Nestlé produziert für die Katz, und das ist gut so

Nestlé: Der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller erwirtschaftet mit Produkten für Haustiere mittlerweile 15 Prozent des Umsatzes, Tendenz stark steigend. Foto: Jean-Christophe Bott/Keystone
Mit wenigen Mausklicks eine grosse Packung Felix-Katzenfutter nach Hause bestellen? Ich habe zwar keine Haustiere, aber das stelle ich mir sehr praktisch vor: Das Büsi frisst tagein, tagaus dasselbe. Wieso sollte man dafür noch einen Laden aufsuchen? Das sehen offenbar viele Tierhalter so – insbesondere weil der Zugang zu Geschäften in den vergangenen Monaten in vielen Ländern eingeschränkt war. Das freut Nestlé. Der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller erwirtschaftet mit Produkten für die pelzigen Freunde mittlerweile 15 Prozent des Umsatzes, Tendenz stark steigend: Allein im ersten Halbjahr 2020 ist der Umsatz mit Purina und ähnlichen Marken um mehr als 12 Prozent gestiegen – Zukäufe nicht eingerechnet. Und das Geschäft lohnt sich. Auf Katzen- und Hundefutter verdient der Konzern aus Vevey eine stattliche Marge. Ein wichtiger Faktor ist dabei der Onlinehandel. Nestlé rückt über den Verkauf im Internet näher an die Kunden ran, kann schneller auf Markttrends reagieren und schaltet Zwischenhändler aus. Ich denke, dass das mehr ist als nur ein vorübergehender Trend. Und er könnte wegweisend für andere Produktkategorien sein. Das verspricht langfristig einiges. Kurzfristig sind die Aktien aber bereits teuer. Abwarten
Markentreue der Kunden
Auch das Bekleidungsunternehmen Calida ist bisher deutlich besser durch die Krise gekommen als manche Mitbewerber. Der bewusst forcierte Onlinehandel und die Markentreue der Kunden haben die Gesellschaft im ersten Halbjahr vor einem Absturz bewahrt und den Umsatzrückgang auf 15 Prozent in Lokalwährungen gehalten. Chef Reiner Pichler rechnet sich gute Chancen aus, den Rückschlag in der zweiten Jahreshälfte zu kompensieren. Nach dem Ende des Lockdown hätten sowohl die eigenen Läden als auch die Handelspartner ein zweistelliges Plus verzeichnet. Kommt dazu, dass das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte jeweils deutlich stärker ausfällt. Schwarze Zahlen zum Jahresende sollten gemäss Management unter normalisierten Bedingungen möglich sein. Pandemiebedingt etwas in die Ferne gerückt ist aus meiner Sicht das Ziel einer operativen Marge von 8 Prozent, das von Calida nicht infrage gestellt wird. Die Aktien haben die Markterholung seit April nicht mitgemacht. Aufholpotenzial ist vorhanden, es wird sich aber eher langsam entfalten. Dosiert kaufen
Eine Daueranlage
Aktien von Bucher sind am Donnerstag, als die Halbjahresergebnisse rauskamen, auf den höchsten Kursstand gestiegen seit der Corona-Pandemie. Was tun? Gewinne mitnehmen oder drinbleiben? Für mich ist klar, dass Bucher ein gutes Unternehmen ist mit starken Marktstellungen, umsichtiger Führung und solider Bilanz. Also ganz klar: drinbleiben – Bucher-Papiere sind für mich eine Daueranlage. Zwar sind Umsatz und Gewinn im Halbjahr deutlich gesunken – um 18 Prozent respektive 44 Prozent. Doch waren zeitweise ein Viertel aller Fabriken wegen des Lockdown geschlossen, und die Kunden bestellten kaum mehr. Kein Wunder, sackt da der Gewinn ab. Doch das ist nicht mehr als eine Momentaufnahme. Ich bin überzeugt, dass Bucher mit Marktanteilsgewinnen aus der Krise gehen wird. Schwächere Konkurrenten werden ausscheiden. Und nicht überall hat die Krise zugeschlagen: So konnte Bucher in der grössten Geschäftsdivision, den Landmaschinen, trotz Corona mehr Bestellungen hereinnehmen als im Vorjahr. Das ist doch eine Leistung. Und das zeigt die innere Stärke von Bucher. Halten
Rekordhoch von 2011 überschritten
Gold feiert derzeit ein beeindruckendes Comeback. Immer näher rückt sie, die 2000-Dollar-Marke: Am Freitagmorgen (mitteleuropäische Zeit) kostete eine Unze Gold 1972 Dollar (1790 Franken). Die Goldrally 2020 hat somit das Rekordhoch von 2011 überschritten, und ein Ende der Wertsteigerung ist nicht in Sicht. Insbesondere börsenkotierte Goldfonds (ETF) sind bei den Anlegern sehr beliebt. Einen entscheidenden Beitrag dazu leistet die aktuelle Geld- und Fiskalpolitik: Die Stimulusmassnahmen und die wachsenden Schuldenberge erhöhen die Attraktivität von Realanlagen wie Immobilien und eben Gold. Zudem steigt die Inflationserwartung, die wiederum eng an den Preis des Edelmetalls gekoppelt ist. Die Analysten sind sich einig: Nominal- wie auch Realzinsen bleiben auf absehbare Zeit extrem niedrig und treiben die Edelmetallkurse weiterhin nach oben. Für mich gehört Gold aber nur als Beimischung zu einem sonst diversifizierten Portfolio. Dosiert kaufen
Osram belastet die Bilanz
An AMS scheiden sich die Geister: Die einen halten viel vom österreichischen Chiphersteller, dessen Aktien an der Schweizer Börse kotiert sind. Sie erachten den Kurs von AMS-Chef Alexander Everke, den deutlich grösseren deutschen Lichtspezialisten Osram zu übernehmen, als einzig richtigen Weg, um langfristig mit anderen Grössen in der Branche mitzuhalten. Andere weisen auf die Gefahren des aggressiven Kurses hin, auf das malade Geschäft von Osram, das unter der stotternden Automobilindustrie leidet. Fakt ist: AMS durchlebt inmitten der Corona-Krise dank Grosskunde Apple, für den die Österreicher eine Vielzahl von Sensoren liefern, eine Art Sonderkonjunktur. Apple-Smartphones sind weiter gefragt. Fakt ist aber auch: Osram erwirtschaftet einen hohen Verlust, läuft gerade im Krisenmodus – und schon ab dem laufenden Quartal findet sich die deutsche Tochter in der AMS-Bilanz wieder. Wo die Wahrheit liegt, muss mit Blick auf das eigene Depot jeder für sich entscheiden. Sicher scheint mir: Für die Altersvorsorge taugen die AMS-Papiere dank ihres aktuellen Risikoprofils nicht. Halten
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