Schweizer Schlafmittel weckt Hoffnungen

Gehört für unseren Geldexperten zu den interessantesten Schweizer Biotechunternehmen: Idorsia. Foto: Keystone
Ich habe Interesse, in die Aktien des Biotechunternehmens Idorsia zu investieren. Wie sehen sie die Entwicklung dieser Firma? Ich habe einen Zeithorizont von etwa fünf Jahren. L.L.
Idorsia gehört für mich zu den interessantesten Schweizer Biotechunternehmen. Die Firma ist noch jung. Sie ist erst vor drei Jahren aus einem Restteil der früheren, ebenfalls an der Schweizer Börse gehandelten Actelion entstanden, die damals für 30 Milliarden Dollar an den US-Pharmakonzern Johnson&Johnson verkauft wurde.
Actelion war eine Erfolgsgeschichte, hinter der das Forscherehepaar Martine und Jean-Paul Clozel stand. Die beiden sind heute die führenden Köpfe der abgespaltenen Idorsia, die an der Schweizer Börse SIX kotiert ist. Das Unternehmen forscht an zwölf Arzneien, davon vier in der letzten klinischen Testphase III.
Am meisten für Hoffnung Anlass gibt das Schlafmittel Daridorexant. Im Frühling konnte Idorsia positive Ergebnisse einer Phase-3-Studie mit Daridorexant kommunizieren. Die Studie mit fast 1000 erwachsenen und älteren Patienten, die an Schlaflosigkeit leiden, hat eine gute Wirkung des Mittels aufgezeigt. Laut Firmenangaben hat das Medikament den Schlafbeginn und die Aufrechterhaltung des Schlafes verbessert und keine Nachwirkungen auf die Tagesleistung oder Hinweise auf Entzugssymptome nach Behandlungsabbruch gezeigt.
Das Potential von Idorsia stufe ich langfristig als hoch ein – gleichzeitig aber auch das Risiko.
Das Umsatzpotential des Schlafmittels wird auf über eine Milliarde Franke geschätzt. Damit wäre Daridorexant ein sogenannter Blockbuster. Als solche werden im Pharmageschäft die erfolgreichsten Medikamente bezeichnet, die pro Jahr mehr als eine Milliarde Franken Umsatz erzielen. Das weckt grosse Hoffnungen für die Idorsia-Aktie.
Doch Vorsicht: Momentan hat Idorsia noch kein eigenes Produkt auf dem Markt. Im Gegenteil: Derzeit verursacht das Biotechunternehmen nur Kosten. Oder man kann es direkter sagen: Momentan verbrennt Idorsia Geld und ist tief in den roten Zahlen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres erwirtschaftete die Firma einen Verlust von 120 Millionen Franken, wobei in erster Linie die Forschung und Entwicklung Geld verschlingt.
Doch genau dieser Bereich verspricht auch viel Potential in der Zukunft. Immerhin rechnet Idorsia damit, dass die Kosten in diesem Jahr geringer sind als im Vorjahr und prognostiziert einen Betriebsaufwand von unter 540 Millionen Franken. Weil Idorsia weiter Geld verbrennt und am Ende des ersten Quartals nur noch an 632 Millionen Franken liquider Mittel verfügte, ist das Unternehmen auf einen weiteren Kapitalzufluss etwa durch eine Kapitalerhöhung oder durch Kooperation angewiesen. Je nach Art des Kapitalzuflusses kann es für die bestehenden Aktionäre eine Gewinnverwässerung geben, was für die Aktie nachteilig sein kann.
Das Potential von Idorsia stufe ich langfristig als hoch ein – gleichzeitig aber auch das Risiko. Sollten sich die hohen Erwartungen in das Schlafmittel Daridorexant entgegen der letzten Studie doch nicht erfüllen oder wenn sich die übrigen Produkte, an denen die Firma forscht, als Flop erweisen, wäre das für Idorsia fatal. Im allerschlimmsten Fall muss man bei einer Biotechfirma immer auch mit einem Totalausfall rechnen – etwa dann, wenn kein einziges Produkt den Durchbruch schafft. Damit rechne ich allerdings nicht. Im Gegenteil.
Dennoch müssen Sie sich bei einem Kauf der Idorsia-Aktien bewusst sein, dass die Aktien nicht günstig sind und dass Sie bei diesen wie bei jeder Biotechaktie ein erhöhtes Risiko eingehen. Aus Diversifikationsgründen sollten Sie zudem nie zu viel Geld nur in eine einzelne Biotechaktie anlegen.
