Was macht Corona mit den Schweizer Topaktien?

In der Krise werden Aktien von Firmen wie Novartis wahllos verkauft. Wird sich ihr Kurs wieder erholen? Das sagt unser Geldexperte.

Gut für die Zukunft positioniert: Die Pharmafirma Novartis. Foto: Keystone

Kurz vor dem Corona-Börsensturz kaufte ich Aktien von Novartis und Swiss Re. Den Kurseinbruch bei diesen Titeln verstehe ich nicht. Wir sind pensioniert und auf die nächsten zwei Jahre abgesichert. Neben der AHV sind wir auf Zinseinnahmen unserer Obligationen und die Dividenden aus Aktien und Kursgewinnen angewiesen. Ich tendiere auf Halten. Was meinen Sie? Kann man damit rechnen, dass Swiss Re die Dividende 2019 auszahlen wird? B.B.

In einer tiefen Krise, wie wir sie momentan wegen des Coronavirus erleben, werden Aktien oft schon fast wahllos verkauft. Selbst Top-Qualitätsaktien bieten keinen Schutz. Die Investoren haben derzeit das Vertrauen in Aktien verloren.

Längst nicht immer erfolgen die Verkaufsaufträge aufgrund von rationalen Überlegungen. Selbst bei Anleihen kam es phasenweise zu starken Abgaben. Bei Anleihen von schlechten Schuldnern ist das wegen der Rezessionswahrscheinlichkeit und möglicher Zahlungsausfälle nachvollziehbar. Bei Anleihen mit guter Bonität und zeitweise sogar beim Gold indes nicht.

Gerade Qualitätsaktien wie Novartis leiden auch darunter, dass gleich der ganze Index verkauft wird – in diesem Fall der Swiss Market Index. Viele Anleger sind über Exchange Traded Funds investiert. Wenn solche Instrumente abgestossen werden, kommen auch Topwerte wie Novartis, Nestlé oder Roche unter Druck, da sie ein hohes Indexgewicht aufweisen.

Auch sogenannte Margin Calls verstärken in Crashphasen den Verkaufsdruck: Wenn Leute während der Hausse Aktien auf Kredit gekauft hatten, verlangen die Banken jetzt den Zuschuss von neuem Geld – oder die Aktien werden verkauft, damit der Kredit gedeckt oder zurückbezahlt werden kann.

Im Fall der Swiss Re befürchten die Anleger, dass hohe Schadenforderungen auf den weltweit tätigen Rückversicherer zukommen. Diese Ängste sind teilweise berechtigt. Darum wartet der Markt gespannt darauf, wie stark die Swiss Re, und übrigens auch andere Versicherer, von der Pandemie finanziell in Mitleidenschaft gezogen wird.

Bei der Swiss Re war die Gewinnentwicklung bereits 2019 teilweise enttäuschend.

Grundsätzlich sind Rückversicherer wie die Swiss Re geübt, selbst mit grossen Risiken umzugehen. Dennoch hat die Corona-Krise ein Ausmass erreicht, welches auch für grosse Rückversicherer nicht einfach locker zu handhaben ist. Hier warte ich auch auf Angaben des Swiss-Re-Managements. Dann wird sich zeigen, ob der Markt mit den Abgaben überreagiert hat, wie man angesichts des massiven Tauchers bei den Swiss-Re-Papieren annehmen kann.

Noch im Februar hatte das Swiss-Re-Management erklärt, dass das Coronavirus keine grosse Belastung sei, da die meisten damit verbundenen Produktionsunterbrüche nicht versichert seien. Mit der globalen Ausbreitung der Krankheit könnte sich dies allerdings geändert haben. Zudem leiden alle Versicherer unter den massiven Rückschlägen auf den Finanzanlagen. Und bei der Swiss Re war die Gewinnentwicklung bereits 2019 teilweise enttäuschend.

Novartis ist als weltweit tätiges Pharmaunternehmen – ebenso wie Roche – gut für die Zukunft positioniert. Bei beiden Firmen halte ich die Kursrückschläge für übertrieben. Wenn sich später ein Ende der Corona-Ausbreitung abzeichnet und ein Gegenmittel erhältlich sein wird, erwarte ich bei Qualitätsaktien wie Novartis, Roche, Nestlé, aber auch bei Versicherern wie der Swiss Re eine Erholung.

Die wirtschaftlichen Folgen werden für die meisten Unternehmen dramatisch sein.

Doch Vorsicht: Die wirtschaftlichen Folgen der Krise werden in diesem Geschäftsjahr für die meisten Unternehmen dramatisch sein. Die Unternehmensergebnisse werden stark zurückgehen. Das bedeutet, dass auch die Dividenden sinken dürften. Im schlimmsten Fall kann die Dividende auch gestrichen werden. Das befürchten wohl einige Investoren bei der Swiss Re, was eine weitere Erklärung für die starken Abgaben ist.

Gestrichen werden können auch Aktienrückkäufe. Klarheit gibt es spätestens im Hinblick auf die Generalversammlung der Swiss Re, die auf den 17. April angesetzt ist. Den Aktionären wird für das Geschäftsjahr 2019 ein neues öffentliches Aktienrückkaufprogramm über einen Betrag von bis zu einer Milliarde Franken und die Ausschüttung einer Dividende von 5.90 Franken nach 5.60 Franken im Vorjahr vorgeschlagen. Auf dem aktuell tiefen Kursniveau wäre das eine Dividendenrendite von rund 10 Prozent.

Ich gehe davon aus, dass die Aktionäre die Dividende genehmigen und Ihre Dividende für 2019 somit gesichert ist. Im nächsten Jahr könnte die Dividende aber auch bei der Swiss Re sinken.

Aus meiner Sicht war der enorme Ausverkauf bei guten Aktien wie Novartis und Swiss Re wohl übertrieben. In der Krise werden auch Topaktien fast wahllos verkauft – nach einer Beruhigung der Märkte dürften sie sich aber eher und schneller erholen.

2 Kommentare zu «Was macht Corona mit den Schweizer Topaktien?»

  • René Wenger sagt:

    Wenn der Kurs tiefer ist muss nicht zwingend eine tiefere Dividende der Grund sein. Jetzt verkaufen ist keine gute Lösung. Die Gefahr, bei einer beginnenden Hausse den Anschluss zu verpassen, ist zu gross.

  • S. Born sagt:

    Aufgrund der Corona Krise wurden auch Qualitätsaktien abgestraft, sie werden sich sicherlich wieder erholen. Sinkende Kurse bei guten Aktien sind gute Gelegenheiten für Nachkäufe. Solch eine Chance bietet sich vielleicht nicht grad wieder.

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