Zehnder überzeugt mit soliden Finanzen

Zehnder hat sich von seinem Tiefstpunkt bereits leicht erholt. Foto: Christian Beutler/Keystone
Die Corona-Krise wird irgendwann vorbei sein. Gut gemeistert wird sie von Unternehmen, die solide Finanzen, eine führende Marktpositionen, gute Marken, hohe Eintrittsbarrieren, überzeugendes Management und stabile Eigentümerstrukturen heben. Dazu fällt mir die Zehnder Group ein. Der Hersteller von Heizkörpern und Lüftungssystemen hat zuletzt zwar eher schwache Margen gezeigt, ist aber auf sehr gutem Weg, dies zu verbessern. Mit seinen wichtigsten Märkten Frankreich, Deutschland und Grossbritannien, gefolgt von China und der Schweiz, wird der Bauzulieferer natürlich jetzt gerade sehr leiden. Aber ich bin sicher, im kommenden Jahr wird ein ansprechender Gewinn anfallen. Die Finanzen sind mit einer Eigenkapitalquote von gut 60 Prozent äusserst solide. Das erste Halbjahr 2020 wird ein Rückschlag. Saisonbedingt kommt es aber ohnehin jeweils auf die zweite Jahreshälfte an. Und gibt es da diesen Herbst Entspannung, öffnet sich der Blick auf 2021. Vom Tiefpunkt vor einer Woche haben sich die Aktien schon etwas erholt. Trotzdem ist mein Urteil bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 positiv. Kaufen
Tourismusbranche ist risikobehaftet
Urs Kessler, Chef der Jungfraubahn, hofft, mit einem «hellblauen Auge» aus der Corona-Krise zu kommen. Seit dem 14. März stehen die Bahnen im Berner Oberland still. Laufe das Geschäft im Mai wieder an, komme sein Unternehmen glimpflich davon, meint Kessler. Wenn Gegner des V-Bahn-Projekts, das Umweltverbände auch als «Wäscheleine vor der Eigernordwand» bezeichnen, jetzt denken, der Bau stehe auf der Kippe, dann freuen sie sich wohl zu früh. 250 von den 320 Millionen Franken, die die Jungfraubahn investiert, sind bereits geflossen. Das fehlende Geld dürfte selbst jetzt zu finden sein, denn die Gruppe hat netto keine Schulden. Aktionäre werden dieser Tage gehegt; die Dividende soll trotz Kurzarbeit unverändert ausgeschüttet werden, und für jene mit mehr als 250 Titeln gibts noch einen neuen Club. Beitreten? Kurz- und mittelfristig sind die Risiken in der Tourismusbranche gross. Zudem mag das Unternehmen flüssig sein, der Handel mit den Titeln ist bei einem Streubesitz von rund 500 Millionen Franken weniger liquide. Halten
Der Überflieger ist jetzt das Schlusslicht
In den kommenden Tagen entscheidet sich, ob die Kapitalerhöhung von AMS ein Erfolg war. Der österreichische Chiphersteller, dessen Aktien an der Schweizer Börse kotiert sind, will mit den Erlösen daraus und weiteren Krediten den Kauf des deutschen Lichtspezialisten Osram stemmen. Die Kapitalerhöhung allerdings lief harzig. In kürzester Frist sind AMS-Papiere auf einen Kurs um 9.20 Franken gefallen, just jenem Preis, zu dem die neuen Aktien ab April auf den Markt kommen sollen. Für Alt-Investoren gab es daher wenige Argumente, ihre Bezugsrechte für neue Aktien auszuüben. Seit Anfang Jahr haben AMS-Titel fast zwei Drittel an Wert verloren. Aus dem Überflieger ist das Schlusslicht im hiesigen Markt geworden. Zudem überwiegen auf mittlere Sicht die Risiken: AMS verschuldet sich hoch infolge der Osram-Übernahme – und das angesichts einer drohenden weltweiten Rezession. Beide Unternehmen leiden als Zulieferer der Tech- und Autoindustrie unter den Auswirkungen der Corona-Epidemie. Der Ausgang des Abenteuers ist für AMS und die Aktionäre für mich derzeit völlig offen. Verkaufen
ABB-Technik wird wieder gefragt sein
Es ist nicht einfach, in Zeiten von Corona ein zyklischer Wert wie ABB zu sein. Seit Anfang Jahr haben die Titel mehr als ein Fünftel ihres Werts verloren. Kein Wunder, ABB ist in fast all ihren Geschäftsfeldern von kapitalintensiven Investitionen diverser Industriezweige abhängig. Und diese dürften ihre Investitionen wenn nicht aussetzen, so doch aufschieben. Das sind kurzfristig schlechte Nachrichten für den Technologiekonzern. Gleichzeitig sind Elektrotechnik, Industrieroboter und Antriebe von ABB unerlässlich, um die Industrie am Laufen zu halten. In ein paar Monaten, wenn die Weltwirtschaft wieder in die Gänge kommen soll, wird die Technik von ABB und Konkurrenten wie Siemens oder Schneider Electric unumgänglich sein. Zudem hält ABB am 7,8 Milliarden Franken schweren Aktienrückkaufprogramm fest, das dieses Jahr nach Abschluss der Abspaltung der Stromnetze-Division kommen soll. Das stützt den Aktienkurs. Die Börsenturbulenzen sind nicht vorbei, doch ABB-Aktien notieren mit rund 17 Franken wieder auf dem Stand von 2016. Für Nervenstarke, die kurzfristig auch weitere Kursverluste verkraften können, bietet sich auf lange Sicht eine schöne Einstiegschance, da bin ich sicher. Kaufen
Eigenes Geld hineingesteckt
Gekauft wurden in den letzten Wochen die Aktien der Privatbank EFG International. Von ihrem Tiefpunkt inmitten der Turbulenzen haben sie rund ein Drittel zugelegt. Die Aktien sind günstig, was allerdings daran liegt, dass sie mit Altlasten kämpft und jetzt aufgrund der Marktverwerfungen leidet. Dass die negativen Nachrichten ausreichend im Kurs enthalten sind, glaubt nun Spiro Latsis, Verwaltungsrat von EFG. Diese Woche vermeldete die Börsenbetreiberin SIX, dass er die meldepflichtige Schwelle von 3 Prozent überschritten hat. Dabei hält seine Familie bereits über 40 Prozent am Institut. Ein Vertrauensbeweis? Ich denke schon. Immerhin steckt er eigenes Geld ins Unternehmen, obwohl die Aussichten ungewiss sind. Ein Lichtblick ist vorhanden: Kundengelder werden immer noch verwaltet. Auch wenn diese nun weniger abwerfen, es ist nicht davon auszugehen, dass die Einnahmen völlig wegbrechen. Mutige Anleger können jetzt Trittbrett fahren. Kaufen
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