Bei Fonds kommt es auf die Nettorendite an

Was bei der Wahl des passenden Fonds wichtig ist, weiss unser Geldexperte.

Wie viel Risiko man eingeht, muss der Anleger selber wissen. Foto: iStock

Sie haben mich vor ein paar Monaten zum Thema Fonds beraten und konnten mir so sehr helfen. Nun habe ich die Möglichkeit, mit einem Vorerbbezug von 100’000 Franken meine Vorsorge aufzubessern. Ich habe noch einen Anlagehorizont von 15 Jahren. Jährlich soll von den Geldern, die ich gerne anlegen möchte, der jährliche Maximalbetrag in das 3a-Vorsorgekonto einbezahlt werden. Ich habe bereits den Swisscanto (CH) Vorsorge Fonds 75 Passiv VT CHF. Die ZKB empfiehlt mir nun den Swisscanto (CH) Portfolio Fund 1 – Ambition AA CHF. Der ist aber aktiv und mit einem TER von 1,5 Prozent teurer. Empfehlen Sie auch eher einen passiv geführten Fonds, und wenn ja, welchen? C.M.

Der Ihnen von Ihrer Bank empfohlene Swisscanto (CH) Portfolio Fund I – Ambition AA CHF investiert weltweit in Aktien, Obligationen und übrige Anlagen. Mindestens 40 Prozent und höchstens 85 Prozent des Vermögens werden in Aktien und mindestens 5 Prozent und höchstens 60 Prozent des Vermögens in fest oder variabel verzinsliche Obligationen von Emittenten weltweit investiert.

Die Fondsleistung hat bei der Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen somit einigen Spielraum und kann je nach Marktsituation Aktien oder Anleihen stärker oder schwächer gewichten. Der Fonds bietet eine breite Diversifikation und ermöglicht es Ihnen, Ihr Kapital international anzulegen.

Mit einer Gesamtkostenquote TER von 1,5 Prozent ist der Fonds allerdings, wie Sie richtig schreiben, deutlich teurer als Ihr Swisscanto (CH) Vorsorge Fonds 75 Passiv VT CHF. Das lässt sich einfach erklären: Der Swisscanto (CH) Portfolio Fund I – Ambition AA CHF ist ein aktiv geführter Fonds, Ihr bestehender Vorsorgefonds ist indes passiv aufgestellt.

Ob Sie aktiv oder passiv verwaltete Fonds nutzen, ist nicht grundsätzlich richtig oder falsch. Meines Erachtens sollte man beides tun. Je nach Konstellation kann es Sinn machen, eher einen aktiv verwalteten Fonds einzusetzen, in anderer Situation fahren Sie hingegen mit passiven Vehikeln besser.

Entscheidend für Sie ist die Nettorendite: Wenn ein aktiv verwalteter Fonds eine deutlich bessere Performance erreicht als der passive Fonds, ist auch die höhere Gebühr gerechtfertigt. Falls aber der aktive Fonds seinen Benchmark nicht schlägt, ist es für Sie vorteilhafter, wenn Sie einen passiven Fonds halten. Leider sind längst nicht alle aktiven Fonds wirklich in der Lage, auf mehrere Jahre hinaus ihren Benchmark zu schlagen.

Da Ihnen, wie Sie mir schreiben, Gebühren wichtig sind und Sie das Geld ohnehin im Hinblick auf die Vorsorge investieren, würde ich in Ihrem Fall auf die verschiedenen passiv verwalteten Vorsorgefonds von Swisscanto zurückgreifen.

«Da Sie einen langen Anlagehorizont von 15 Jahren haben, können Sie stärkere Kursschwankungen eher in Kauf nehmen.»

Über den von Ihnen bereits gehaltenen Swisscanto (CH) Vorsorge Fonds 75 Passiv VT CHF hinaus könnten Sie im Sinne der Diversifikation und der Risikominimierung auch Vehikel mit einem tieferen Aktienanteil wählen – etwa den Swisscanto (CH) Vorsorge Fonds 20 passiv oder den Swisscanto (CH) Vorsorge Fonds 45 passiv. Diese halten einen Aktienanteil von nur einem Fünftel oder von 45 Prozent und weisen etwas weniger Kursschwankungen auf als Ihr bestehender Fonds.

Neuerdings bietet Swisscanto auch einen passiv verwalteten Fonds mit 95 Prozent Aktienteil an. Sie müssen für sich überlegen, wie viel Risiko und Schwankungen Sie in Kauf nehmen wollen und können. Nach rund zehn Jahren Hausse an den Aktienmärkten rechne ich in nächster Zeit eher mit stärkeren Turbulenzen an den Finanzmärkten.

Auf der anderen Seite bieten Ihnen Vehikel mit einem höheren Aktienanteil auch mehr Gewinnchancen. Da Sie einen langen Anlagehorizont von 15 Jahren haben, können Sie stärkere Kursschwankungen eher in Kauf nehmen. Letztlich müssen Sie sich damit aber wohlfühlen – auch wenn es an den Börsen mal wieder schlechter läuft.

9 Kommentare zu «Bei Fonds kommt es auf die Nettorendite an»

  • Panja Flöte sagt:

    Passiv ist für den Anleger immer besser als aktiv, egal, was Experten erzählen. Mein Rat ist:
    — VIAC Global 100 wählen (= 3a-Produkt), Jahr für Jahr den Maximalbetrag einzahlen, nach 15 Jahren sich über das Vermögen freuen. Dies wenn möglich mit den Jahreslohn bezahlen.

