Lonza hat alle Hände voll zu tun

Lonza ist in beneidenswerter Form. Viele spekulieren auf einen Verkauf der Chemiesparte LSI, was die Fantasie zusätzlich beflügelt. Foto: Imago
Es herrscht Krise, und Lonza ist heiss begehrt. Mehr als 100 Anfragen soll sie für Kooperationen für Corona-Medikamente und –Impfstoffe erhalten haben. Mitte April waren es noch mehr als 40. Lonza konnte bis jetzt nur einen Teil der Projekte berücksichtigen; das Unternehmen hat alle Hände voll zu tun. Das galt im ersten Quartal auch für die Chemiesparte LSI, die nach einer Leidenszeit wieder ein ansprechendes Wachstum aufweist und deren Hygieneprodukte jetzt natürlich besonders gefragt sind. Lonza ist in beneidenswerter Form. Viele spekulieren weiterhin auf einen Verkauf von LSI, was die Fantasie zusätzlich beflügelt. Das hat seinen Preis, die Aktien notieren auf Allzeithoch und sind mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33 teuer. Nachdem die Titel schon 2019 zu den besten im SMI gezählt haben, liegen sie dieses Jahr erneut mehr als 30Prozent im Plus. Mir gefällt die Erfolgsgeschichte, die auch weiter anhalten dürfte, baut Lonza doch ihre Kapazitäten im grossen Stil aus. Kaufen
An Bankaktien haben Anleger derzeit keine Freude. Die Valoren der grossen Geldhäuser entwickeln sich in der Krise unter dem Markt. Julius Bär ist keine Ausnahme. Vergangene Woche ging es für die Titel aber steil nach oben. Dank der coronabedingt hohen Handelsaktivitäten ist der Bank der perfekte Start ins Jahr geglückt. Die Bruttomarge stieg von 82 auf 95 Basispunkte, gleichzeitig übertraf die Bank bezüglich Effizienz und Vorsteuermarge ihre Mittelfristziele für 2022 deutlich. Zeit, die Aktien ins Portfolio zu nehmen? Eher nein. Der positive Effekt dürfte temporär sein, zumal die verwalteten Vermögen um 8 Prozent zurückgegangen sind, was tiefere Gebühreneinnahmen mit sich bringt. Auch die sinkenden Zinsen in den USA belasten. Kurzum: Für den Vermögensverwalter wird das Geschäft in den kommenden Monaten schwierig. Hinzu kommt, dass die Finanzmarktaufsicht Julius Bär wegen Mängeln in der Geldwäschereibekämpfung an die Kandare genommen hat. Der neue Fokus auf Profitabilität und das dazugehörige Effizienzprogramm sind zwar erfolgsversprechend. Vorerst traue ich den Aktien aber nicht zu, den Markt zu schlagen. Halten
Sonova ist vom Ausbruch der Corona-Pandemie heftig getroffen worden. Der Hersteller von Hörgeräten unter anderem der Marke Phonak hat diese Woche Zahlen für das Geschäftsjahr 2019/2020 publiziert. Noch sieht es gut aus, besser als erwartet. Bis Ende Februar war das Unternehmen drauf und dran, die kurz vorher noch erhöhten Jahresziele zumindest zu erfüllen. Doch seit Mitte März läuft nicht mehr viel. Die Zielgruppe von Sonova, durchschnittlich 70 Jahre alt, bleibt mehrheitlich daheim. Im April verbuchte das Unternehmen gerade mal noch 35 Prozent des üblichen Umsatzes. Das Geschäft läuft langsam wieder an. Erst zwei Drittel der Hörgerätegeschäfte sind wieder offen, teilweise auch bloss stundenweise. Die ZKB hat ihre Gewinnschätzungen für Sonova nochmals gesenkt: um 48 Prozent für 2020/2021, um rund 15 Prozent für das Folgejahr. Auf dieser Basis werden die Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2021/ 2022 von 27 gehandelt. Ich gehe aber davon aus, dass Sonova als Leaderin im Sektor Hörgeräte auch in der Krise Marktanteile gewinnt. Trotzdem, ein Schnäppchen schaut für mich anders aus. Halten
Schnell muss es gehen, damit mir ein Onlineeinkauf richtig Freude bereitet. Am besten heute bestellt und morgen geliefert. Händler und Kurierdienste brauchen eine ausgefeilte Logistik, damit sie mir dieses Einkaufserlebnis bieten können. Der Onlinehandel wächst und wächst, und die Nachfrage nach modernen Logistiksystemen wächst mit. Da gefällt mir Interroll. Das Tessiner Unternehmen entwickelt und produziert Komponenten für den Materialfluss: Förderrollen, Motoren, Antriebssysteme, Förder- und Sortieranlagen. Produkte von Interroll hätten technologisch schon immer ihresgleichen gesucht, sagte mir jüngst ein Analyst einer grossen Schweizer Bank. Die technische Leistungsfähigkeit des Unternehmens wird von Kunden wie Amazon, DHL oder Nestlé honoriert. Umsatz und Gewinn haben sich in den vergangenen fünf Jahren beinahe verdoppelt. Die Finanzierung ist ohne Fehl und Tadel. Eigenkapitalquote und Liquidität sind hoch, langfristige Bankschulden gibt es nicht. Der Börse gefällts: Der Kurs der Interroll-Aktien hat sich in fünf Jahren verdreifacht, Tendenz weiter steigend. Kaufen
Für eine Branche ist das Coronavirus ein besonders harter Schlag: den stationären Detailhandel. Seit Jahren serbelt er, befindet sich in einem strukturellen Umbruch. Das Geschäft verschiebt sich in die virtuelle Welt, Kunden kaufen stärker direkt. Doch viele Kaufhäuser haben diese Trends verschlafen. Und dann kam der Lockdown. Gerade in den USA hat das auch für Investoren weitreichende Folgen. Während bei uns die meisten von Privaten gehalten werden, sind in den USA viele der Ketten an der Börse kotiert. Drei von ihnen hat es jetzt erwischt: J. Crew, Neiman Marcus und J.C. Penney haben alle im Mai unter Chapter 11 Gläubigerschutz beantragt. Damit wollen sie Schulden restrukturieren und einen Neustart wagen. Aus meiner Sicht gibt es aber auch Gewinner. Allen voran jene, die eine überzeugende Internetpräsenz haben. Walmart konnte im ersten Quartal das Onlinegeschäft um 74 Prozent steigern. Damit übertraf die Supermarktkette die Markterwartungen. Die Aktien nehmen aber schon viel Positives vorweg. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 für 2021 sind sie im historischen Vergleich teuer. Halten
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