Mit der neuen Hypothek besser abwarten
Wir haben zwei Hypotheken auf unserem Eigenheim. Die eine läuft im September aus, und wir haben bereits Offerten bei der UBS, der Post und der Allianz eingeholt. Wir beabsichtigen eine Reduktion der einen Hypothek um 50’000 Franken mit Geld vom 3a-Konto meiner Frau. Was uns nun verunsichert: Im Internet haben die 10-jährigen Hypotheken in den letzten Wochen um circa 0,4 Prozent zugelegt. Auf der anderen Seite liest man, dass die Hypotheken günstig bleiben, wenn nicht sogar noch tiefer fallen. Ist es kein guter Zeitpunkt, um eine Entscheidung zu treffen? U.G.
Ich halte den Zeitpunkt, um über eine neue Hypothek zu entscheiden, für problematisch. Denn aufgrund der Corona-Krise schlagen nicht nur die Aktienkurse, sondern auch die Zinsen weltweit Kapriolen. Die starken Zinsausschläge erfolgen weniger im Scheinwerferlicht der breiten Öffentlichkeit, bergen aus meiner Sicht aber mindestens so grosse Gefahren wie der Aktiencrash.
Hintergrund der Zinsturbulenzen ist die Angst vor Zahlungsausfällen im Bereich von Unternehmensobligationen. Weil als Folge der Corona-Krise die globale Konjunktur in eine Rezession abgleiten dürfte und viele Unternehmen in Existenznot geraten, muss damit gerechnet werden, dass viele Firmen ihre Schulden nicht mehr begleichen können. Heftige Einbrüche sehen wir bereits jetzt bei Anleihen von Schuldnern mit einem tiefen Kreditrating.
Noch während der Hausse floss viel Geld ins Segment der riskanten Hochzinsanleihen, da die Anleger angesichts der rekordtiefen Zinsen höhere Renditen suchten. Dass sie damit auch deutlich höhere Risiken eingingen, waren sich viele nicht bewusst.
Inzwischen sind die Kreditrisikoprämien bei den Unternehmensobligationen stark in die Höhe gestiegen. Das Risiko hat wegen der Gefahr von Zahlungsausfällen plötzlich wieder einen hohen Preis. Viele Schuldner mit schlechter Bonität bekommen kein neues Geld mehr oder nur sehr schwer. Selbst bei sehr sicheren Staatsanleihen gibt es enorme Kursausschläge. Auch die Rendite der Bundesanleihen der Eidgenossenschaft mit zehn Jahren Laufzeit vollzieht steile Berg- und Talfahrten.
Angesichts der Turbulenzen der Kapitalmarktzinsen ist es auch bei den Hypothekarsätzen kurzfristig zu starken Bewegungen gekommen. Ansich sorgen die gigantischen Geldspritzen der internationalen Notenbanken dafür, dass die Zinsen noch sehr lange Zeit tief bleiben. Die Angst vor einem Zusammenbruch am Obligationenmarkt durchkreuzt aber diesen Trend. Daher ist es zu einer Erhöhung der Hyposätze für Finanzierungen mit langen Laufzeiten gekommen. Die Risikoaufschläge an den Kapitalmärkten schlagen direkt auf den Hypothekenmarkt durch.
Wo die Reise bei den Zinsen hingeht, ist angesichts der vielen Unsicherheiten wegen der Corona-Krise und den Befürchtungen, der Obligationenmarkt könnte einbrechen, unklar. Alles ist möglich. Persönlich gehe ich davon aus, dass sich die Lage auch am Kapitalmarkt wieder beruhigen könnte, falls wir die Corona-Krise in den Griff kriegen. Dann würden die Hyposätze wohl wieder zurückkommen. Das viele Geld der Notenbanken ist ja nicht einfach weg, sondern überschwemmt die Märkte.
Im aktuellen Umfeld würde ich nicht vorschnell eine neue Festhypothek abschliessen. Vielmehr würde ich die weitere Entwicklung genau im Auge behalten und, wie Sie dies tun, mit mehreren Anbietern im Gespräch bleiben. Bis Ihre eine Hypothek ausläuft, haben Sie noch ein gutes halbes Jahr Zeit. In dieser Phase dürfte sich an den Finanzmärkten einiges tun.