Zudem brauchen Sie gerade bei Investments im Biotechsektor einen langen Anlagehorizont. Die fünf Jahre, die Sie sich gesetzt haben, halte ich für solche Investment klar an der unteren Grenze, da die Erforschung und Vermarktung von Medikamenten sehr viel Zeit benötigt.
14 Kommentare zu «Schweizer Schlafmittel weckt Hoffnungen»
Daridorexant ? Was sind denn die Komponenten dieses neuen Schlafmittel ?
Ich hatte lange Jahren Einschlafprobleme. Als ich aufhörte, total, mit dem Kaffee, auch koffeinfreien, fing ich endlich an einzuschlafen ohne jedes Mittel. Nur morgens um 6-7 Uhr trinke ich 2 Tassen, dann überhaupt nicht mehr den ganzen Tag.
Das sind Orexinrezeptorenblocker, also kein Benzo
Ein Anfänger sollte generell keine Einzelaktien kaufen (jeder, der in diesem Blog Fragen stellt, ist Anfänger), und wer nur 5 Jahre Zeit mitbringt, erst recht nicht. Und wenn es sich dann noch um eine Risikoaktie handelt, dann ist der Fall eh klar: Das investment geht ziemlich wahrscheinlich in die Hose, und der Anfänger wird die Aktie jahrelang in seinem Depot halten und dauernd daran erinnert werden, dass er danebengegriffen hat.
Ich halte wenig von solchen „Geheimtipps“ wie Indorsia. Völlig ungeeignet für Einsteiger, die höchstens mit einer guten Geschichte in die Falle gelockt werden. Diese Aktien sind nur geeignet für Profis, die etwas von Risikomanagement verstehen.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Fragesteller in diesem Blog fiktiv sind. Herr Spieler nimmt sich ein Thema, das gerade eine gewisse Aktualität hat. Er konstruiert eine Frage, die auf nicht zu viel Erfahrung des fiktiven Urhebers schliessen lässt, um möglichst viele Leser anzusprechen. Darauf gibt er dann ausführlich Antwort, in einer allgemein verständlichen Weise. Das ist ein durchaus akzeptables journalistisches Stilmittel.
Ja, da haben Sie recht 😀
‚Schweizer Schlafmittel weckt Hoffnungen‘
Das ist mal wieder eine sprachliche Perle.
Wenn’s nicht klappt heisst die Headline:
„Schweizer Schlafmittel – aus der Traum“
Ralf / Pjotr : genau !!!
Nichts wagen im Leben?
Furchtbar.
Also ich habe keine Lust auf ein Produkt das von der UBS oder BlackRock kommt.
Diversifizierung hin oder her.
Mein Motto an der Börse: Finger weg von Finanzprodukten.
Und da gehören ETF für mich auch dazu.
Antwort an Panja Flöte
Ich habe heute mal zur Abwechslung keine ETFs erwähnt. Wenn ein Anfänger schon Einzelaktien kaufen will, dann lieber „langweilige“ Bluechips wie Nestlé, Novartis, Roche, Tesla, Google, Apple, Samsung, Canon, Sony usw. Diese Firmen gehen nicht gleich „hopps“, die haben erfolgreiche Produkte am Markt und eine gefüllte Produkt-Pipeline.
Firmen wie Idorsia, Evolva, Meyer Burger, U-Block etc. sind zwar höchst interessant, brauchen aber immer ein wachsames Auge. Das überfordert einen Anfänger (und mich sowieso).
Aeh, wer nicht schlafen kann, sollte sich einfach eine Aufzeichnung einer Daniel-Koch-PK anschauen, 30s -> out cold…
Warum spricht man den „Anfängern“ immer die Fähigkeit ab, Einzeltitel zu halten und wenn schon dann halt nur die Langweiligen. Langweilig sind meines Erachtens ETF’s.
Ein wachsames Auge und ein ruhiger Schlaf – auch bei Tauchern – sind nicht nur dem „Profi“ vorbehalten.
Ich fahre sehr gut mit Einzeltitel und nicht nur die bluechips
Jeder darf so investieren, wie er will. Ich hatte auch meine „wilden“ Jahre an der Börse, jetzt will ich es nur noch unkompliziert und zeitsparend angehen. Es gibt neben der Börse noch viele andere interessante Themen und Hobbys.