch weitere Stützungsmassnahmen der Notenbanken geben. Solange die Krise anhält, werden wir eine Flucht in den sicheren Hafen des Frankens erleben, womit die Nationalbank gezwungen ist, die Zinsen tief im Minusbereich zu belassen. Selbst eine Ausweitung der Negativzinsen kann nie ganz ausgeschlossen werden.

Anders als die Preise für Gewerbe- und Büroliegenschaften dürften die Notierungen für Wohneigentum kaum gross zurückkommen, da wegen der Turbulenzen an den Börsen Gelder von verunsicherten Anlegern eher wieder in Wohnimmobilien fliessen und die Coronakrise die Vorzüge von Wohneigentum unterstreicht.

Auf der anderen Seite sind Banken, Versicherungen und Pensionskassen in unruhigen Zeiten erst recht darauf angewiesen, dass sie ihre Gelder in sicheren Anlageformen parkieren können. Dazu zählen Hypotheken im Schweizer Markt.

Der Konkurrenzkampf dürfte ebenfalls dazu beitragen, dass die Zinsen hierzulande noch länger sehr tief bleiben. Vor diesem Hintergrund können Sie sich aus meiner Sicht für den Abschluss der Hypothek ruhig Zeit lassen, zumal Ihre Hypothek noch lange nicht ausläuft. Auf jeden Fall würde ich aber die Zinsentwicklung weiter verfolgen und Angebote von mehreren Marktteilnehmern kritisch vergleichen.

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