Schindler trotzt der Krise

Die Hälfte des Umsatzes erzielt Schindler mit Neuinstallationen von Aufzügen und Rolltreppen. Foto: Keystone
Auf die Partizipationsscheine von Schindler zu setzen, halte ich in unsicheren Zeiten wie diesen für eine gute Idee. Der Hersteller von Aufzügen ist sehr krisenresistent: Er erwirtschaftet die Hälfte des Umsatzes und mehr als die Hälfte des Gewinns mit der Wartung installierter Aufzüge. Dieses Geschäft wurde von fast allen Regierungen als systemrelevant erklärt und war damit von den Lockdown-Bestimmungen ausgenommen. Weitgehend konjunkturunabhängig ist auch die Nachfrage nach diesen Servicedienstleistungen. Wie oft Aufzüge gewartet werden müssen, ist nämlich gesetzlich vorgeschrieben. Die andere Hälfte des Umsatzes erzielt Schindler mit Neuinstallationen von Aufzügen und Rolltreppen. Dieses Geschäft ist zwar konjunkturellen Zyklen unterworfen. Während die Aktien des finnischen Konkurrenten Kone bereits über Vorkrisenniveau gehandelt werden, haben sich die Papiere von Schindler erst teilweise von der Corona-Korrektur erholt. Kaufen
Während Lifte trotz Pandemie weiterfahren, standen Flughäfen auf der ganzen Welt in den letzten Wochen beinahe still. Nur noch ausgewählten Personen war es erlaubt, das Land zu verlassen – oder dahin zurückzukehren. Den Reisedetailhändler Dufry stürzte das in eine beispiellose Krise. Neun von zehn Franken erwirtschaftet er mit Flugreisenden. Entsprechend stark war der Umsatzeinbruch. Und ein Ende ist nicht abzusehen: Experten gehen davon aus, dass sich der internationale Flugverkehr erst in drei bis vier Jahren bis auf das Niveau von 2019 erholen wird. Ich bin da gar noch etwas skeptischer. Was, wenn das Virus uns zu längerfristigem Umdenken zwingt? Deshalb hat mich die Meldung Dufrys diese Woche nicht überrascht: Die Gesellschaft will die Personalkosten – neben Mieten der zweitgrösste Kostenpunkt in der Gesamtrechnung – um rund 25 bis 30 Prozent senken. Meine grundsätzliche Skepsis den arg gebeutelten Aktien gegenüber bleibt. Halten
Wie viele andere habe ich diese Woche das Drama um den deutschen Zahlungsanbieter Wirecard verfolgt. Unfassbar, was sich da zugetragen hat. Vom Management über die Aufsichtsbehörde bis zu den Aktienanalysten haben wohl alle versagt. Jahrelang wurde ihnen ein Theater vorgespielt: Das Geschäft hat zum Teil nicht existiert, gegen zwei Milliarden Euro werden vermisst. Die Insolvenz schlägt nun Wellen bis an die Amsterdamer Börse – im positiven Sinne. Denn das Desaster wird zu einem Fest für die Anteilseigner des niederländischen Branchennachbarn Adyen. Während die Anleger von Wirecard auf Penny Stocks sitzen, explodiert der Kurs der Adyen-Aktien an der Amsterdamer Börse regelrecht. Am Freitag haben sie erneut 2 Prozent zugelegt und erstmals die Marke von 1300 Euro übersprungen. Seit Jahresbeginn haben die Titel mehr als drei Viertel an Wert gewonnen. Denn anders als Wirecard hat Adyen eine sehr gute Reputation und ganz prominente Anteilseigner: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, Twitter-Vater Jack Dorsey, Iconiq Capital sowie die Investmentgesellschaft Temasek aus Singapur. Ich muss gestehen, selbst habe ich es verpasst, rechtzeitig einzusteigen. Und gerade jetzt sind mir die Aktien etwas zu heiss gelaufen. Aber wenn es mit dem Kurs wieder mal etwas runtergeht, haben sie meine Aufmerksamkeit. Abwarten
Ärger – wenngleich nicht im selben Ausmass wie Wirecard – droht auch AMS. Der österreichische Chiphersteller, dessen Aktien an der Schweizer Börse kotiert sind, sei schon seit längerem im Fokus der dortigen Aufsichtsbehörden, schreibt das deutsche «Handelsblatt». Angeblich würden zweifelhafte Aktiengeschäfte des Managements bei der laufenden Übernahme des Lichtkonzerns Osram geprüft. In Österreich liegt der Tatbestand des Marktmissbrauchs bis zu 1 Mio. € im Aufgabenbereich der FMA, darüber ist die Staatsanwaltschaft zuständig, die seit mindestens vergangenem Oktober ermittelt. AMS dementiert. Man weise «Medienunterstellungen zu nicht gesetzeskonformen Handelsaktivitäten des Managements zurück», schreibt die Gesellschaft am Freitag. Ihr Wohl und Wehe hängt weiter an Osram – und Apple. Kurzfristig schaut das gut aus, langfristig lässt die Übernahme viele Fragen offen. Spekulanten lieben AMS-Aktien daher weiter wegen der Ausschläge; langfristig orientierte Anleger bleiben besser an der Seitenlinie. Meiden
Vontobel hat vor gut sechs Monaten die letzte Stufe des Umbaus vom Handelshaus zur reinen Vermögensverwalterin gezündet. Dabei wurde die Zürcher Bank auch durch Corona nicht aus dem Tritt gebracht, wie ich im jüngsten Interview mit Zeno Staub, seit neun Jahren der Chef des Instituts, las. Tatsächlich habe die Krise sogar geholfen, gewisse unausweichliche Veränderungen zügiger anzugehen. Im operativen Geschäft bekommt Vontobel die turbulenten Märkte und die Einschränkungen allerdings empfindlich zu spüren: Kurzfristig wird das Erreichen der Wachstumsziele schwierig. Wie soll man auch das Vertrauen neuer Kunden gewinnen, wenn man sich nur über den Bildschirm unterhalten kann. Ich will mich auch vom Händedruck meiner Kontaktperson überzeugen, bevor ich einer Bank mein Erspartes anvertraue – immerhin entrichte ich Gebühren auf dem Vermögen, welches das Geldhaus für mich verwaltet. Und genau diese Gebühreneinnahmen dürften bei Vontobel auch leiden, da die Börsen die Kundenvermögen zumindest vorübergehend in Mitleidenschaft gezogen haben. Halten
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