Swatch Group ist wieder auf der Höhe der Zeit

Swatch Group: Die neue Smartwatch von Tissot als Antwort auf die Apple Watch soll dem Schweizer Uhrenhersteller Schub geben. Foto: Peter Klaunzer/Keystone
Es war nicht schwierig, für Swatch Group schwache Halbjahreszahlen vorherzusagen. Es liegt auf der Hand, dass kaum Uhren und Schmuckwaren an die Vermögenden dieser Welt verkauft werden, wenn viele Boutiquen wegen Corona während Monaten geschlossen sind. So gesehen, sind der massive Umsatzeinbruch und der Fall in die Verlustzone – übrigens zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens – die logische Folge. Viel wichtiger aber war zu erfahren, wie Chef Nick Hayek die jüngste Entwicklung sieht. Auch wenn man in Betracht ziehen muss, dass Hayek lieber einmal zu viel Optimismus versprüht, stimmt das zuversichtlicher. Im Juni arbeitete der Uhrenhersteller wieder profitabel, bis Ende Jahr soll es unter dem Strich doch noch für schwarze Zahlen reichen. Immerhin stehen noch Lancierungen auf dem Programm – etwa die neue Smartwatch von Tissot als Antwort auf die Apple Watch oder der verschobene neuste James-Bond-Film, der Omega zusätzlichen Schub verleihen könnte. Die Zeichen stehen gut, dass sich die Anleger allmählich für die lange verschmähten Swatch-Group-Aktien erwärmen. Kaufen
Auf Expansionskurs
Bereits wieder beliebt sind Aktien von Straumann. Seit dem Taucher Mitte März haben sie sich um zwei Drittel verteuert. Dabei musste auch das Dentalunternehmen im April und Mai untendurch. Viele Zahnarztpraxen blieben geschlossen. Das Geschäft beginnt sich zu erholen. Für dieses Jahr erwarte ich zwar einen empfindlichen Umsatz- und Gewinnrückgang. Doch die Börse blickt weiter in die Zukunft. Straumann hat den Ruf, rasch zu handeln, und tat das in der Krise mit frühen Sparmassnahmen. Nun setzt das Management wieder auf Expansion. Die Akquisition der Mehrheit an der deutschen DrSmile bringt Straumann einen kleinen, aber wichtigen Schritt vorwärts im Markt für Zahnschienen. Den durchsichtigen Dingern für Zahnkorrekturen, Aligners genannt, wird grosses Wachstum vorausgesagt. Sie könnten in zehn Jahren ein Drittel des Umsatzes von vielleicht 5 Milliarden Franken ausmachen, sagte Verwaltungsratspräsident Gilbert Achermann. Die Aktien sind teuer, doch dabeibleiben lohnt sich. Halten
Mit Ikea bereits etabliert
Der Rückversicherer Swiss Re macht auf Allfinanz. Die so bezeichnete Kombination von Bank und Versicherung ist zwar ein Schimpfwort geworden. Doch wer sich bei der Grossbank UBS den Hauskauf finanzieren lässt, kann dort gleich die Schicksalsschläge Tod oder Erwerbsunfähigkeit finanziell absichern lassen. Dahinter steht als Partner Swiss Re mit der Plattform iptiQ. Dieses interne Start-up administriert zu niedrigen Gebühren adaptierbare Standardversicherungen im Massengeschäft. Was bei UBS-Hypotheken neu möglich ist, hat Swiss Re bereits mit dem Möbelhaus Ikea etabliert. Dieser illustre Vertriebspartner offeriert seinen Kunden Haushaltversicherungen. Kunden können mit wenigen Angaben, zusammen mit einem Produktkauf, die passende Ikea-Police abschliessen. Im Hintergrund trägt Swiss Re alle Risiken und kassiert dafür indirekt über den Vertriebspartner Prämien. Mit jedem Grosskunden verbessert der Konzern den Beitrag der Diversifikation. Das ist hilfreich, denn im Kerngeschäft Rückversicherung ist Swiss Re nicht zuletzt wegen der Pandemiefolgen Ergebnisschwankungen ausgesetzt. Halten
Gute langfristige Aussichten
Die Aktien des Bankensoftware-Spezialisten Temenos standen lange hoch im Kurs. Doch seit letztem Herbst und erst recht seit der Corona-Pandemie ist der Wurm drin. Banken sind wohl damit beschäftigt, in der Krise ihr Tagesgeschäft am Laufen zu halten. Grosse IT-Projekte, welche die Erneuerung ihrer Kernprozesse umfassen, werden auf Eis gelegt. Das spürt der Genfer Software-Spezialist mit voller Wucht: halber Umsatz beim Verkauf von Lizenzen im ersten Quartal, ein Viertel weniger im zweiten. Im zweiten Halbjahr sollen die aufgeschobenen IT-Projekte nun zurückkommen, ist das Management überzeugt. Ich bin nicht sicher, ob in diesem unsicheren Umfeld noch alle Projekte unter Dach und Fach gebracht werden können. Trotzdem überzeugen mich die langfristigen Aussichten. Für Banken führt kein Weg an der fundamentalen digitalen Erneuerung vorbei. Temenos mit dem standardisierten Rundumangebot ist ideal positioniert, um die dafür nötigen Softwarelösungen zu liefern. Die Aktien haben den Corona-Kursverlust aber bereits aufgeholt. Bei der nächsten Kontraktion heisst es Zugreifen. Abwarten
Eindrückliche Marge
Ich halte ja Bossard grundsätzlich für ein tolles Unternehmen. Die Zuger erwirtschaften mit einem an sich simplen Geschäftsmodell, dem Handel mit Schrauben und anderen Verbindungsteilen, dank ihrer Zuverlässigkeit und Beratungskompetenz eine ansehnliche Marge. Selbst im von Corona belasteten ersten Halbjahr 2020 erreichten sie ihr überdurchschnittliches Zielband für die Betriebsgewinnmarge von 10 bis 13 Prozent – wie schon in den zehn Jahren zuvor. Das ist eindrücklich. Es gelang auch, weil mit Kurzarbeit die Kosten gesenkt werden konnten. Bossard spürte die niedrigere Nachfrage durchaus: Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um 11 Prozent. Offenbar sieht das Unternehmen aber bereits erste Anzeichen der Erholung. Bereits per Anfang August wird in Zug die Kurzarbeit aufgehoben. Das stimmt zuversichtlich. Die Aktien notieren unterdessen leicht über Vorkrisenniveau. Zu bedenken gilt es, dass Bossard schon vor der Corona-Pandemie unter der schwächeren Industriekonjunktur litt. Verbessert sich die grundlegende Nachfrage wieder, haben die Titel noch Potenzial. Kaufen
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