Wirkt Rosengrens Rezept auch bei ABB?

Der neue ABB-Chef Björn Rosengren hat die Aktienkurse von anderen, notabene deutlich kleineren Konzernen wie Sandvik, Wärtsilä oder Atlas Copco abheben lassen. Foto: PD
104 Tage ist Björn Rosengren Chef von ABB. Weltweit zwar bekannt, hat der Anbieter von Elektro- und Automationstechnik seit Jahren kaum Aktionärswert generiert. Diese Woche hat der frischgebackene Konzernchef offiziell sein Erfolgsrezept präsentiert: Radikale Dezentralisierung und Schrumpfung der Zentrale, Aufteilung der aktuell vier Divisionen in 18 unabhängige Einheiten, die einem strengen Portfolio-Management unterworfen sind. Rosengrens Rezept hat sich bewährt. Er hat es so bereits bei anderen, notabene deutlich kleineren Konzernen wie Sandvik, Wärtsilä oder Atlas Copco erfolgreich umgesetzt. Die Aktienkurse dieser skandinavischen Industriekonzerne sind während dem jeweiligen Rosengren-Regnum abgehoben. Entsprechend hoch sind die Erwartungen des Marktes, zahlreich die Vorschusslorbeeren. Doch kaum ein Konzern ist so komplex und bürokratisch wie ABB, kaum einer hat so viele Restrukturierungen und Strategiewechsel über sich ergehen lassen. Greift die Rosengren-Medizin, dürfte es eher Jahre denn Monate gehen, bis sich die Zahlen markant verbessern. Halten
Ein Blick durch die Produktekataloge von Elektrokomponentenherstellern wie Lem erinnert entfernt an den letzten Ausflug ins Technikmuseum. Denn die grundlegende Technik dahinter ist alt: die Kupferspule. Und doch gelingt es den Westschweizern, sich auf dem Weltmarkt zu behaupten. Der Chef von Lem, Frank Rehfeld, hat eins verstanden: Kupfer um Kerne wickeln kann jeder, der einmal in seinem Leben einen guten Physiklehrer hatte. Die Elektrokomponenten an sich verlieren an Wert. Nicht nur, weil sie von der asiatischen Konkurrenz günstiger hergestellt werden als von einem Schweizer Unternehmen. Sondern vor allem auch, weil sie immer simpler werden, da komplexe Funktionen nicht mehr über die Bauweise, sondern mit Software erfüllt werden. Als Antwort stösst Lem frech in genau diesen Bereich vor. Ein Wagnis, zumal Rehfeld nicht der einzige Unternehmenschef ist, der in der Software wieder Marge wittert. Doch der Markt trauts Lem offenbar zu. Und die Aktien sind trotz Corona-Delle schon wieder zu teuer. Darum gehe ich lieber erst mal ins Technikmuseum. Halten
Seit geraumer Zeit steckt GAM in der Krise. Dem geplanten Turnaround unter dem neuen Chef Peter Sanderson hat die Coronakrise einen mächtigen Schlag versetzt. Zu Jahresbeginn glaubte der Asset-Manager noch, den schmerzhaften Vermögensabfluss im so wichtigen Investment Management endlich gestoppt zu haben. Doch am Ende des ersten Quartals fielen die Vermögenswerte in der Division auf ein neues Tief von 35,7 Milliarden Franken. Sanderson musste sein Sparpaket verschärfen, damit sein Ziel eines Vorsteuergewinns von 100 Millionen Franken für 2022 in Reichweite bleibt. Laut ihm befindet man sich jetzt auf gutem Weg, die Vermögensabflüsse hätten sich normalisiert, die Zuflüsse revitalisiert. Geht Sandersons Rechnung auf, wird GAM wieder gesunde Zahlen und eine Dividende liefern. Ich glaube aber nicht, dass das bereits 2020 so weit sein wird. Die Aktien sind zumindest daran, ihren Verlust aus dem Marktsturz von März wett zu gemacht. Angesichts der getroffene Massnahmen und der Positionierung von GAM traue ich den Titel zu, sich mindestens entlang des breiten Markts zu entwickeln. Halten
Er hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn er als einziger Aktionär von einem Aktienpreis unterhalb des bisherigen Tiefstandes profitierte, war von Silvan Meier zu hören. Meier, Verwaltungsratspräsident und grösster Aktionär des Haustechnikunternehmens Meier Tobler, hatte dem Baukonzern Ferguson Anfang Mai dessen Anteil von 28,8 Prozent zu deutlich unter dem Marktpreis liegenden 8.75 Franken je Aktie abgekauft. Die Gewissensberuhigung findet aktuell in Form einer Sekundärplatzierung des gesamten Pakets statt. Bestehende Aktionäre können bis Ende August für jede Aktie, die sie halten, für 8.90 Franken einen zusätzlichen Titel erstehen. Der Aufschlag von 15 Rappen sei den Steuerbehörden geschuldet, hiess es. Eine noble Geste, wie ich finde, denn für Meier hätte es sicher profitablere Wege gegeben, das Paket auf den Markt zu bringen. Bestandsaktionäre haben jetzt eine Chance, die Kursverluste der letzten Jahre wenigstens teilweise wettzumachen, wenn Meier Tobler die Erosion von Marktanteilen stoppen und die Effizienz verbessern kann. Halten
Ich bin ein ausgesprochener Fan von Podcasts. Die Audioformate bieten oft Unterhaltsames. So auch «The Joe Rogan Experience»: Der Komödiant Rogan betreibt die in den USA am meisten abonnierte Video-Medienserie. Diese hat sich nun der Streaming-Dienst Spotify geschnappt. Die Beiträge werden künftig nur noch dort zu hören sein. Wie beim Video-Streaming verschärft Marktführer Spotify mit dem Zukauf den Kampf um die Inhalte nun auch beim Streamen von Audioinhalten. Kein Wunder, hat die Neuigkeit den Aktien gehörig Auftrieb verliehen. Per Direktplatzierung kamen die Titel des ursprünglich schwedischen Unternehmens im April vor zwei Jahren an die Börse. Seit Anfang Jahr ging es steil bergauf: +25 Prozent. Allein an dem Tag, als der Exklusiv-Deal mit Joe Rogan publik wurde, resultierte ein Plus von gut 10 Prozent. Marktforscher erwarten, dass sich bis 2030 der Umsatz in der globalen Musikindustrie auf 142 Milliarden Dollar verdoppelt, Streaming-Dienste machen davon die Hälfte aus. Neue Rivalen wie Tiktok knabbern am Erfolg, doch langfristig sollte Spotify die Marktführerschaft halten, glauben die Analysten von Goldman Sachs. Für langfristig orientierte Investoren scheinen die Papiere weiter attraktiv. Dosiert kaufen
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