    Zusätzlich:
    — Das vorgezogene Erbe (100k) gestaffelt in „FTSE All-World“ anlegen (d.h. alle 3 Monate 25k investieren).
    Oder:
    — Fondslösung von Avadis wählen (100% Aktien, gestaffelt investieren).

    • Tom Sivers sagt:

      Mit dem Konkursprivileg wird das Barvermögen bis 100’000 CHF pro Vorsorgenehmer im Falle einer Insolvenz der kontoführenden Bank bevorzugt behandelt. Die VIAC Wertschriften werden bei der Credit Suisse geführt. Vor allem Credit Suisse ist riesig mit Krediten in heißen Branchen. Fracking in USA, Flugzeug-Leasing stets ist die CS vorne dabei.
      Die CS finanzierte auch die Übernahme der Caesar-Casinos in Las Vegas mit über 7 Milliarden Dollar, der Kredit soll gefährdet sein.

    • Anna Mayer sagt:

      Die Fundlösung von Avadis Strategie: Aktien
      mit einem TER von 0.54% ist zu teuer, da gibt es deutlich günstigere und bessere Alternativen.

  • Anh Toàn sagt:

    „Die Fondsleistung hat bei der Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen somit einigen Spielraum und kann je nach Marktsituation Aktien oder Anleihen stärker oder schwächer gewichten.“

    und

    „Falls aber der aktive Fonds seinen Benchmark nicht schlägt, …“

    Mit welchem Benchmark vergleicht man einen Fonds mit solch grossem Spielraum? Auf welche Frist? Gerade in den letzten Wochen sind wohl manche Aktienfondsmanager daran verzweifelt, dass sie zwar aktiv verwalten sollen, aber nicht verkaufen dürfen. Ja sogar in gemischten Fonds zukaufen mussten, da sie ja durch die Wertverluste Untergewichten waren in Aktien gemäss dem Fondsreglement. ETF’s verkaufen irgendwann die Verlierer, da deren Gewichtung gesunken ist, schlauer ist, die vorher zu verkaufen.

    • Anh Toàn sagt:

      Ein Fondsmanager eines aktiven Fonds mit derart breitem Spielraum wie hier, musste zumindest nicht zukaufen, Konnte allenfalls sogar Gewinne auf langfristige Staatsanleihen realisieren, darf ja auch viel Cash halten. Aber andererseits weiss der Anleger nicht so genau, was er eigentlich hält. Darum halte ich es nicht interessant als kleine Depotbeimischung. Vor allem aber braucht man viel Vertrauen in das Fondsmanagement. Nix für mich.

  • Anh Toàn sagt:

    An die ETF Fanboys und alle Anderen auch:

    „Jeweils im September erneuert die Schweizer Börsenbetreiberin SIX die Zusammensetzung ihrer Indizes. “ (Habe ich bei der FUW gefunden)

    Wer heute einen ETF auf dem SPI kauft, kauft so viele UBS wie die Prozente im SMI haben. Das bleibt das ganze Jahr so: Wenn UBS mehr verliert als der Markt, muss der ETF mehr UBS kaufen:

    Um den Index das ganze Jahr lang jeden Tag möglichst genau abzubilden, müssen ETF’s doch die Verlierer zukaufen und die (relativen) Gewinner reduzieren, sie geben jeden Tag Gebühren aus, im Depot die Verliereraktien gleich stark gewichtet zu halten.

    Habe ich da etwas falsch verstanden?

    • Peter Rohner sagt:

      @Anh Toàn
      Ja, haben Sie falsch verstanden.

      Ein Index basiert üblicherweise auf Marktkapitalisierung (= Anzahl Aktien * Kurs). Fällt eine Aktie, sinkt auch die Marktkapitalisierung (und umgekehrt). Ein ETF hat somit jederzeit die korrekte Aufteilung, die sich zudem dauernd verändert. Erst bei Herausgabe von neuen Aktien (Kapitalerhöhungen) bzw. Rückkauf von Aktien (inkl. Vernichtung) ändert sich die Marktkapitalisierung. Drum wird der Index von Zeit zu Zeit angepasst (z.B. alle 6 oder 12 Monate, abhängig vom Index).

      • Anh Toàn sagt:

        @Peter Rohner Danke: Also welche Unternehmen im Index sind wird einmal jährlich angepasst, die Gewichtung im Index basiert aber auf der Marktkapitalisierung.

    • Zufferey Marcel sagt:

      Es gibt auch Smart Beta ETF. Die bilden z. B. den SPI nach eigenen Kriterien ab und gewichten einzelne Titel oder Sektoren (ganz) anders, als im eigentlichen Index vorgesehen. Im Rohstoffbereich kann man mit Smart Beta ETF die grössten Indizes, in welchen Öl meistens übergewichtet ist (Rogers Commodity Index, GSCI, usw.) „umschiffen“ und Produkte kaufen, in denen z. B. Öl dann unter- aber Edelmetalle (oder Energie) übergewichtet sind. Smart Beta ETF können eine Lösung sein, aber man sollte über die zugrunde liegenden Indizes gut Bescheid wissen.

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