Stadler Rail wird vorsichtiger

Stadler Rail: Fertigung einer Zugkomposition in Bussnang TG: Der Bahnbauer hat die Umsatzprognose für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Foto: Chantal Dervey/24 heures

In den letzten Monaten zeigte sich bei Stadler Rail stets das gleiche Muster: Eine Enttäuschung liess den Aktienkurs kurzfristig absacken, danach erholte er sich innert kürzester Zeit wieder – bis die nächste Enttäuschung folgte. So geschehen im September, als das Unternehmen die Margenprog­nose senkte, Anfang Januar, als ein UBS-Analyst prophezeite, dass die Jahresziele verfehlt würden, und Ende Januar, als überraschend erste – enttäuschende – Zahlen veröffentlicht wurden. Am Donnerstag hat der Bahnbauer nun auch noch die Umsatzprognose für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Die Erklärung dazu ist wenig überzeugend. Eher scheint es mir, als wolle sich Stadler nun vorsichtiger geben, um wenigstens dieses Mal die Prog­nosen zu erfüllen. Das ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Das Unternehmen muss nun beweisen, dass auf die Vorhersagen Verlass ist. An der Börse kam die Prognosesenkung natürlich schlecht an. Am Mittwochabend hatten die Titel noch bei 46.60 Franken notiert. Am Freitag waren sie dann nur noch 43.60 Franken wert. Gemessen an den neuen, tieferen Prog­nosen ist das aber immer noch nicht günstig. Halten

Jubiläumsdividende

Die Aktionärinnen von Lindt können sich freuen. Die Schokoladeherstellerin schüttet aus Anlass des 175-jährigen Bestehens eine Jubiläumsdividende aus, 175 Franken je Partizipationsschein und 1750 Franken je Namenaktie. Die deutlich gesteigerte Ausschüttung ist nicht allein Folge des runden Geburtstags, sondern ebenso Resultat der hohen freien Mittel. Das macht aktionärsfreundliche Ausschüttungen erst möglich. Die Aussichten für dieses Jahr sind intakt. Der Konzern hält für 2020 am Wachstumsziel fest, negiert aber die Unwägbarkeiten wegen des ­Coronavirus nicht. Ab der zweiten Jahreshälfte dürften die Rohwarenpreise ein Faktor werden. Dann wird die Branche mit höheren Kakaopreisen kalkulieren müssen, weil Ghana, Lindts Hauptkakaolieferantin, wie die Elfenbeinküste mehr für eine Tonne Bohnen verlangt. Das wird eine Herausforderung für Lindts Preissetzungsmacht, was sich wohl erst 2021 richtig manifestieren wird. Die Titel sind inzwischen mit einer deutlichen Prämie zum langjährigen Mittel bewertet. Teuer, aber auch gut, lautet das Fazit weiterhin. Halten

Margendruck nimmt zu

Wie viele Industrieaktien sind auch jene von OC Oerlikon in der jüngsten, durch Ängste rund um das Coronavirus ausgelösten Korrektur hart getroffen worden. In den letzten zwei Wochen sackte der Kurs gegen 30 Prozent ab, ausgehend von einem schon moderaten Niveau. Dabei hat das Unternehmen erneut eine Sonderausschüttung angekündigt, die zusammen mit der ordentlichen Dividende derzeit eine Rendite von 13 Prozent ergibt. Doch das nützt wenig. Das niedrige und nachlassende Wirtschaftswachstum stellt für Industrieunternehmen ein Problem dar. Der Konkurrenzkampf intensiviert sich, der Margendruck nimmt zu. Dazu kommt der übergeordnete, langfristige Trend, wonach der Anteil der industriellen Tätigkeit an der Wirtschaftsleistung stetig abnimmt. Die Industrie wächst strukturell unterdurchschnittlich. Das macht Industrieaktien unattraktiv für eine Langfristanlage. Einzig zyklische Erholungen können den Titeln vorübergehend Schub geben. Eine solche steht nicht vor der Tür. Halten

Wieder nahe am Sanierungsfall

Es ist eine scheinbar unendliche Leidensgeschichte, die die ehemals staatsnahe Ascom durchlebt. Vor vier Jahren als fokussierte Kommunikationsspezialistin für das Spitalwesen wiedergeboren, ist die zu einem KMU geschrumpfte Firma wieder nahe am Sanierungsfall. Die grossen Hoffnungen, die Investorinnen hatten, sind während der vierjährigen Amtszeit von Ex-Chef Holger Cordes verpufft. Ascom hat es bis heute unter der neuen Chefin Jeannine Pilloud nicht geschafft, ihre PS auf den Boden zu bringen. Der Umsatz ist 2019 zurückgegangen, schwarze Zahlen gab es nur dank eines Immobilienverkaufs – die Dividende wurde gestrichen. In diesem Jahr soll es besser werden, verspricht Pilloud, Wachstum sei wieder in Griffnähe. Sie will den Konzern verschlanken, Kosten senken und Verkaufsmannschaften neu aufstellen – zweifellos die richtigen Massnahmen. Doch dass es so schnell wieder aufwärtsgehen wird, bezweifle ich. Für die Aktien, die in den letzten zwölf Monaten mehr als 40 Prozent ver­loren haben, könnte der Boden noch nicht erreicht sein. Nur wer wie ich viel Geduld und Risikolust mitbringt, hält an den Papieren fest. Halten

Hohe Sonderkosten

Coltene fristet an der Börse bisher ein Schattendasein. Ändert sich das? Das Dentalunternehmen, das Zahnarztpraxen mit einer breiten Palette von Produkten und Kleingeräten ausrüstet, ist mit zwei Übernahmen in eine neue Dimension gewachsen. Der Umsatz ist nun etwa 60 Prozent grösser als zuvor. Bisher hält sich der Erfolg allerdings in Grenzen. 2019 musste Coltene hohe Sonderkosten verbuchen. Die Integration besonders eines der beiden Unternehmen klappte nicht wie gewünscht. Das drückte die operative Marge und den Gewinn. Der Gewinn pro Aktie ist sogar im Vergleich zu 2017 etwa ein Viertel gesunken, weil die Zukäufe zu zwei Dritteln mit frischem Eigenkapital finanziert wurden. Im laufenden Jahr müsste der Überschuss deutlich steigen. Die Sonderkosten fallen weg, zudem sollte es im Einkauf dank Grössenvorteilen mehr Einsparungen geben. Doch günstig sind die Aktien nicht. Zudem würde mich das Branchenwachstum von etwa 2 Prozent pro Jahr nicht reizen. Wirklich attraktiv sind die Coltene-Aktien nicht geworden. Halten

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