Müssen wir Angst haben um unsere Rieter-Anleihe?

Für Aktionäre bietet der Maschinenhersteller momentan keine guten Perspektiven. Was das für Besitzer von Obligationen bedeutet.

Stark unter Druck: Hauptsitz der Firma Rieter in Winterthur. Foto: Christian Beutler (Keystone)

Wir haben eine Anleihe von Rieter mit 1,5 Prozent Coupon im Depot. Nun hat sich die Geschäftssituation des Winterthurer Konzerns wegen Corona stark verschlechtert. Müssen wir Angst haben um unser Geld? W.O.

Der Winterthurer Spinnereimaschinenhersteller Rieter bekommt die Folgen der Corona-Pandemie stark zu spüren. Die Verkäufe sind richtiggehend eingebrochen. Im ersten Semester ist der Umsatz um fast 40 Prozent auf 254,9 Millionen Franken zurückgegangen. In allen drei Geschäftsbereichen ist ein negativer Trend sichtbar. Auch die Bestellungseingänge machen wenig Hoffnung. Sie verringerten sich ebenfalls um 34 Prozent auf 250,7 Millionen Franken. Der Umsatzeinbruch hatte denn auch rote Zahlen zur Folge. Der Verlust betrug 54,4 Millionen Franken.

Mit diesen Zahlen steht Rieter noch schlechter da als erwartet. Besonders schwierig präsentiert sich die Lage im Bereich Machines & Systems, wo die Verkäufe fast um die Hälfte abnahmen. Auch in den Bereichen Component und After Sales gingen die Umsätze um rund einen Drittel zurück.

Immerhin gibt es Anzeichen, dass damit der Tiefpunkt überschritten ist. Das Unternehmen sieht eine mögliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Realistischerweise muss man allerdings sagen, dass das zweite Semester einfach weniger schlecht als das erste ausfallen wird. Ein Turnaround ist meines Erachtens nicht zwingend geschafft. Die Perspektiven von Rieter bleiben trüb, was sich in einer tiefen Aktienbewertung spiegelt. Eine rasche Erholung halte ich da für wenig wahrscheinlich.

Die Perspektiven von Rieter bleiben trüb, was sich in einer tiefen Aktienbewertung spiegelt.

Auch die Zürcher Kantonalbank hat in ihrem neusten Swiss Rating Guide den Ausblick von Rieter auf negativ reduziert. Das Schuldner-Rating bleibt aber auf BB+. «Aus einer Bonitätsperspektive ist positiv zu werten, dass Rieter erstens per Ende 2019 über eine Nettoliquidität verfügt, zweitens eine für ein Industrieunternehmen hohe Eigenkapitalquote von 47,8 Prozent aufwies und drittens die Technologieführerschaft hat», begründet ZKB-Bond-Analyst Adrian P. Knoblauch sein Rating. Allerdings rechnet er angesichts der Corona-Folgen mit einer deutlichen Verschlechterung des Jahresergebnisses. «Wir haben deshalb den Outlook im Juni 2020 auf negativ reduziert».

Trotz dieser wenig erfreulichen Aussichten müssen Sie sich als Investor der Rieter-Anleihe keine grossen Sorgen machen. Die ausstehende Anleihe über 100 Millionen Franken ist nicht gefährdet. Die Rückzahlung mit Verfall vom 29. September dieses Jahres ist nicht in Frage gestellt. Der Kurs Ihrer Anleihe notiert denn auch auf rund 100 Prozent.

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