Wird sich der Kurs erholen?

Die Dividende ist gut, das Kurswachstum aber schwach: Was die Aktie der Burkhalter-Gruppe beispielhaft zeigt.

Was für Zahlen wird er im April 2020 verkünden? Marco Syfrig, CEO der Burkhalter-Gruppe, an der Bilanzmedienkonferenz 2016. Foto: Keystone

Ich habe ein breit gefächertes Portfolio und bin eigentlich zufrieden, wie es läuft. Einzig mit meinen Burkhalter-Aktien weiss ich nicht so recht, was ich machen soll. Im Mai 2017 gekauft, sind sie nun seit einer gefühlten Ewigkeit bei einem Minus von rund 45 Prozent. Grundsätzlich brauche ich das Geld nicht, und die Dividende ist auch ganz okay. Soll ich einen Teil im Minus verkaufen und in aktuell besser laufende Papier investieren – oder zuwarten? T.H.

Die Burkhalter-Gruppe profitierte als führende Anbieterin von Elektrotechnik-Dienstleistungen in der Schweiz vom seit Jahren anhaltenden Bauboom. Gleichzeitig ist sie aber dem harten Preiskampf ausgesetzt, der hierzulande unter Bau- und Handwerksbetrieben herrscht und in vielen Betrieben zu einer Margenerosion geführt hat.

Zwar besteht durchaus eine rege Nachfrage nach Elektrotechnikdienstleistungen etwa im Bereich Elektroinstallationen, Service und Unterhalt, Telematik oder Sicherheit, aber wenn die Marge zu tief ist, kann es für einen Betrieb sogar kontraproduktiv werden, wenn er solche Aufträge annimmt.

Als Grossunternehmen mit 48 Gruppengesellschaften an rund 100 Standorten ist Burkhalter darauf angewiesen, eine hohe Auslastung der Betriebe und der 3000 Mitarbeitenden zu erreichen. Das Auftragsmanagement wird so zu einer heiklen Gratwanderung.

Am 6. April 2020 wird Burkhalter seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 vorlegen. Zu hohe Erwartungen würde ich mir dabei nicht machen, zumal der Gewinn im ersten Semester rückläufig war und um fast neun Prozent auf 8,8 Millionen Franken abnahm. Zwar wies das Management damals darauf hin, dass das zweite Semester meist ertragsstärker ausfalle als das erste – und stellte für 2019 einen Gewinn in Aussicht, der in etwa gleich hoch ist wie im Jahr davor.

Entscheidend aus meiner Sicht wird bei den Zahlen sein, ob Burkhalter in der Lage war, die Marge zu halten oder nicht. Bei einer sinkenden Marge könnte der Aktienkurs wieder unter Druck kommen. Es wäre wohl nur schon ein Erfolg, wenn die Marge wenigstens gehalten werden kann.

Vor diesem Hintergrund kann ich Ihnen nicht viel Hoffnung auf eine starke Kurserholung bei Ihren Burkhalter-Titeln machen. Auch wenn der gesamte Aktienmarkt aufgrund der vielen Unsicherheitsfaktoren wie dem Coronavirus und der erwarteten Wirtschaftsverlangsamung in den nächsten Wochen und Monaten weiter korrigiert, dürfte sich Burkhalter kaum dem Markttrend entziehen können.

Als bestehender Aktionär würde ich mich fragen, mit welchem Ziel Sie die Burkhalter-Aktien gekauft hatten. Wenn Sie von der Aktie Kurswachstum erwarten, würde ich sie verkaufen. Das kann der Titel kaum in gewünschtem Ausmass liefern.

Wenn Sie allerdings in erster Linie an Erträgen interessiert sind, würde ich die Papiere im Depot behalten. Immerhin zeichnet sich das Unternehmen durch eine hohe Ausschüttungsquote aus, und die Aktie bringt es auf eine stolze Dividendenrendite von rund fünf Prozent. In Zeiten rekordtiefer Zinsen ist das ein gutes Geschäft.

Dafür zahlen Sie mit der unbefriedigenden Kursentwicklung. Zudem besteht immer das Risiko, dass die Dividende auch mal wieder gekürzt wird, wie das bei Burkhalter bereits nach dem Geschäftsjahr 2018 vorkam.

Das Beispiel Burkhalter zeigt, dass man sich beim Aktienkauf nicht zu stark nur von der hohen Dividendenrendite leiten lassen sollte. Nicht selten ist der Preis für diese ein enttäuschendes Kurswachstum.

