UBS und CS sind stabil, aber nicht attraktiv

Ringen um Aryzta +++ Starke Leonteq +++ Basilea bündelt Kräfte +++ Clariant mit Kurssprung

UBS: In der Vermögensverwaltung steht der Ertrag wegen des Margenschwunds unter Druck. Foto: Gaetan Bally/Keystone

Die Realwirtschaft geht durch eine harte Rezession. Das bekommen auch UBS und Credit Suisse (CS) zu spüren. Ich erwarte, dass im abgelaufenen zweiten Quartal der Corona-Effekt in den Zahlen der Schweizer Grossbanken sichtbar wird. Zuvor übertünchten starke Handelseinnahmen aufgrund der Verkaufs- und Kaufwellen an den Märkten die Tatsache, dass es in den anderen Bereichen harzt. Das Geschäft mit Börsengängen, Fusionen und Übernahmen lahmt. Die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken drückt auf die Zinseinnahmen. Im Kreditgeschäft werden die Banken weitere Rückstellungen bilden müssen. In der Vermögensverwaltung steht der Ertrag trotz rekordhoher Vermögen wegen des anhaltenden Margenschwunds unter Druck. Seit Jahren entspricht die Kostenstruktur von UBS und CS dieser neuen Ertragswelt schlicht nicht. Strafzahlungen und Exzesse bei den Mana­ger­salären tun ihr Übriges dazu. Zwar sind die Grossbanken – anders als in der letzten Krise – heuer stabil. Ihre Aktien drängten sich aber selbst in den vergangenen Boomjahren kaum zum Kauf auf. Das hat sich in der aktuellen Krise nicht geändert. Beide meiden

Buhlen um jede Aktionärsstimme

Mit Spannung verfolge ich das Ringen um den angezählten Tiefkühlbäcker Aryzta. Den Firmenlenkern steht eine Aktionärsgruppe gegenüber, die den Verwaltungsrat neu besetzen will und eine Anpassung der Strategie fordert. Weil es demnächst zu einer ausserordentlichen Generalversammlung kommt, buhlen die beiden Parteien vor und hinter den Kulissen um jede Aktionärsstimme. Derzeit hat die aufmüpfige Gruppe um den aktivistischen Investor Veraison und die Fondsgesellschaft Cobas die Nase vorn. Ihr Ansinnen ist gerechtfertigt: Die Wertvernichtung, die das alte und das aktuelle Management verursacht haben, ist gewaltig. Die Aktien sind rund 95 Prozent weniger wert als vor drei Jahren. In entsprechend schlechtem Zustand wurde Aryzta von der Corona-Krise getroffen. Wie rasch sich das Geschäft erholt, ist ungewiss. Ich rechne mit turbulenten Wochen, rate bestehenden Aktionären aber, ihre Position zu behalten. Die Titel haben langfristig mehr Potenzial als die aktuell 450 Millionen Franken Börsenwert. Mit neuen Engagements würde ich aber noch zuwarten, bis sich einige Unklarheiten gelöst haben. Meiden

Der Taucher ist wettgemacht

Geradezu stark zeigt sich dagegen Leonteq in der Krise – zumindest der Aktienkurs. Vergangene Woche haben die Titel satte 20 Prozent zugelegt, nachdem der Spezialist für strukturierte Produkte den Fondsriesen Blackrock als neuen Partner präsentieren konnte. Nach längerer Durststrecke ist es in diesem Jahr gleich die vierte neue Zusammenarbeit. Dadurch kann das Unternehmen die Volumina der emittierten Derivate und den eigenen Umsatz steigern. So haben die Valoren den kurzen Taucher im April rasch wieder wett­gemacht. Damals zeigte sich die Volatilität des Geschäfts und der Aktien: Wenn eine breite Verkaufswelle über die Märkte schwappt, funktioniert der Absicherungsmechanismus Leonteqs bei den Produkten, bei denen sie selbst Gegenpartei ist, nicht mehr. Grundsätzlich ist Leonteq für weiteres Wachstum gut positioniert. Die Nach­frage nach Strukis steigt gerade in Krisenzeiten stark, der Spezialist scheint für weitere Partner attraktiv. Rückschläge sind allerdings nicht ausgeschlossen, und zumindest dieses Jahr muss Leonteq nach besagtem Halbjahr erst einmal kleinere Brötchen backen. Halten

Den Forschungsfokus schärfen

Pharmaunternehmen versuchen seit dem Ausbruch des Corona­virus, bei der Erforschung eines Medikaments sich gegenseitig zu übertrumpfen. Nicht so Basilea. Wie ich jüngst gelesen habe, ist für CEO David Veitch klar: «Unser Know-how liegt nicht in viralen Wirkstoffen, sondern auf dem Gebiet der Antiinfektiva und in bestimmten Bereichen der Onko­logie.» Auch deshalb hat das Basler Unternehmen beschlossen, den Forschungsfokus zu schärfen. So wurde das Programm des 2015 lizenzierten Wirkstoffs BAL3833 beendet. In den vergangenen Monaten war es nicht gelungen, für das Krebsmedikament eine Neuformulierung zu entwickeln, um bei Patienten ein ausreichend hohes Wirkstoffniveau für die weitere klinische Entwicklung zu erreichen. An der Börse hatte das Stoppmanöver keine Folgen. Basilea ist im Vergleich zu anderen Schweizer Biotech-Unternehmen diversifiziert und hat Produkte im Markt. Auch die Pandemie hat es nicht aus der Bahn geworfen. Cresemba, ein Mittel gegen invasive Pilzinfektionen, ist auf Jahre hinaus ein Wachstumstreiber. Allein sein Markterfolg rechtfertigt die gegenwär­tige Marktbewertung. Trotz eher günstiger Nachrichten tendieren die Aktien seit April seitwärts. Kaufen

Sonderausschüttung für Aktionäre

Auch Clariant ist einen wichtigen Schritt weiter. Der kurz vor Weihnachten vereinbarte Verkauf des Geschäfts mit Masterbatches – Farb- und Additivkonzentraten für Kunststoffe – ist vollzogen. Die Aktionäre werden durch eine Sonderausschüttung davon profitieren. Der Vorschlag, aus dem Devestitionserlös 3 Franken je Titel auszuzahlen, ist an der Generalversammlung vom Montag mit rund 97 Prozent der Stimmen gutgeheissen worden. Auf die Vollzugsmeldung hin hat der Kurs kräftig angezogen, im Morgenhandel rund 9 Prozent. Zweifel, die es am Zustandekommen der Transaktion gegeben hatte, können das kaum erklären. Ebenfalls zur Avance beigetragen haben dürfte ein M&A-Fantasie weckender Artikel im ­«Tages-Anzeiger». Clariant führe mit vier Unternehmen Fusionsgespräche, heisst es darin, mit einem auf fortgeschrittener Stufe. Auch nach diesem Kurssprung halte ich die Aktien für attraktiv. Halten

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