Immerhin besteht die Hoffnung, dass die Ausbreitung des Coronavirus bis im Herbst gestoppt oder zumindest stark verlangsamt wird und ein Gegenmittel langsam in Griffnähe kommt. Das würde die Lage an den Finanzmärkten beruhigen und auch bei den Hypothekarkonditionen eher wieder eine Entspannung bringen, zumal die internationalen Notenbanken derzeit alles unternehmen, um die Kreditmärkte zu stützen.
21 Kommentare zu «Mit der neuen Hypothek besser abwarten»
Die Coronakrise ist im Gegensatz zur Finanzkrise ein Angebotsschock. Es wird nun sehr viel Geld verteilt, welches gar nicht im gleichen Umfang verteilt werden kann.
Deswegen besteht die Gefahr von Inflation und es kann gut sein, dass man diese nur mit höheren Zinsen unter Kontrolle bringen kann.
Noch ist vieles völlig offen, aber es gibt keine Garantie für eine noch lang anhaltende Tiefzinspolitik.
Höhere Zinsen halte ich persönlich für unwahrscheinlich. Die Nationalbanken haben ja eh schon längst keine Antworten mehr – das sieht man an den seit Jahren aufgeblähten Vermögenspreisen. Falls die Corona-Krise länger andauert, wird die nächste Antwort nur noch eine politische sein können und dazu gehören dann Themen wie bedingungsloses Grundeinkommen. Wenn ein winziges Virus die gesamte Ressourcenallokation des Kapitalismus auf den Kopf stellt, dann war der Kapitalismus vielleicht doch nicht so toll, wie uns immer erzählt wurde. Oder man kann einfach Klassiker wie „Das Kapital“ wieder hervornehmen, die Rezepte wurden alle schon längst erfunden. Von einer staatlich geregelten Produktion der Grundversorgung war die Schweiz übrigens eh noch nie besonders weit weg – Stichwort Subventionen.
In der Corona Krise ist der USD, die US Staatsanleihen „gecrasht“: Eigentlich wäre der USD der sichere Hafen, der steigt normalerweise in Krisen: Die Welt hat das Vertrauen in den USD verloren:
Wir sollten nicht über Junk Bonds reden, wenn US Treausuries bald Junk sind .
(Gut in der Schweiz, da sieht man den EUR zusammenbrechen, wohl noch lange, lange Zeit)
Die Saudis verkaufen USD (Treausries), weil sie am Öl nichts mehr verdienen, die Chinesen, weil sie am Export nichts mehr verdienen aber keiner will all diesen Junk haben mit 0% Zinsen, aber mehr Zinsen erträgt die US Wirtschaft nicht mehr: Die USA sind pleite, bekommen keinen Kredit mehr, ausser von ihrer eigenen Notenbank, der einzige Käufer von US treasuries, bald der grösste Gläubiger der USA, bald ist Eure Währung Euer Problem.
Trump hätte, bei guter Wirtschaft, ein Budgetdefizit von über 5% erzielt, wie alles bei Trump, das grösste je in guten Zeiten: Wer bei gutem Geschäftsumfeld grosse Verluste schreibt, geht pleite in der Krise.
Spieler: „Persönlich gehe ich davon aus, dass sich die Lage auch am Kapitalmarkt wieder beruhigen *könnte*, *falls* wir die Corona-Krise in den Griff kriegen.“
Das ist so ein typischer Spieler-Satz: „könnte“, „falls“ … so richtig schwurblig und unmutig. Das muss heissen: „Die Lage am Kapitalmarkt beruhigt sich wieder, sobald sich abzeichnet, dass wir die Corina-Krise in den Griff kriegen.“
Mein Rat: Verlängern Sie die Hypothek genau dann, wenn Sie sie brauchen. Den richtigen Zeitpunkt erwischen Sie sowieso nur mit Glück. Ich selbst würde die Hypothek nicht teilweise mit den 3a-Geldern Ihrer Frau zurückzahlen, ausser Sie kennen sich an der Börse gar nicht aus, Sie sind 0% risikobereit oder die Zinslast der Hypothek erdrückt Sie..