12 Kommentare zu «Wird sich der Kurs erholen?»

  • Jean Gilette sagt:

    Bei kleinkapitalisierten Unternehmen geht man immer ein zusätzliches Risiko ein. Burkhalter ist mit einer Börsenkapitalisierung von etwa 400M CHF eine klassische Risikoposition. Auch das täglich gehandelte Volumen ist sehr bescheiden. Verkaufen in einem solchen Umfeld grössere Aktionäre ihre Aktien wird es sehr schwierig einen stabilen Kursverlauf zu erreichen. Dennoch rate ich Ihnen ab von einem Verkauf, denn auch die „neue“ Position könnte sich negativ entwickeln. Erstellen Sie sich einen Plan. Sollte der Kurs auf das Niveau von CHF 45/40 fallen, kaufen Sie nochmals nach um das Break-even zu senken. Ansonsten lassen Sie die Position einfach laufen. Irgendwann in der Zukunft können Sie die Position mit Gewinn verkaufen.

  • Josef Marti sagt:

    In Aktien investiert ist man ja bekanntlich nur weil man kein Geld braucht. Was interessiert dann der Kursverlauf wenn die Dividende stimmt und man das Geld gar nicht braucht? Höchstens das Pflegheim dürfte interessiert sein am Kursverlauf.

  • Stephan Fehlmann sagt:

    Momentan ist ja alles Schrott, was Anlagen mit der Industrie betrifft…und zwar schon seit 2 Jahren. Die Kurse sind bald auf Allzeittiefs, seit Trump den Handelskrieg mit China eröffnet hat. ABB minus 30%….Oerlikon minus 70% innert zwei Jahren, Dividende etwa 15%, Sulzer bald auf Allzeittief, aber Divid. etwa 6%. Holcim etwa auf 10-Jahrestief, aber Divid. 5% . Nur vier Beispiele, dass es mit praktisch allen Industrie-Aktien gleich läuft. Ich könnte hier noch 100 andere aufzählen. Der SMI besteht aber hauptsächlich aus Nestle, Roche und Novartis. Wären diese drei Titel auch im Jammertal wie alles andere, der Punktestand wäre wahrscheinlich tiefer als 2008.

  • Anh Toàn sagt:

    „Es wäre wohl nur schon ein Erfolg, wenn die Marge wenigstens gehalten werden kann.“

    „Immerhin zeichnet sich das Unternehmen durch eine hohe Ausschüttungsquote aus, und die Aktie bringt es auf eine stolze Dividendenrendite von rund fünf Prozent. “

    Die Frage ist doch, wie lange Dividende in dieser Höhe ausgeschüttet werden kann, bei sinkenden Margen. Wird die Dividende in 4 Jahren gekürzt, haben Sie 20% Dividende kassiert, und versteuert, aber der Kurs wird in dem Fall 50% eingebrochen sein, dann gibt’s wieder Einsteieger die 5% Dividende suchen und Sie können raus. 5% Dividende bedeutet in einem Negativzinsumfeld viel Risiko, nämlich dass es bald mal weniger Dividende gibt.

    Vielleicht gibt es auch ein Übernahmeangebot und es gibt 40% Aufschlag auf den Kurs.

    • Anh Toàn sagt:

      Wer Dividende sucht, setzt auf Unternehmen mit wachsenden Dividenden (und Margen, Umsätzen Gewinne damit die „dauerhaft“ finanziert werden können. Die Dividendenrendite solcher Unternehmen betragen heute nicht 5%, sondern so zwei bis höchstens drei Prozent: Alles darüber schreit Vorsicht. Aber entscheiden Sie!

    • Anh Toàn sagt:

      Auch eine bessere Ausstiegsgelegenheit könnte sich bei Unternehmen mit Margenproblemen bieten, wenn, idealerweise von ein neues Management, Neuausrichtung und damit verbundene Restrukturierungsmassnahmen versprechen, also auf deutsch, ganz viele Leute rausschmeissen und verhökern mit was die arbeiteten.

  • Danny Holzer sagt:

    Wäre es denn sinnvoll bzw. spannend, jetzt in diese Produkte zu investieren?
    – Burkhalter
    – ABB
    – Oerlikon

    Wenn man keine solche Titel besitzt

    Würde mich über eine fundierte Antwort freuen..
    danke

    • Panja Flöte sagt:

      Spannend wäre es sicher, sinnvoll eher nicht. Sinnvoll sind ETFs, aber spannend sind die nicht.

  • Stephan Fehlmann sagt:

    @Danny Holzer…Momentan ist wahrscheinlich so ziemlich alles sinnlos, in diesen Crash zu investieren. ABB gibts bald für 10 Fr….Oerlikon für 2 Fr. Der Crash wird 2008 noch um einiges toppen, aber darüber wird natürlich nichts geschrieben. Jeder Analyst verkündet durchhalte-und Beruhigungspillen. Das Chaos an den Märkten ist längst Tatsache!

  • Stephan Fehlmann sagt:

    @ Bissig….ja…wie wenn ich die Panik verbreiten würde. Es sind die grossen Player, die den Crash verursachen. Aber vorausgesagt habe ich alles, wie es rauskommen wird. Das Undenkbare nächste 2008 ist längst Tatsache!

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