Warum der Franken weiter zulegen wird

Sicherer Hafen: Trotz Interventionen der Nationalbank wird der Schweizer Franken an Stärke gewinnen. Foto: Keystone
Als ich jung war, kostete das Pfund etwa 12 Franken, der Dollar 3.50. Die Lira kostete mal 1 Franken. Glauben Sie, dass dieser Wertverlust der anderen Währungen wirklich aufgehalten werden kann? Viele Investoren kaufen und investieren doch deshalb in Schweizer Franken? S.R.
Gerade für jüngere Menschen lohnt es sich, wenn sie verschiedene Währungscharts studieren. Dann sehen Sie, was Sie in Ihrer Frage ansprechen, dass nämlich der Schweizer Franken auf lange Sicht gegenüber praktisch allen anderen Währungen deutlich zugelegt hat. Für uns entscheidend sind die Währungsrelationen zu den beiden Weltwährungen Dollar und Euro.
Tatsächlich kostete der Dollar früher mehr als vier Franken. Doch man muss nicht mal so weit in die 1960er- und 1970er-Jahre zurückgehen, sondern kann auch den Währungschart der letzten 20 Jahre anschauen, was für die jüngere Generation noch eher nachvollziehbar ist. Da sieht man rasch, dass in dieser Zeitspanne der Dollar zeitweise rund 1.80 Franken kostete, nämlich 2001, und kurze Zeit allerdings auch weniger als 80 Rappen, nämlich 2011. Interessant ist auch der Euro, der 2007 noch rund 1.70 kostete, seither aber fast stetig an Wert verlor.
Im internationalen Vergleich sind wir reicher geworden.
Für uns Schweizer bedeutet das, dass wir für unseren Franken im Ausland mehr kaufen können. Unsere Kaufkraft hat im internationalen Vergleich zugenommen. Im internationalen Vergleich sind wir reicher geworden. Und wenn die Nationalbank nicht intervenieren würde, wären wir gemessen in Fremdwährungen noch reicher. Das sollte man bei der Diskussion um den starken Franken nicht vergessen.
Für die Konsumenten und Sparer ist der starke Franken positiv. Für die Unternehmen, die ihre Produkte im internationalen Konkurrenzkampf verkaufen müssen, ist die Entwicklung indes negativ – ihre Produkte sind rein währungsbedingt im Verhältnis teurer geworden, was unsere stark auf den Export ausgerichtete Wirtschaft beeinflusst und die Exportfirmen vor grosse Herausforderungen stellt – erst recht jetzt in der Corona-Krise, wo zusätzliche Blockaden dazukommen.
Ich teile Ihre Meinung, dass viele ausländische Investoren aus Sicherheitsgründen in Franken investieren. In vielen Ländern der Erde gibt es eine hohe Inflation, also eine hohe Teuerung, was bei uns viele Junge nicht mal mehr aus eigener Erfahrung kennen. Die Inflation ist Gift für das Vermögen, weil sie es auffrisst. Da ist es nachvollziehbar, wenn Leute Schutz vor der Inflation suchen.
Diesen Schutz bietet der Schweizer Franken, der für Sicherheit und Stabilität steht. Darum wird es der Schweizerischen Nationalbank trotz Negativzinsen nicht gelingen, ausländische Investoren aus dem Schweizer Franken zu treiben. Diese Anleger nehmen auch tiefe Renditen oder teilweise sogar Negativzinsen in Kauf, wenn sie dafür für ihre Vermögen Sicherheit erhalten. Sicherheit dürfte meines Erachtens wegen der Rezession, in welche die weltweite Wirtschaft im Zuge der Corona-Krise tauchen wird, für die Investoren noch wichtiger werden.
Irgendwann wird das Geld nicht mehr so locker fliessen.
Gleichzeitig setzt die Politik des spottbilligen Geldes der internationalen Notenbanken seit Jahren gefährliche Anreize: Schulden machen lohnt sich, was dazu geführt hat, dass die Schuldenberge weltweit zugenommen haben. Wegen der notwendigen milliardenschweren Hilfsmassnahmen in der Corona-Krise werden diese noch stärker ansteigen.
Kurzfristig ist das kein Problem. Doch irgendwann müssen wir die Zeche zahlen. Irgendwann wird das Geld nicht mehr so locker fliessen, und dann rächt sich die Schuldenpolitik. Irgendwann wird auch die Inflation wieder ein Thema werden.
In solch einem Kontext wird die Sicherheit des Geldes und des Vermögens noch wichtiger. Darum bin ich überzeugt, dass der Franken weiter eine starke Währung bleibt und sogar noch weiter an Stärke gewinnen wird – trotz der Massnahmen der Nationalbank. Man kann eine Währung zeitweise beeinflussen, langfristig sind die Marktkräfte aber stärker.
Letztlich sollte man sich aus Schweizer Sicht fragen: Möchte ich lieber eine schwache Währung im Portemonnaie haben, wie damals die von Ihnen erwähnte Lira, oder heute den Euro oder eine starke Währung wie den Franken? Für mich ist die Antwort trotz der Klagen über den starken Franken klar: Als Sparer, Anleger und Konsument fährt man langfristig mit einer starken Währung besser.
Der starke Franken ist Ausdruck von Vertrauen. Wenn die Turbulenzen an den Finanzmärkten wegen der Corona-Krise noch lange anhalten oder später auch die negativen Effekte der weltweiten Schuldenberge spürbar werden, dürfte es wieder vermehrt zu einer Flucht in den sicheren Hafen des Schweizer Frankens kommen.