2 und 3 Säule: So viel rein wie geht (gesetzliche Grenzen, frei verfügbare Mittel) UND IMMER SO VIEL RAUS wie geht auch: liegt das Geld 40 Jahre da drin, wird der Steuervorteil kannibalisiert dadurch, dass es den nur einmal gibt und die Auswirkungen auf die jährliche Rendite abnehmen und wegen der Progression auf hohe Kapitalauszahlungen. Und Drittens: Je länger die Anlage, umso Kapitalgewinne, die werden bei der Auszahlung besteuert, wären bei Anlage ohne Steuervorteil aber Steuerfrei! Und Viertens: Kennen Sie die Steuersätze auf Kapitalleistungen aus Vorsorge in 20 Jahren? Ich nicht, aber ich vermute, die werden höher sein als heute.
@Anh: Stimme völlig zu. Man sollte wenn immer möglich aus der 3. Säule amortisieren, also alle 5 Jahre und Hypo-Laufzeiten oder Tranchen möglichst daran ausrichten (wenn 2 Partner einzahlen können, kann man alle 5 Jahre ca. CHF 70’000.- amortisieren). Leider hört man diesen Hinweis sehr selten bis gar nie, schon gar nicht von den Banken, welche natürlich lieber eine höhere Hypothek bis zur Pensionierung verkaufen.
Der Herr Spieler hat ja immer gesagt, man solle die Hypo nicht stückeln: Und jetzt sagt er, es sei kein guter Zeitpunkt, die zu erneuern: Aber wenn die ganze Hypo jetzt fällig wird, muss man die ganze Hypo jetzt erneuern, Dumm gelaufen oder falsche Strategie?
Der Zeitpunkt um von einer Festhypothek in eine Geldmarkthypothek zu wechseln ist nie falsch. ?
Da empfehle ich auch noch die Zinssätze z.B. bei hypomat.ch anzuschauen, die Online Hypothekarlösung der Glarner Kantonalbank. Da kann man Geldmarkthypotheken bereits mit dem SARON abschliessen, welcher bis Ende 2021 den LIBOR ablöst.
Interessant ist aber, dass im Zuge der Corona Kriese die Marge erhöht wurde. Waren es für den 3-Monats SARON 0.600% Marge, ist diese nun aus – mir nicht verständlichen Gründen – auf 0.670% angestiegen.
Mit einem Strategiewechsel von einer Festhypothek zu einer Geldmarkthypothek lässt sich viel mehr Geld einsparen als mit dem Angebot einholen bei verschiedenen Banken.
Weiter kann man optimieren, wenn man von einer Bank zu einer online Lösung wechselt.
„Mit einem Strategiewechsel von einer Festhypothek zu einer Geldmarkthypothek lässt sich viel mehr Geld einsparen als mit dem Angebot einholen bei verschiedenen Banken.“
Da bin ich voll einverstanden, grundsätzlich kostet das gleiche Produkt ziemlich ähnlich viel bei allen Anbietern, viel entscheidender ist, dass einem der Barater das richtige (aus Kundensicht) Produkt verkauft, was ide ja auch machen bei den Banken, sind ja Kundenberater, die beraten ihre Kunden selbstlos und gratis zu Lasten ihres Bonuszahlers….
Ich halte nur in Ausnahmefällen für schlau, die ganze Hypo kurzfristig zu finanzieren: Wenn die Belastung gering ist, man alles zurückzahlen könnte, falls es schmerz. Halt lieber etwas Cash behält für eine Kreuzfahrt, Schenkung.
@Anh Toàn. Kreuzfahrt finde ich jetzt gerade mal eine sehr schlechte Empfehlung, ausser Sie suchen eine Gelegenheit um sich zu isolieren und nicht ihre junge Frau samt Kinder anzustecken ?
Sie schreiben, dass Sie zwei Hypotheken auf das Eigenheim haben, wobei eine im September ausläuft. Da können Sie sich das Angebot einholen bei verschiedenen Banken und Versichererungen ersparen. Sie werden mit zwei Hypotheken unterschiedlicher Laufzeit an die aktuelle Bank gebunden bleiben. Erst müssen Sie schauen, dass Sie die Laufzeit so wählen, dass beide Hypothekn gleichzeitig auslaufen. Erst dann haben Sie die Möglichkeit zu einem anderen Finanzdienstleister zu wechseln.
Es sei denn, die beiden Hypotheken sind mit je einem Schuldbrief gedeckt!
Wir haben für STWE gerade auf 1. Oktober eine Festhypo über 7 Jahre vereinbart und zwei unterschiedliche Laufzeiten auf eine gelegt. Zinssatz unter 1%. Es gibt viele richtige Lösungen, insbesondere wenn mann sich schon lange kennt: Berater der Bank und wir.
Die langfristigen Zinsen werden ansteigen, da die Industrie wieder auf lokale Produktion umstellen wird und damit diese Produkte viel teurer werden. Dies führt zu einer Inflation. Dies führt zu einem Kaufkraftverlust und einer Konkurswelle, die das ganze Wirtschaftssystem saniert mit katastrophalen Folgen. Der Kollaps unseres Wohlstandes, aber eine Verbesserung des ökologischen Zustandes unserer Welt.
Warum sollte die Industrie auf lokale Produktion umstellen ? Nur weil man eine Pandamie hatte, die alle 100 Jahre vorkommt ? Der Marktdruck dieses Systems wird den gleichen Zustand wie vorher herstellen – viel schneller als heute angenommen. Die Menschen selber werden überkompensieren und der ökologische Zustand noch schneller noch schlechter werden.
Die Geschichte lernt uns eines, dass wir nichts lernen!
Wenn das hier mal vorbei ist, wird es wieder aussehen wie vorher, egal wie lange das auch dauern wird. Das war so, ist so und wird immer so bleiben.
Auch wen der Euro oder die EU verschwindet.
Die Zinsen bleiben eher tief.
Die Gewinnoptimierung der „angestellten“ CEOs mit ihren vielfach überteuerten Löhnen, werden sich das Geld schon beschaffen, welches sie haben möchten.
Also Geld ins System pumpen bis es wirklich platzt. Das hier ist ja noch nicht mal der so oft herbeigeschworene Finanz-Crash (kann es aber noch werden).
Also Hypo zurückzahlen!
Vorteil: bei Immocrash hat man ein Polster und ist nicht „hypothetisch“ überschuldet, gemäss Berechnungen der Bank (5% etc.) und
im Rentneralter, das gleiche.
Es gibt nur 2 Möglichkeiten. Nummer 1 ist, es wird sich genau nichts ändern und das Kasino wird weitergehen ab Herbst – d.h. warten Sie ab und bekommen wieder tiefere Zinskonditionen bzw. schliessen mal eine kurzfristige Geldmarkthypo ab. Nummer 2 ist eine komplette Veränderung unseres Geldsystems, welches aus verschiedenen Gründen in Hyperinflation mündet. Dann empfehle ich Ihnen, dass Sie möglichst viel aus 3a zurückzahlen, weil dann Gold und Immobilien das letzte sind, was noch einen Wert besitzt.
Ich tendiere zu Nummer 2 – leider.
Also bei einem Szenario 2, welches ich nicht als realistisch sehe, gäbe es gar keinen Grund zur Amortisation, da die Hypothek eine Nominalschuld ist, die sich dann innert Kürze als wertlos erweist.
R.H.Bac
Meine Bank hat mir für die ablaufende zweite Hypothek im April 2020 einen Zins von 1% mit Laufzeit 2 Jahre offeriert.
Kann ich das akzeptieren oder Nachverhandeln?
ähnlich bei mir: 0.990 ohne Verhandlung .
Verhandlung ergibt sicher noch 0.1 oder bisschen mehr Veränderung.