10 Kommentare zu «Warum der Franken weiter zulegen wird»
Eine langsame Aufwertung des Frankens ist vielleicht positiv, da die Schweizer Unternehmen ständig ihre Effizienz steigern müssen. Der Franken ist aber einfach in Geiselhaft der internationalen Finanzspekulation, und die Folgen sind für die Schweiz meiner Meinung nach eher schlecht. Selbst als schweizer Privatanleger ist das nicht nur von Vorteil, da man den „home bias“ vermeiden und weltweit investieren sollte. Der sehr fleissige Leserbriefschreiber Sascha Meier nennt die Schweiz immer „die Hochpreisinsel des zugewanderten Konsums“ und wenn wir die vergleichsweise hohen Preise im Inland reduzieren wollen, werden wohl auch die Löhne gesenkt werden müssen, sonst sind wir nicht mehr konkurrenzfähig. Ich habe es mit meiner Firma am eigenen Leib erlebt, und musste umstellen.
Als Schweizer Privatanleger hat man das Problem, irgend eine Anlage zu finden, die besser ist als der CHF! In VND konnte man sogar nominelle Erträge erzielen mit dem Kauf eines Mopeds. Man konnte es sogar fahren, sorgfältig am Sonntag abend, und nach 2-3 Jahren mit Gewinn, nur aber immerhin nominellem, verkaufen.
„Für uns Schweizer bedeutet das, dass wir für unseren Franken im Ausland mehr kaufen können. Unsere Kaufkraft hat im internationalen Vergleich zugenommen. Im internationalen Vergleich sind wir reicher geworden.“
Wir sind reicher geworden, wenn wir unser Geld im Ausland ausgeben, in der Schweiz können wir uns deswegen nicht mehr kaufen, im Gegenteil, kaufkraftbereinigt sind wir gar nicht so reich, wie wir es gefühlt sind im Ausland.
Vor allem aber: Je reicher, desto mehr Geld wird im Ausland ausgegeben, der starke Franken hilft vor allem denen, die viele davon haben. Schwieriger ist es, mit starkem Franken, für die, welche ihn sich verdienen müssen.
Eine starke Währung ist gut für die, welche viel davon haben.
Deutlich günstiger sind für in CHF rechnende Konsumenten im Ausland vor allem Dienstleistungen (ausser durch Kartelle abgeschottete Inlandmärkte kosten Waren ähnlich viel überall auf der Welt): Dienstleistungen werden umso mehr konsumiert, je reicher man ist: Ferien auf dem Campingplatz mit Kochen vor dem Zelt kosten in Italien kaum weniger als in der Schweiz, Ferien im Luxushotel sind deutlich billiger in Italien.
Hinzu kommt, dass die öffentliche Hand im Vergleich zum Ausland nur gering verschuldet ist, was den CHF als Währung noch attraktiver macht. Die Eidgenossenschaft wird von den Anlegern fürs Schuldenmachen mit Zinsen belohnt – so attraktiv ist der Franken. Vor diesem Hintergrund muss sich die Politik fragen, wie weit sie in dieser Krise mit Sparmassnahmen gehen will. Es kann nicht sein, dass die Bevölkerung mit Austerität bestraft wird, während die SNB ihre Bilanz mit Devisenreserven vollstopft und ein gigantisches Vermögen hortet. Werden wir etwas lockerer bei der öffentlichen Verschuldung. Wir können uns das leisten.
Immer schön gemäss dem Trend der letzten Jahre. Noch 2007 hiess es: der Franken ist überflüssig als Reserve-, Flucht- oder Anlagewährung. Zu 60% höher als heute. Währungen sind sowieso keine echten Anlagen. In Aktien und Obligationen sind die Totalrenditen anderer Märkte etwa gleich gross. Unser Bilanzüberschuss ist zu 100% der Pharma geschuldet. Fällt die weg, kommt es zu einem repricing.
@Fuchs: 2007 soll jemand gesagt haben, der Franken sei überflüssig? Wer denn? Wahrscheinlich Sie, Herr Fuchs.
Diese hochgelobte Währung ist leider auch gleichzeitig der Strang, der das hiesige Alltags- und Wirtschaftsleben erdrosseln wird auf Dauer. Je teurer alles hier wird, desto unlebbarer wird das Land für die, die halt nicht „auf Gold“ gebettet sind, es wird halt alles mit der Zeit zu teuer.
Im Kanton Zug werden schon die einfacheren Leute so vertrieben, weil sie die Mieten nicht mehr zahlen können.
Auch die Sozialhilfe geht aktuell von unrealistisch zu tiefen Mieten aus, was für die Betroffenen noch mehr Armut bedeutet.
Wir werden sehen, wieviel Betriebe die Coronakrise als letzten Anlass nehmen werden, um den Betrieb in ein billigeres Land zu verlegen.
Im 2.letzten Absatz bezeichnet Martin Spieler den Euro als „schwache Währung“. Objektiv betrachtet ist das falsch. Der Euro gehört zu den 5 härtesten Währungen der Welt.
Vielleicht ist ein „starker“ Franken gut für Sparer und Millionäre. Aber für den einfachen Schweizer ist er eine Hypothek. Unser Wohlstand ist die Exportindustrie und diese kreiert Arbeitsplätze. Nur vom Binnenmarkt können wir nicht (auf diesem Niveau) leben. Mag sein, dass ein hoher Frankenkurs bedeutet, dass man seinen Farb-TV billiger kaufen kann. Er bedeutet aber auch Arbeitsplatzverlust weil Arbeit in CHF zu teuer ist.